• Ansichtskarte Verlag Fritz Opitz Nachf./ O. Burkhardt, versendet 1899; Bestand: Historisches Archiv des OSV

Unsere Älteste

Viele historische Ansichtskarten aus unserem Archivbestand sind bereits im Sparkassengeschichtsblog veröffentlicht worden. Heute präsentieren wir Ihnen das älteste Exemplar, das eine Sparkasse im OSV-Gebiet zeigt. Ein Reisender versendete sie am 22. August 1899. Offenbar machte er bei seiner Fahrt nach Dresden um 12:45 Uhr einen Zwischenstopp in Herzberg (Elster). Motiv der Karte ist das dortige Rathaus, welches die Stadtsparkasse seit ihrer Eröffnung am 1. Juli 1873 beherbergte. Dies belegt die Akte mit der Signatur C 48 Ih, Nr. 282 Bd. 1 in der Merseburger Zweigstelle des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt, die ich vor einiger Zeit digitalisieren und vor Kurzem inhaltlich erschließen konnte. Es handelte sich übrigens um die fünfte Sparkassengründung im Gebiet der heutigen Sparkasse Elbe-Elster. Das erste Institut war am 1. August 1837 die Sparkasse des Schweinitzer Kreises mit Hauptsitz in Herzberg (Elster), auf welche die Stadtsparkasse schließlich 1927 übergehen sollte.

  • Deutsche Sparkassenzeitung, Nr. 73, 21.09.1990, S. 9 : © Historisches Archiv des OSV

Vorstände gesucht

Blogserie, Teil 46

Ab dem 17. August 1990 wurden sie in der Deutschen Sparkassenzeitung veröffentlicht, die Anzeigen, mit denen die DDR-Sparkassen geeignetes Personal zur Besetzung der Vorstandspositionen suchten.* Meist war ein Zwei-Personen-Vorstand vorgesehen. Die Vorstandsverfassung nach dem Kreditwesengesetz (KWG) erforderte mindestens zwei Vorstände je Sparkasse, um das Vier-Augen-Prinzip zu gewährleisten.** Hunderte Leitungsstellen waren damals zu besetzen. Dies stellte eine gigantische Aufgabe dar, welche für die ostdeutschen Sparkassen auch eine existenzielle Bedeutung hatte. „Wenn es nämlich nicht gelingt, gute Führungskräfte zu identifizieren und zu bestellen, dann ist der Verlust der Marktführerschaft in allen Marktsegmenten vorgezeichnet.“ *** Zuständig für die Bestellungen waren gemäß DDR-Sparkassengesetz die Verwaltungsräte der Sparkassen, die erst gebildet werden mussten. Da aber feststand, wer die Verwaltungsratsvorsitzenden sein sollten, nämlich die Landräte oder Oberbürgermeister, konnten bereits Stellen von ihnen ausgeschrieben werden. Das Wissen nicht nur zur Wahl der Verwaltungsräte und zur Bestellung der Vorstände bekamen sie bei Informationsseminaren vermittelt, die vom 21. bis zum 25. August 1990 in Berlin stattfanden.

„In den Seminaren bestand übereinstimmend die Auffassung, man solle in den – wohl meist zweiköpfigen – Vorständen der Sparkassen möglichst ‚gemischte Doppel‘ bilden, um die Orts- und Mentalitätskenntnisse von DDR-Führungskräften mit dem bankfachlichen Know-how bundesdeutscher Sparkassen- und Bankmanager zu verbinden.“****

