• Grabow Sparkasse 1927

    Nicht nur die Sparkasse in Grabow schloss sich 1916 dem Hannoverschen Sparkassenverband an. (Ansichtskarte Verlag W.B. Levy in Hamburg, versendet 1927; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Diese mecklenburgischen Sparkassen gehörten dem "Westverband" Ende 1916 an. : © Historisches Archiv des OSV

Die mecklenburgischen Sparkassen und ihre ersten Verbände

Sparkassenverbände gibt es im Gebiet des OSV schon seit 1883. Bis 1900 bekamen die Sparkassen im Königreich Sachsen, in den preußischen Provinzen Brandenburg, Schlesien, Sachsen und Pommern sowie im Herzogtum Anhalt Verbände. Mit der Verbreitung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in Form des Giroverkehrs entstanden dann zwischen 1908 und 1915 dort auch regionale Giroverbände.

Und Mecklenburg? Dort gab es zunächst keinen eigenen Verband. Die mecklenburgischen Sparkassen schlossen sich nämlich ab 1916 dem Hannoverschen Sparkassenverband an. Von ihm hatten sie Hilfe zur notwendigen Reformierung des Sparkassenwesens erhalten. Seine Einrichtung wurde als fortschrittlich erachtet.

Welche Institute als erstes beitraten, können Sie auf den Abbildungen sehen. Auch der Sparkassen-Giroverband Hannover erhielt neue Mitglieder aus Mecklenburg. 1926 fusionierten die beiden Verbände schließlich zum Hannoverschen Sparkassen-und Giroverband.

Es gab aber auch noch einen Landesverband Mecklenburgischer Sparkassen. Er wurde am 5. November 1918 in Güstrow gegründet. Die in ihm zusammengeschlossenen Sparkassen waren zugleich dem Hannoverschen Sparkassenverband angehörig. In dessen Vorstand und Ausschüssen war der Landesverband vertreten. Zu seinen Aufgaben zählten die Vertretung der Interessen und die Beratung der Mitglieder.

  • Mit diesen Klischees wurde bis 1939 in sächsische Sparkassenbücher gedruckt. Deutlich zu erkennen sind die verschiedenen Wappen der Sparbuch ausstellenden Sparkasse. : © Historisches Archiv des OSV

Sächsische Sparkassen-Signets im historischen Wandel (anhand von Klischees für Sparkassenbücher)

Ein Klischee? Klare Sache – das ist eine Vorstellung, der etwas „Schablonenhaftes“ oder Vorgefasstes anhaftet. Im Sachwörterbuch der Literatur von Gero von Wilpert findet man zu Klischee: „Vorgeprägte Wendungen, abgegriffene und durch allzu häufigen Gebrauch verschlissene Bilder, Ausdrucksweisen, Rede- und Denkschemata, die ohne individuelle Überzeugung einfach unbedacht übernommen werden.“

Wenn es nun aber um Drucktechnik geht, sollte man in der Etymologie noch einen Schritt zurückgehen. Das französische Wort cliché bedeutet wörtlich ins Deutsche übertragen Abklatsch und nähert sich damit auch schon eher der Bedeutung des Wortes in der Drucktechnik und mithin der gleichnamigen Bezeichnung für Druckformen für das Hochdruckverfahren. Da erscheint „Abklatsch“ schon wieder treffend, im wörtlichen Sinne.

Während meines Praktikums im Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbands hatte ich die Aufgabe, ca. 90 Klischees und ungefähr 20 Stempel zu verzeichnen. Nach dem ersten Sichten des vorhandenen Materials wurde deutlich, dass es sich in der überwiegenden Mehrheit um Klischees sächsischer Provenienz handelte, aus unterschiedlichen Jahren. Die zeitliche Veränderung war sowohl anhand der verwendeten Schriftart als auch anhand der verwendeten Signets deutlich. Dementsprechend gibt es einen Satz in Fraktur mit Stadtwappen sächsischer Gemeinden, dann einen weiteren Satz, der in Antiqua gesetzt und mit einem sächsischen Wappen  mit den gekreuzten Kurschwertern als Bildmarke versehen ist, wie man sie auch aus der Porzellan-Manufaktur Meißen kennt. Der letzte Satz schließlich, der deutlich am wenigsten benutzt wirkt, trägt das auch heute verwendete Wappen des Landes Sachsen.

Anhand von Verbands-Rundschreiben aus den 30er- und 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts und derselben dort verwendeten Signets, lassen sich die Klischees, die für Sparkassenbücher verwendet wurden, ziemlich genau zeitlich einordnen. Für die Datierung sind weiterhin die genaue Bezeichnung des Geldinstituts auf dem Klischee und die Gesetzgebung dieser Zeit zu beachten. Die älteste unter den verzeichneten Gruppen von Druckformen (unter Berücksichtigung der genannten Faktoren) enthält Stadtwappen, die noch in Fraktur gesetzt sind. Die Verwendung ist anhand von Sparkassenbüchern bis zum Jahr 1939 belegt, inklusive einer Übergangszeit, die wahrscheinlich bis 1944 andauerte.

