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Die Sparbuch-Spardose

Es ist wieder an der Zeit, Ihnen eine außergewöhnliche Spardose aus unserem Archivbestand vorzustellen. Doch halt, das ist ja gar keine klassische Dose. In der Form eines Buches mit geprägtem Ledereinband kommt das 9 x 13,5 x 2,5 Zentimeter große Spargefäß daher. Titel des Werkes: „Der Wille zum Sparen“. Herausgeber: Städtische Sparkasse Mittweida. Ob dieses Objekt wohl einst im Bücherregal eines Kunden der mittelsächsischen Sparkasse seinen Platz fand? Ein gutes Versteck!

Vertrieben wurden derartige „Sparbücher“ vom Exporthaus John J. Moser in der Charlottenstraße 77 in Berlin. Sie hoben sich von den üblicherweise von Sparkassen an ihre Kundschaft ausgegebenen Bügelspardosen ab. Nur wenige Exemplare sind heute noch erhalten. Aus welchem Anlass die 1851 eröffnete Stadtsparkasse Mittweida solche Sparbuch-Spardosen beschaffte, wissen wir nicht. Vielleicht zum 75. Jubiläum 1926? Die Berliner Firma hatte jedenfalls bis 1927 ihren Sitz an der oben genannten Adresse im Postbezirk SW 68, der neben dem Einwurfschlitz der Spardose geprägt ist.

  • Damit die Gemeindesparkasse eröffnet werden konnte, musste eine Genehmigung des Statuts durch die königliche Regierung vorliegen. Am 17. Oktober 1865 erfolgte die Erlaubnis des Dresdner Innenministeriums per Dekret. : © Historisches Archiv der Sparkasse Mittelsachsen

  • Taler Koenig Johann Sachsen

    Während der Regentschaft König Johanns bekam Lichtenberg eine Sparkasse. Das Konterfei des Regenten zierte damals sächsische Taler. Rund 7.420 Taler betrugen die Gesamteinlagen bei der Gemeindesparkasse nach einem Jahr. : © Historisches Archiv des OSV

  • Siegelmarke Gemeinde Lichtenberg

    Eine alte Siegelmarke zeigt das Wappen der Sparkassengemeinde. Solche Marken dienten zum Verschließen von Briefen. Auch Sparkassen nutzten sie. : © Historisches Archiv des OSV

  • Damit "kleine Leute" sparen konnten, ließ die Gemeinde Einzahlungen ab fünf Neugroschen zu. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Sparkasse Lichtenberg 1940

    Die Postkarte zeigt das Gebäude, in dem sich heute die Gemeindeverwaltung befindet. Auch die Sparkasse Mittelsachsen ist hier vor Ort. In einem links angrenzenden Neubau wird die Kundschaft empfangen. (Ansichtskarte Verlag E. M. Arnold in Brand-Erbisdorf, vmtl. 1936; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vor 150 Jahren: Lichtenberg im Erzgebirge erhält eine Sparkasse

Genau 150 Jahre ist es her, dass in der Gemeinde Lichtenberg eine Sparkasse eröffnet wurde. Der 7. Januar 1866 war der erste Geschäftstag des kommunalen Geldinstituts. Das war ein Sonntag. Anfangs war immer am Sonntagmittag zwischen 11:00 und 13:00 geöffnet. Ja, die sächsische Regierung hatte solche Öffnungszeiten sogar empfohlen. So konnten Werktätige an ihrem oft einzigen freien Tag Geldgeschäfte erledigen. Es galt also schon damals, die Bedürfnisse der Kundschaft zu beachten.

Etwa 1.800 Einwohner hatte das Dorf zu der Zeit. Die Absicht des sächsischen Staates und der Lichtenberger Gemeindeväter war es, insbesondere den minderbemittelten, also nichtvermögenden Menschen eine Gelegenheit zum Sparen zu bieten. Zum Beispiel arbeitstätige Männer und Frauen konnten, im Rahmen ihrer sicher oft begrenzten Möglichkeiten, durch kleine Beträge etwas vorsorgen. In Lichtenberg wurden Einzahlungen ab fünf Neugroschen angenommen. Soviel kostete Anfang 1866 etwa ein 15-Liter-Eimer Kartoffeln. Nur zehn Neugroschen betrug Ende des Jahres der Stand des kleinsten Kontos.

