• © Historisches Archiv des OSV

Das S in der Wabe

Richtig eingestellt ist er, der Dauerkalender. Dieser Werbeartikel der Stadtsparkasse Naumburg stammt aus dem Jahr 1949. Ihn ziert das alte Sparkassenlogo, das es bereits im NS-Staat gab. Es zeigt im Prinzip eine Spardose mit Einwurftrichter, in den eine Münze fällt. Jedem regionalen Sparkassenverband in der jungen DDR stand es frei, das Zeichen verwenden zu lassen oder nicht. In Sachsen-Anhalt wurde es eingesetzt. Im Archivbestand finden sich auch einige Werbefaltblätter mit dem Logo, die 1950 beziehungsweise 1951 entstanden. Im Folgejahr wurden die Länder und die Verbände abgeschafft. Ein neues, einheitliches Logo kam 1957 im Osten zum Einsatz. Die Wabenform und Geld spielten auch bei ihm eine Rolle. Der Entwurf dafür kam vom Grafiker Siegfried Riediger.

  • Stundenplan - Werbemittel der sächsischen Sparkassen in den Schulen, um 1950 : © Historisches Archiv des OSV

  • Blüten und Blütenknospen, Samenkapseln : © Thomas Einert

  • Wurzel und Blattrosetten im Herbst : © Thomas Einert

Pflanzenkunde und -geschichte

Vor ungefähr einem Dreivierteljahrhundert verschenkten die sächsischen Sparkassen solche Stundenpläne an Schulkinder, um sie an Wildgemüse und Wildkräuter heranzuführen. Dies weckte das Interesse des Blogautors, der nicht nur studierter Historiker, sondern auch ausgebildeter Wildnispädagoge sowie Survivaltrainer ist und in der Pflanzenkunde einigermaßen Erfahrung hat. Er möchte die Aufmerksamkeit auf die Nachtkerzen (rechts) lenken, die zur Zeit blühen. Die bekannteste Art der Gattung Nachtkerze ist die Gemeine oder Gewöhnliche Nachtkerze.

Auf der Rückseite des Stundenplans finden sich Informationen zur Pflanze, die einer Kommentierung bedürfen. „Die im Sommer mit großen gelben radförmigen Blüten, die sich abends öffnen und morgens verwelken, weithin leuchtende Nachtkerze ist eine der häufigsten Pflanzen an Bahndämmen, auf Schuttplätzen und auf Sandflächen.“ Als weitere, eigentlich unwirtliche Standorte sind zu nennen: Brachflächen, Ödland, sandige, kiesige Ruderalstellen, Wegränder, Straßenböschungen, Schotterflächen, Sandtrockenrasen oder etwa Steinbrüche.

Die großen Blüten stehen einzeln in den Achseln der wechselständigen Blätter am Stängel. Sie besitzen vier Blütenblätter und sind kreuzsymetrisch aufgebaut. (Bild 2) Die Nachtkerze bekam ihren aussagekräftigen Namen, weil ihre leuchtend-gelben Blüten sich erst abends öffnen und mit ihrem Duft viele Nachtfalter anlocken. Sowohl die noch geschlossenen Blütenknospen (etwa angebraten) als auch die Blüten (zum Beispiel als Salatdeko) sind essbar. Ja, viele Teile der Pflanze sind, zu verschiedenen Zeiten ihrer Entwicklung, nutzbar.

„Aus der am Boden liegenden Rosette lanzettlicher Blätter entspringt der hohe Blütenstengel; die länglichen Früchte enthalten kleine braune Samen.“ Diesen Samen, denen damals noch keine Bedeutung zugemessen wurde, gilt es einige Worte zu widmen. Die Samenkapseln (Bild 2) stehen dicht und aufrecht und enthalten sehr viele kleine kantig-spitze Samen. Das aus ihnen gewonnene Öl enthält wichtige mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Bedeutend ist der hohe Anteil an Gamma-Linolensäure, die eine vielseitige medizinische Anwendung findet. Nicht nur bei Neurodermitis.

Neben den Samen ist die Wurzel der zweite energiereiche Teil der Nachtkerze. Als zweijährige Pflanze bildet sie im ersten Jahr ihres Lebens eine Blattrosette dicht am Boden und eine Pfahlwurzel, die später verholzt. (Bild 3) Die Blätter sind lanzettlich-oval. Die grünen Blätter können auch rötliche Verfärbungen aufweisen. Die bei größeren Rosetten zum Teil möhren- oder pastinakengroßen Wurzeln sind im obersten Bereich an der Schale und im Inneren rötlich gefärbt. Ansonsten ist die Wurzel schmutzig-weiß. Es ist äußerst wichtig, vor dem Verzehr eine eindeutige Bestimmung vorzunehmen, da es auch giftige Pflanzen mit Pfahlwurzeln gibt.