Der zeitlich folgende Satz war nur für eine kurze Zeit im Einsatz und steht im direkten Zusammenhang mit einer Anordnung des Reichswirtschaftsministers, welche die Fusion der sächsischen Sparkassen und der Girokassen zum 31.12.1943 veranlasste. Dementsprechend verweisen die Bezeichnungen (Spar- und Girokasse …) zusammen mit der Schriftart in diesem Satz darauf, dass dieser nur danach verwendet wurde. Nach dem Kriegsende 1945 wurden die Sparkassen in der Sowjetischen Besatzungszone geschlossen und kurz darauf neu gegründet.

Damit ging die Neuorganisation in einem Sächsischen Sparkassenverband einher. Er hatte allerdings nur eine kurze Lebensdauer. Der Ministerrat der DDR beschloss seine Auflösung zum 30.11.1952. Vorausgegangen war eine Verwaltungsreform nach dem „Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der Deutschen Demokratischen Republik vom 23. Juli 1952“, die die Abschaffung der Länder und die Neugliederung in Bezirke und Kreise bedeutete.

Es war sehr interessant, anhand von (ein paar) Druckformen für sächsische Sparkassenbücher, die geschichtlichen Entwicklungen dieser Zeit nachzuvollziehen.

Annett Gilbert-Raatz, M. A. (ehemalige Praktikantin im Historischen Archiv)

  • Albrechtsburg Meissen

    In der Albrechtsburg befand sich die bekannte Porzellanmanufaktur von 1710 bis 1863. (Ansichtskarte Verlag F. Schmuck in Dresden, versendet 1905; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Johann Gottfried Miersch Meissen

    Johann Gottfried Miersch war einer der Gründer der Sparkasse in Meißen (Abb. in: 100 Jahre Städtische Sparkasse Meißen, bearb. von Arthur Thessel, 1928; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Personal Porzellanmanufaktur Meissen 1827

    Insbesondere für die Arbeiter des bedeutenden Staatsbetriebes wurde die Sparkasse in Meißen 1828 eröffnet. : © Historisches Archiv des OSV

Von der Porzellanmanufaktur und der Sparkasse in Meißen

Fortschrittlich denkende Bürger waren es, denen Meißen die Gründung einer Sparkasse vor fast 190 Jahren zu verdanken hat. Die wohltätige Gesellschaft „zu Rath und Tath“ rief nämlich kurz vor Weihnachten 1827 „alle Freunde des Guten und Nützlichen“ zur Gründung eines Sparkassen-Vereins auf. In der Anfangszeit des sächsischen Sparkassenwesens waren es vor allem Privatpersonen, die die Initiative ergriffen.*

Unter anderem tüchtige Meißener Kaufleute engagierten sich und steuerten Geld zu einem Sicherheitsfonds bei. Nachdem eine Satzung die Genehmigung der königlichen Regierung in Dresden erhalten hatte, konnte der Verein bei einer Versammlung am 21. Mai 1828 die Posten in Geschäft und Verwaltung der Sparkasse besetzen.

Dem Verwaltungsorgan des Instituts gehörten zum Beispiel Johann Gottfried Miersch und Johann Gottlieb Lommatzsch an. Sie waren im Bereich Malerei der bekannten Porzellanmanufaktur tätig. Dort wurden die Produkte kunstvoll gestaltet, etwa mit Blumen, Landschaften oder Figuren versehen. Christian Gottlob Steuer, der Kassierer der Manufaktur, übernahm das Ehrenamt des Kontrolleurs und Protokollführers der Sparkasse.

Für die Einwohner Meißens und der näheren Umgebung war sie gedacht, und speziell für die Arbeiter des Staatsbetriebes. Sie wurden in den Statuten konkret angesprochen. Ende 1827 waren bei der Manufaktur 354 Personen beschäftigt, davon allein 121 in der Porzellanmalerei. Betriebliche Versicherungseinrichtungen für die Pension, den Krankheits- oder Todesfall kannten sie bereits. Nun erhielten sie mit der Sparkasse des Vereins eine Möglichkeit zum individuellen und universellen Vorsorgen.

Ab dem 11. Juni 1828 konnte gespart werden. Die Eröffnung fand im Geschäftshaus der beiden Kassierer, zweier Kaufleute, am Heinrichsplatz statt. Zum 1. Januar 1837 ging dann die Verwaltung der Sparkasse auf die Stadt Meißen über. Damals betrugen die Einlagen 30.603 Taler, 10 Groschen und 6 Pfennige. Wie viel wohl die Beschäftigten der Porzellanmanufaktur schon gespart hatten? Mittlerweile arbeiteten dort 371 Menschen.

 

* Mehr dazu können Sie lesen in: Handschuh, Georg Andreas: Der öffentliche Auftrag der sächsischen Sparkassen. Von der Inpflichtnahme Privater über die Reglementierung als öffentliche Aufgabe bis zur Geschäftstätigkeit nach eigentümergeprägten Oberzielen, Baden-Baden, 2010