Zu jedem Konto gehörte ein Einlagenbuch, in dem nicht nur Name und Wohnort, sondern auch der Stand beziehungsweise das Gewerbe verzeichnet werden sollten. Nach Ablauf des ersten Geschäftsjahres existierten 223 solcher Sparbücher, mit insgesamt 7.419 Talern, 27 Neugroschen und zwei Pfennigen Guthaben. Und wie wurde das Geld von der Sparkasse angelegt? Es gab damals nicht nur hypothekarisch, sondern auch durch Pfand oder Bürgschaft gesicherte Darlehn. Und wenn das regionale Kreditgeschäft genug einbrachte, wurden nach Füllung der Sicherheitsreserven gemeinnützige Vorhaben finanziert. Auch so konnte die Bevölkerung von ihrer Sparkasse profitieren.

Stetig wuchs die Gemeindesparkasse. Nach 30 Jahren wurden bereits mehr Sparbücher als Einwohner gezählt. Auch die Einwohnerschaft des Umlandes konnte die Einrichtung nutzen. Dort verbreiteten sich ebenfalls Sparkassen, etwa 1888 in Mulda oder 1898 in Weißenborn. Im Folgejahr entstand schließlich im heutigen Lichtenberger Ortsteil Weigmannsdorf eine Kasse. Beide Institute wirkten 44 Jahre nebeneinander und wurden dann auf die Kreisspar- und Girokasse Freiberg überführt. Heute hat in der sächsischen Bergstadt die Sparkasse Mittelsachsen ihren Sitz. Sie unterhält nicht nur in Lichtenberg eine Filiale.

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  • Deutscheinsiedel und seine Nachbarorte an der Grenze zu Böhmen (Ausschnitt Königlich Sächsische Generalstabskarte, 1902; Privatbestand Thomas Einert)

  • Ansichtskarte Deutscheinsiedel Winter 1916

    So sah der kleine Ort vor 100 Jahren aus. (Ansichtskarte Verlag Bruno Böhm in Frankenberg, versendet 1916; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Gemeindesparkasse Deutscheinsiedel

    Bis 1937 bestand in Deutscheinsiedel eine Gemeindesparkasse. (Foto aus dem Jubiläumsbuch für Dr. Johann Christian Eberle anlässl. 25 Jahre Giroverkehr in Sachsen, 1933; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Die kleinen Sparkassengemeinden in Sachsen

Derzeit arbeiten zwölf Sparkassen mit zahlreichen Geschäftsstellen im Freistaat Sachsen. Früher war das anders. So gab es 1919 in dem Land sogar 369 Sparkassen. Mehr Institute haben in der fast 200-jährigen Sparkassengeschichte Sachsens niemals existiert. Es bestanden 199 Zweig- beziehungsweise Annahmestellen. Vergleichsweise viele Geschäftsstellen unterhielten die Großstadtsparkassen. So hatte etwa die Sparkasse in der Landeshauptstadt Dresden neben der Hauptstelle 18 Zweigstellen.

Aber die großen Institute sollen hier gar nicht Thema sein. Denn die Anlaufstellen der Kundinnen und Kunden in Sachsen waren damals vor allem die vielen kleineren Sparkassen in Städten und Landgemeinden. Kreissparkassen, wie zum Beispiel im Nachbarland Preußen, gab es nicht. Verbandssparkassen verbreiteten sich nur langsam. Im Freistaat dominierten die eigenständigen Gemeindesparkassen.

Das ist heute schwer vorstellbar. Sogar Orte mit geringer Bevölkerungszahl hatten 1919 eine eigene Sparkasse. Die zehn kleinsten Gemeinden habe ich hier für Sie zusammengefasst. Sie sind nach der Einwohnerzahl geordnet. Auffällig ist die Verbreitung in der Amtshauptmannschaft Freiberg. Dies war der untere Verwaltungsbezirk, der die meisten Sparkassen in Sachsen aufwies. So kam hier eine Kasse auf durchschnittlich 23 km² oder 2.809 Einwohner, was weit über dem Landesdurchschnitt lag.