Als einer der Dozenten brachte der Präsident des Sparkassenverbandes der DDR, Rainer Voigt, den Kommunalpolitikern die Überlegungen zur Bestellung gemischter Vorstände nahe. Auch die Direktorinnen und Direktoren der Sparkassen konnten unter bestimmten Bedingungen mit Zustimmung des Bundesaufsichtsamts für das Kreditwesen eine Leitungsfunktion wahrnehmen. Gemäß KWG mussten Vorstände fachlich geeignet und persönlich zuverlässig sein. Daneben gab es für die Kandidaten aus der DDR eine weitere Voraussetzung. „Sie müssen von ihrer Persönlichkeitsstruktur geeignet sein, ein geschäftspolitisch autonomes, dem Wettbewerb ausgesetztes Institut zu leiten und ihren Mitarbeitern in Dienstauffassung, Einstellung und äußeren Verhaltensweisen Vorbild sein.“***** In der DDR hatten die Direktoren gemäß § 10 (3) des Einheitsstatuts von 1975 auch für die politische Linientreue der Belegschaft zu sorgen. Eine Rolle spielte demnach bei der Einbeziehung in die Vorstände auch ihr früheres Führungsverhalten.******

„In jedem Einzelfall wird zu prüfen sein, ob die derzeitigen Sparkassenleiter, 71 Frauen und 125 Männer, die nötigen Voraussetzungen, die für die (Mit-)Leitung einer marktwirtschaftlich und universell ausgerichteten Sparkasse im Wettbewerb mit privaten und genossenschaftlichen Banken zu erfüllen sind, mitbringen. Pauschallösungen verbieten sich hier, zumal auch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen in jedem Einzelfall die Geschäftsleiterqualifikation gemäß § 33 Abs. 2 Kreditwesengesetz überprüfen wird.“ *******

Für den Übergang in die Marktwirtschaft war die Bestellung der gemischten Vorstände, die bei vielen Instituten verwirklicht werden konnte, von großer Bedeutung. So erinnerte sich auch der ehemalige Verbandspräsident 30 Jahre später.******** Regionale Marktkenntnis und marktwirtschaftliche Erfahrung wurden in der Geschäftsleitung kombiniert. Die Besetzung dauerte jedoch einige Zeit. So wies der Jahresbericht des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes für 1990/1991 nicht nur für die Kreissparkasse Angermünde (Abbildung) Ende 1991 erst einen einzigen Vorstand auf. Die Suche nach Führungskräften aus den alten Bundesländern war nicht ganz einfach. Das lag etwa an der Lage und Größe ostdeutscher Sparkassen. Und natürlich war auch die Besoldung mit ausschlaggebend, die im Osten niedriger ausfiel als im Westen. Deswegen erhielten Vorstände aus Westdeutschland Zuschüsse, damit sie nicht schlechter gestellt waren als bei den Herkunftssparkassen.*********

Fortsetzung am 21.08.2020

———————–

* Als erstes Institut warb die Kreissparkasse Dippoldiswalde.

** Auch Stellvertreter für den Fall der Verhinderung mussten gefunden werden. Ihre Zahl war nach DDR-Sparkassengesetz geringer als die der Vorstandsmitglieder.

*** Ashauer, Günther: Personalpolitische Weichenstellungen in den ostdeutschen Sparkassen: Vorstandsbestellung, in: Sparkasse, 11/1990, S. 493

**** Künftig „gemischtes Doppel“ in DDR-Sparkassenvorständen, in: Deutsche Sparkassenzeitung, Nr. 67, 31.08.1190, S. 2

***** Ashauer, S. 492

****** Diese Thematik wird nur kurz abgehandelt bei: Geiger, Walter/ Günther, Hans-Georg: Neugestaltung des ostdeutschen Sparkassenwesens 1990 bis 1995, Stuttgart, 1998, S. 180

******* Ashauer, Günther: Aufbruchstimmung, in: Deutsche Sparkassenzeitung, Nr. 67, 31.08.1990, S. 1

******** Vgl. Müller, Peter: Das Unmögliche möglich gemacht, in: https://www.sparkassenzeitung.de/politik/sparkassengeschichte-das-unmoegliche-moeglich-gemacht, 09.02.2020

********* Vgl. Geiger/ Günther, S. 186 ff.

  • © Historisches Archiv des OSV/ Jahresbericht der Kreissparkasse Sangerhausen 2000