„Als Rapontica oder Schinkenwurzel wird sie bisweilen angebaut. Die bis 30 cm langen und oft mehrere Zentimeter dicken Wurzeln liefern vom Herbst bis zum Frühling, wenn der Boden nicht fest gefroren ist, ein wohlschmeckendes Gemüse als Ersatz für Schwarzwurzel. Sie werden wie diese zubereitet, also geschabt oder geschält, in mit Essig angesäuertes Wasser gelegt und in Salzwasser gekocht. Mit Kartoffeln können sie wie Mohrrüben als Eintopfgericht gekocht werden. In Scheiben geschnitten geben die gekochten Wurzeln mit Essig und Öl einen Salat.“

Den Namen Schinkenwurz trägt sie übrigens wegen der Rosa-Färbung beim Kochen. Über Wohlgeschmack lässt sich streiten. Man denkt an Pastinake. Es bleibt allerdings ein gewisser kratzig-scharfer Nachgeschmack. Bei allen Pflanzenteilen. Zur Herkunft wurde auf dem Stundenplan berichtet: „Sie ist aus Nordamerika eingeschleppt, also kein ursprüngliches Kind unserer Pflanzenwelt.“ Dazu sagt man heute Neophyt. Übrigens nutzten bereits die Indigenen die Pflanze. So sollen zum Beispiel die Algonkin Hauterkrankungen mit dem Brei der Samen behandelt haben.

Nach Europa kam die Nachtkerze allerdings vor über 400 Jahren als Zierpflanze. Wegen ihrer schönen Blüten tauchte sie zunächst in französischen Gärten auf. 1660 soll sie in Deutschland angekommen sein. Auch als Wurzelgemüse wurden Nachtkerzen dann angebaut. Selbst der Dichterfürst Goethe schickte seiner Frau 1810 Samen zum Aussäen. Doch in den Gärten blieb die Nahtkerze nicht. Sie brach aus und verwilderte. Der Ausbau der Eisenbahnnetze im 19. Jahrhundert kann eine große Wirkung für ihre Verbreitung gebracht haben. In und mit den Schienenwegen bekam sie ein vielmaschiges Netz von Wanderstraßen.

  • Tischläufer und Handtuch der Sparkasse Obercunnersdorf von 1933 : © Historisches Archiv des OSV

Waschtag im Archiv

Pflege ist angebracht. Denn diese Textilien sind nicht im besten Zustand. Entstanden sind sie anlässlich des 50. Jubiläums der Sparkasse Obercunnersdorf in der Oberlausitz am 1. April 1933, als gerade die nationalsozialistische Gleichschaltung der kommunalen Geldinstitute stattfand. Ihre Herstellung erfolgte in der Region, die für ihre Textilindustrie bekannt war. Zum Glück gibt es in unserem Historischen Archiv zeitgenössische Hinweise zur Säuberung solcher Objekte. So werden sich die Verfärbungen gewiss entfernen lassen. Da die Sachen aus Sachsen stammen, kann es sich nur um Kaffee handeln. Die verlinkte Fleckenuhr empfiehlt, ältere Kaffeeflecken über Nacht in konzentriertem Glycerin einzuweichen und dann in warmem Wasser mit Borax nachzuwaschen.

Beide Zutaten habe ich aus der örtlichen Apotheke besorgt und musste dabei seltsamerweise meine Ausweisdaten hinterlegen. Wofür ich denn solche Stoffe brauche? Da gestand ich, dass ich jetzt im Sinne der Gleichberechtigung im Historischen Archiv des OSV die Aufgabe der Textilpflege übernehmen muss. Dabei wurde ich im Rahmen des jährlichen Frühjahrsputzes gleich zum samstäglichen Waschtag verpflichtet. Nun sitze ich also hier in Potsdam mit einem Eimer Glycerin und einer Kanne Borax und hoffe auf gute Wirkung. Nebenbei kann ich aber auch gleich im Blog etwas für unsere Öffentlichkeitsarbeit tun. Vielleicht sind solche Waschhinweise ja auch für andere Archive interessant?

[ Nachtrag: Tatsächlich stimmen die historischen Fleckentipps. Und auch die Jubiläumswerbeartikel existieren. Der Rest aber wurde im Sinne eines Aprilscherzes frei erfunden. Bei uns muss der Historiker keine braune Wäsche waschen. 😉 ]

  • Motiv eines Werbeplakates, das am 4. Oktober 1922 in der Zeitschrift Sparkasse veröffentlicht wurde