Die kleinste Sparkassengemeinde im Bezirk hieß Deutscheinsiedel. Dort wirkte seit 1898 ein kommunales Geldinstitut. 1919 gab es erst 417 Sparbücher, im Juni 1937 Einlagen von nur 39.646 Reichsmark. Die Kasse wurde zu dieser Zeit aufgelöst und ein benachbartes Institut zuständig. Nachbarschaft meinte nicht nur in diesem Fall lediglich wenige Kilometer.

Auch die Selbstständigkeit der anderen aufgeführten Sparkassen endete bald, nämlich Ende 1943. Während des Zweiten Weltkriegs fanden in Sachsen sehr viele angeordnete Zusammenlegungen statt, weil das Reichswirtschaftsministerium „Konzentration und Leistungssteigerung“ forderte.

  • Ansichtskarte Augustusburg

    Das Schloss Augustusburg im Hintergrund wurde im 16. Jahrhundert errichtet, der Ort Schellenberg 1899 in Augustusburg umbenannt. (Ansichtskarte Verlag Mohr & Dutzauer in Leipzig, versendet 1903; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Die Filialen der Sparkasse für den Amtsbezirk Augustusburg auf einen Blick: Zschopau, Schellenberg und Oederan. (Ausschnitt Landkarte Königreich Sachsen, vor 1899; Privatbestand Thomas Einert)

  • Ansichtskarte Markt Zschopau

    Sowohl im alten Rathaus (später "Deutsches Haus") als auch im neuen Rathaus (links) befand sich im Laufe der Geschichte die Stadtsparkasse Zschopau. (Ansichtskarte, unbekannter Verlag, versendet 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Tabelle Einlagen 1847

    © Historisches Archiv des OSV

  • Neugroschen

    Damals wurden unter anderem Neugroschen gespart. 10 Pfennige waren ein Neugroschen. 30 Neugroschen ergaben einen Taler. : © Historisches Archiv des OSV

Von der Augustusburger Bezirkssparkasse zur Erzgebirgssparkasse

Im Königreich Sachsen wurden ab 1819 verschiedene Sparkassen gegründet. Zumeist waren sie Einrichtungen von Bürgervereinen (zuerst 1821 in Dresden) oder Städten (zuerst 1825 in Zittau). Ihr Geschäftsgebiet war oft nur auf die Ortschaften, in denen sie ihren Sitz hatten, sowie das nähere Umland begrenzt. Ein Institut mit einem größeren Wirkungsgebiet, in dem mehrere Städte lagen, begann erst vor genau 175 seine Arbeit. Am 1. August 1840 eröffnete die Sparkasse für den Amtsbezirk Augustusburg.

In Schellenberg, Oederan und Zschopau befanden sich die lokal verwalteten Filialen. Zugleich gab es eine Zentralverwaltung. Der Justizamtmann des Augustusburger Bezirks, Carl Theophilius Weißbach, war deren Direktor. Er hatte bereits 1836 auf Weisung der ihm vorgesetzten Regierungsbehörde in Zwickau die Sparkassengründung angeregt und die kommunalen Verwaltungen in die Planungen einbezogen. Dabei war schon frühzeitig klar geworden, dass es drei Kassenabteilungen geben sollte.

Dort wurde allen Einwohnern des Bezirks, insbesondere „unbemittelten“ Personen, das Vorsorgen ermöglicht. Die Menschen konnten zu verschiedenen Zwecken, etwa für Notzeiten, das Alter oder bestimmte Lebensziele, etwas Geld beiseitelegen. In der industriell geprägten Region sollten zum Beispiel die Fabrikarbeiter sparen, da sie bei Konjunkturflauten ohne Erwerb waren. Zu viele mittellose Arbeitslose konnten die öffentlichen Armenkassen schlichtweg überlasten. Das Sparen bedeutete also auch eine Entlastung für die Kommunen. Mit Sparkassen allerhand Gewinn zu erzielen, war damals allerdings keine Absicht.