20 Jahre Internet-Filiale

Heute heißt sie Internet-Filiale. Bei ihrer Einführung vor 20 Jahren wurde sie Virtuelle Geschäftsstelle genannt. Als neuer Vertriebskanal für die Sparkassen in den vier Mitgliedsländern entwickelte sie der damalige Ostdeutsche Sparkassen- und Giroverband. Die neue Plattform im Internet zeichne sich durch eine besonders übersichtliche und kundenfreundliche Benutzerführung aus, schrieb der Verband im Jahresbericht 2000. Sie sei im Hinblick auf das Produktangebot ausbaufähig und bette sich gut in das Gesamtkonzept der Mehrkanalvertriebsstrategie der Sparkassen ein. Nicht etwa Selbstzweck oder Modetrend sei die „Internetschiene“, sondern ein zusätzlicher Service für die moderne Kundschaft, der die Dienstleistungen der Geschäftsstellen spürbar ergänze und abrunde.

Bei der Kreissparkasse Sangerhausen fand die Eröffnung des weiteren Vertriebsweges am 1. September 2000 im Rahmen des Altstadtfestes statt. Um sich für das Online-Banking fit zu machen, nutzten zu dieser Zeit viele Menschen die von der Sparkasse und der Kreisvolkshochschule gemeinsam angebotenen Kurse. Es ging nicht nur um die Verwaltung des Kontos von zu Hause aus. Man konnte zum Beispiel auf der Sparkassen-Homepage ein kostenloses Musterdepot führen und sein eigenes „Börsenspiel“ starten. Unter anderem bot die Seite einen großen Immobilienteil und Finanzierungsangebote. Als regionales Geldinstitut wollte die Sparkasse auf Veranstaltungen hinweisen, natürlich auch auf solche, die sie selbst unterstützte. Vielfältig war das Angebot, das noch ausgebaut wurde.

Zweifellos ist die Etablierung der Geschäftsstelle im Internet ein wichtiger Meilenstein in der jüngeren ostdeutschen Sparkassengeschichte. Heute ist sie wichtiger denn je. Von der Innovation vor 20 Jahren soll darum auch in diesem Jahr den Auszubildenden der Sparkassen berichtet werden, die an den Einführungsseminaren der Nord- Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam teilnehmen. Auf dem Stundenplan steht die Historie morgen für die Azubis der Sparkasse Mansfeld-Südharz. Die Kreissparkasse ging 2008 in ihr auf. Bestimmt interessiert die Teilnehmenden die Internet-Filiale, die wohl in den meisten Fällen älter ist als sie selbst.

  • Sparbuch der Stadtsparkasse Karl-Marx-Stadt/ Chemnitz - In Millionen Sparkassenbüchern musste vor 30 Jahren händisch die Umstellung auf DM vermerkt werden. : © Historisches Archiv des OSV

„DDR-Sparkassen bewältigen gewaltiges Arbeitspensum“

Blogserie, Teil 44

Unter dieser Überschrift veröffentlichte die Deutsche Sparkassenzeitung auf Seite 1 eine Leistungsbilanz der ostdeutschen Sparkassen für die ersten vier Wochen seit der Währungsunion.* Die zugrunde liegende Pressemeldung des Sparkassenverbandes der DDR datiert auf den 27. Juli 1990. Sie enthält interessante Fakten zur Leistung der Sparkassen vor 30 Jahren. Demnach betrug der Arbeitsumfang damals fast das Fünffache der Vorjahre.** Für die Beschäftigten gab es seit Monaten kein normales Wochenende mehr. Oft musste täglich 12 Stunden gearbeitet werden. Hervorgehoben wurde, dass dies vor allem Frauen betraf, die in der Mehrzahl Kinder im Alter bis 6 Jahren und im schulpflichtigen Alter hatten.