Werbung vor 100 Jahren

Vor 100 Jahren gab es noch keine einheitliche Sparkassenwerbung. In der Zeitschrift des Deutschen Sparkassenverbandes, der Sparkasse, wurden immer wieder vorbildliche Maßnahmen einzelner Institute vorgestellt. Unter der Rubrik „Zur Praxis“ ging es zum Beispiel am 4. Oktober 1922 um ein Werbemittel der Girozentrale-Kommunalbank für die Provinz Sachsen-Thüringen-Anhalt in Magdeburg. „Ausgehend von dem Grundsatz, daß das wichtigste Mittel zur Erfüllung der sozialen Zweckbestimmung der Sparkassen die persönliche Werbung Sparwilliger, unterstützt durch wirkungs-, aber taktvolle Reklame, ist, hat die Girozentrale das vorstehende, gediegene und allgemeinverständliche Werbeplakat anfertigen lassen.“ Das in Grün und Schwarz gedruckte Werbemittel konnte zum Aufkleben sowie zum Aushängen geordert werden. Der Preis der 34 x 47 Zentimeter großen Plakate betrug vier beziehungsweise sechs Mark. Dies sei ungewöhnlich niedrig. Zum Vergleich: ein Kilogramm Rogenbrot kostete in Magdeburg im Oktober 1922 inflationsbedingt 24 Mark. Zur umfangreicheren Bestellung wurde geraten. „Der Aushang einiger Exemplare in den eigenen Kassenräumen dürfte ohne große Wirkung sein; nur eine großzügige Reklame durch weitgehendste Verbreitung der Plakate in allen Bevölkerungsschichten bietet Gewähr für einen guten Erfolg.“

  • Diese Postkarte zum Ausmalen verschenkte die Sparkasse der Stadt Dresden an Kinder. (Verlag Cyliax Druck Wien; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Stromsparen mit der Sparkasse

„Für jeden gilt heut‘ die Parole
Spar Licht und Gas, spar Strom und Kohle
Gar manche Mark gewinnst Du so,
Bring‘ sie geschwind aufs Sparkonto“

Mit diesen Reimen warb die Städtische Sparkasse Dresden während des Zweiten Weltkriegs für das Energiesparen. Sie finden sich auf der Rückseite der abgebildeten Postkarte. Es gab auch Hinweise zum Gebrauch der auf der Karte mitgelieferten Farben Rot, Gelb, Braun und Blau. Sie waren mit einem feuchten Pinsel abzunehmen. Grün musste man durch eine Mischung aus Gelb und Blau sowie Orange aus Rot und Gelb herstellen. Das fertige Bild konnte abgetrennt und versendet werden.

Hergestellt wurde die Ausmalkarte von Cyliax Druck in Wien. Dies war eine vom Grafiker Walter Cyliax 1938 „arisierte“ Firma der Brüder Rosenbaum. Für seine Colorix-Karten hatte Cyliax sogar ein Deutsches Reichspatent. Es existierten auch andere Motive, die Kindern das Sparen lehrten. So wurde zum Beispiel darauf hingewiesen, beim Zubettgehen das Licht auszuschalten. Die Sparkassen konnten die Ausmalpostkarten mit ihrer Institutsbezeichnung bestellen. So sind im Historischen Archiv des OSV auch Exemplare der Teltower Kreissparkasse vorhanden.

  • Das einheitliche Werbemittel wurde mit individuellem Aufdruck der Sparkassen versehen. In unserem Bestand befinden sich zum Beispiel sieben Freiberger Exemplare aus verschiedenen Jahren. : © Deutscher Sparkassenverlag GmbH

So schnell kann es gehen

Der Deutsche Haus- und Sparkalender war ein Werbemittel, das vor 90 Jahren vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband herausgegeben wurde. Neben einem nützlichen Jahreskalender mit kirchlichen Fest-, Erinnerungs- und Namenstagen sowie Angaben zu Aufgang und Untergang von Sonne und Mond bot das Heft vielerlei Inhalte der Sparerziehung. Diese war in den Aufbaujahren nach der Inflation sehr wichtig. Das Cover zeigt übrigens das damals bedeutendste Mittel zur Förderung des Kleinsparens, die Sparbüchse. Vermutlich ist auch ein Schulsparbuch abgebildet.

Die meisten Seiten widmeten sich aber anderen Themen. Es ging 1932 zum Beispiel um den 100. Todestag Johann Wolfgang von Goethes am 22. März oder den 100. Geburtstag Wilhelm Buschs am 15. April. Zu lesen waren Gedichte, Sinnsprüche und allerlei unterhaltsame Geschichten. Außerdem gab es Ernährungs- und Haushaltstipps. Rätseln war möglich. Man erfuhr Wissenswertes zur Natur, Landeskunde und Technik. Geschwindigkeiten wurden verglichen. Die Angaben erfolgten in Metern pro Sekunde.

Adler 31 – Automobil 20-25 – Brieftaube 20 – Dampfschiff 5-10 – Elektrische Wellen 300.000.000 – Elektrische Lokomotive 58 – Erde 30.800 – Flugmaschine 30-45 – Fußgänger 1,5 – Geschoss Feldkanone 450 – Geschoss Infanteriegewehr 860 – Lenkbares Luftschiff 40 – Licht 300.000.000 – Mond 1.000 – Ozeandampfer 10-11 – Pferd im Schritt 1,1 – Pferd im Galopp 4,5 – Radfahrer 5-10 – Schall in der Luft 330 – Schall im Wasser 1.435 – Schnecke 0,0015 – Segelschiff 4,6 – Schnellzug 20 – Schwalbe 54 – Schwimmer 1,10 – Sturm 25-50 – Torpedoboot 18,3