Die gemeinschaftliche Sparkasseneinrichtung erzielte, wie viele andere junge Kassen auch, zunächst kleine Erfolge. Wegen der komplizierten Verwaltung war ihr aber keine weitere Aufwärtsentwicklung beschieden. Vor allem Zschopau wollte eigene Wege gehen und eine eigene Sparkasse haben. Von vornherein sah die Stadtverwaltung den Augustusburger Sparkassenverband als ein zeitweiliges Projekt. Nach dem Tode Weißbachs wurde die Einrichtung dann aufgelöst. Am 1. Juli 1847 eröffneten schließlich Stadtsparkassen in Zschopau, Schellenberg und Oederan. Die Bestände der Bezirkssparkasse wurden von ihnen übernommen. Die Städte hafteten fortan für die Einlagen.

Heute sind in der Region sowohl die Sparkasse Mittelsachsen (Oederan und Augustusburg) als auch die Erzgebirgssparkasse vor Ort. Dieses Institut bezieht sich auf die Gründung im Jahr 1840 und feiert deswegen insbesondere in Zschopau sein Jubiläum. Viele Aktionen hat die Sparkasse 2015 nicht nur für ihre Kundinnen und Kunden geplant. So wurde zum Beispiel im Zschopauer Schloss Wildeck eine Sonderausstellung zur Sparkassengeschichte im Erzgebirgskreis aufgebaut. Diese kann vom 4. bis zum 30. August 2015 im Grünen Saal des Schlosses besichtigt werden.

  • 5-Pfennig-Stueck und Sparmark Hainichen

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  • Tabelle Einfuehrung Sparmarken 1881

    Bei diesen sächsischen Sparkassen wurden Sparmarken bereits 1881 eingeführt. : © Historisches Archiv des OSV

Eine besondere Marke: Die Sparmarke

In den 1880er-Jahren erfolgten vor dem Hintergrund sozialer Missstände im Industrieland Sachsen Reformen im Sparkassenwesen. Eine Rückbesinnung auf die Wurzeln wurde angeregt. Dies bedeutete, ärmeren Menschen das Vorsorgen zu erleichtern. Insbesondere Kundinnen und Kunden aus dem Arbeiterstand sollten einfacher sparen können. So wurde auf dem ersten sächsischen Sparkassentag, der am 5. Juli 1882 in Freiberg stattfand, unter anderem beschlossen, das Kleinsparen durch die Herausgabe von Sparmarken zu fördern.

Damals waren aus verwaltungstechnischen Gründen Mindestbeträge für Einlagen üblich. Sächsische Sparkassen ermöglichten es nun, auch kleinste Geldbeträge dem Sparkonto zuzuführen. Die Sparmarken wurden in Verkaufsstellen abgegeben und zumeist auf kleine Karten geklebt, bis der Gesamtbetrag von einer Mark erreicht war. Dann konnte die Einzahlung bei der Kasse erfolgen.

Schon vor dem Beschluss des Sparkassentags hatten einige Sparkassen Erfahrungen mit dem Markensparen gesammelt. Zuerst sind Sparmarken im Juni 1881 bei der Stadtsparkasse im mittelsächsischen Burgstädt eingeführt worden. Die Marken kosteten dort 10 Pfennig. Auch bei der Mehrzahl der Sparkassen, die bald ebenfalls diese neue Form des Kleinsparens anboten, war der Wert geläufig.

Es gab aber auch einige wenige Institute, die 5-Pfennig-Sparmarken herstellen ließen, zum Beispiel die Stadtsparkasse Hainichen. Hier begann das Markensparen Anfang 1882. Bei 20 Verkaufsstellen wurden in dem Jahr insgesamt 45.570 Marken verkauft. Sogar 520 neue Kundinnen und Kunden konnte die Sparkasse durch diese Aktion gewinnen.