Nach der ersten Juliwoche war die Ausnahmesituation noch nicht vorbei. Durch über 4 Millionen Vorgänge wurden 10 Milliarden Deutsche Mark von den Sparkassen ausgezahlt. Der Bargeldbestand in der DDR, der wegen des alleinigen Umtauschs auf Konten praktisch nicht mehr vorhanden war, wurde so wiederhergestellt. Die Meldung erwähnt, dass seit dem 9. Juli mehr als 5 Millionen Kunden fast 17 Millionen Umstellungsbelege und ihre ersten neuen Kontoauszüge abgeholt hatten. 4 Millionen Kunden ließen sich die umgestellten DM-Beträge in ihre Sparkassenbücher eintragen, um frei über das Geld verfügen und weiter sparen zu können.***

Per Rundschreiben waren die 196 Sparkassen von ihrem Verband rechtzeitig über die notwendige Kennzeichnung informiert worden. Die Staatsbank der DDR gab vor, die nächste freie Zeile unter dem letzten Eintrag durch einen Doppelstrich zu entwerten. In die folgende Zeile musste in den Spalten Datum, Rückzahlung und Einzahlung ein spezieller Stempel**** angebracht werden. In die Spalte Guthaben war der neue Saldo laut Umrechnungsabrechnung in Deutsche Mark einzutragen. Dass bei dem abgebildeten Sparbuch Spalten bereits mit DM bezeichnet sind, soll Sie, liebe Leserinnen und Leser, nicht irritieren. Gedruckt wurde es, als die Währung im Osten noch Deutsche Mark der Deutschen Notenbank hieß.

Wichtig war die rasche Eintragung vielen Menschen auch wegen der neuen Möglichkeit des Freizügigkeitsverkehrs mit den bundesdeutschen Sparkassen ab dem 9. Juli 1990.***** So konnten Sparkassenkunden sich maximal 2.000 DM innerhalb von 30 Tagen bei einer Sparkasse in der Bundesrepublik vom Sparbuch auszahlen lassen. Auch Einzahlungen waren möglich. Die zentrale Verrechnung erfolgte über die Stadtsparkasse Magdeburg. Zur Information der westdeutschen Institute hatte der DDR-Verband ein Merkblatt übersandt. Sie wurden unter anderem mit den unterschiedlichen Ausführungen der Sparkassenbücher bekannt gemacht.****** Von den „Notsparbüchern“ im Faltblattformat ist bereits berichtet worden. Daneben kursierten gleich drei Versionen mit rotem Pappeinband und DDR-Sparkassenlogo. Eingestanzt war in Goldschrift Deutsches Sparkassenbuch, Sparkassenbuch oder Sparbuch.

Fortsetzung am 31.07.2020

———————–

* Vgl. DDR-Sparkassen bewältigen gewaltiges Arbeitspensum, in: Deutsche Sparkassenzeitung, Nr. 60, 07.08.1990, S. 1

** Vgl. Presseinformation der Sparkassenverbandes der DDR: Fakten zur Arbeit der Sparkassen in den ersten 4 Wochen nach der Währungsumstellung, 27.07.1990, S. 2; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA 102 4/1999

*** Vgl. ebd., S. 1

**** Die Stempel bestellte der Verband bei der Firma Schmorrde in Löbau, welche diese direkt an die Sparkassen liefern sollte. Vgl. Sparkassenverband der DDR – Verbandsdirektor Horst Oberländer an die Direktoren der Sparkassen und Bezirksgeschäftsstellen, 21.06.1990; Bestand: Historisches Archiv des OSV, Rundschreibenbestand

***** Die Sparkassenbücher der westdeutschen Sparkassen waren hingegen vorerst nicht zum Freizügigkeitsverkehr im Osten zugelassen. Vgl. Sparkassenverband der DDR – Verbandsdirektor Frank Axel: Rundschreiben Nr. 10, 04.07.1990, S. 1; Bestand: Historisches Archiv des OSV, Rundschreibenbestand

****** Vgl. Sparkassenverband der DDR – Verbandsdirektor Frank Axel an den Deutschen Sparkassen- und Giroverband – Herrn Lux betr. Freizügiger Sparverkehr DDR/BRD, 19.06.1990, Anlage 1 – Merkblatt, S. 1; Bestand: Historisches Archiv des OSV, Rundschreibenbestand

  • Viele Einlagen und wenig Kredite - so sah es vor 30 Jahren nicht nur bei der drittgrößten Sparkasse der DDR, der Stadtsparkasse Dresden, aus. : © Historisches Archiv des OSV/ Bestand HAP - E 642/2010

Aufbau des Kreditgeschäfts

Blogserie, Teil 42

Der Umfang des Kreditgeschäfts der DDR-Sparkassen war vor 30 Jahren verhältnismäßig gering, was an der jahrzehntelangen Aufgabenverteilung im sozialistischen Bankensystem und der Planwirtschaft lag.* Der Marktanteil der Sparkassen betrug zur Währungsunion bei den Spareinlagen knapp 81 Prozent, bei den Krediten jedoch nur 4,2 Prozent. In erster Linie waren Kredite für den privaten Wohnungsbau, aber auch Konsumentenkredite, etwa Darlehn für junge Eheleute, und geringfügig gewerbliche Kredite im Bestand.

Zum Kundenstamm im Bereich Firmenkredit gehörten vor allem kleinere private Handwerks-, Handels- und Dienstleistungsbetriebe. Sie waren ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung in den Regionen und beim Wachstum des Kreditgeschäfts.** Bereits durch das ERP-Programm konnten die Sparkassen in diesem Segment Fuß fassen und zum Beispiel Existenzgründer unterstützen. Die Kreditausweitung in der zweiten Jahreshälfte 1990 beruhte sogar fast vollständig auf der Nachfrage der mittelständischen Wirtschaft. Das Volumen der Unternehmenskredite hat sich in dieser Zeit mehr als versechsfacht.***

Für den Aufbau des Kreditgeschäfts waren das Sparkassengesetz vom 29. Juni 1990, das die örtliche Kreditversorgung als Aufgabe hervorhob, und die Sparkassenanordnung vom 26. Juli maßgebend. Sie ermöglichten eine universelle Betätigung. So waren Körperschaftskredite, gesicherte Personalkredite und Blankokredite erlaubt. Die Produktpalette wurde angepasst. Zum Beispiel konnten Privatkunden Dispositionskredite und frei verfügbare Anschaffungskredite bekommen, wobei die Bonität der Schuldner zu beachten war.**** Zum Realkredit war festgelegt:

„Darlehen können gegen Grundpfandrechte und Schiffshypotheken gewährt werden. Die Beleihung darf die ersten drei Fünftel des Wertes des Grundstücks, Schiffs- oder Schiffsbauwerks nicht übersteigen. Der bei der Beleihung angenommene Wert des Grundstückes darf den durch sorgfältige Ermittlung festgestellten Verkehrswert nicht übersteigen. Bei der Feststellung dieses Wertes sind nur die dauernden Eigenschaften des Beleihungsobjekts und der Ertrag zu berücksichtigen, welchen dieses Grundstück bei ordnungsgemäßer Wirtschaft jedem Besitzer nachhaltig gewähren kann. Im übrigen sind die nach Anhörung des Sparkassenverbandes von der obersten Sparkassenaufsichtsbehörde zu erlassenden Beleihungsgrundsätze anzuwenden.“ *****

Die rechtlichen Voraussetzungen waren gegeben. Allerdings mangelte es an fachlichem Wissen und praktischen Erfahrungen. Unter anderen mussten die verschiedenen persönlichen und sachlichen Kreditrisiken, die Bonität des Kreditnehmers, die Verhältnismäßigkeit des Kredits zur Ertragskraft des Beleihungsobjektes richtig eingeschätzt werden.****** Auch im Firmenkundengeschäft gab es viele Unsicherheitsfaktoren, welche die Beurteilung der Bonität des Kunden und des wirtschaftlichen Erfolgs der Finanzierung erschwerten. Andererseits mochte einer auf Vertrauen basierenden Finanzierung eines örtlichen Unternehmens in der Gründungsphase eine langfristige Partnerschaft folgen. Wenn aber Kreditbetrüger auf unkundige DDR-Sparkässler trafen, so konnte auch großer Schaden entstehen.******* Es bestand ein enormer Nachholbedarf zur Qualifizierung des Personals. Schulungen zum gewerblichen Kreditgeschäft wurden von den westdeutschen Sparkassenakademien angeboten. Dringend notwendiges Know-how brachten auch die Kollegen aus den Partnersparkassen und die neuen Vorstände mit.

Fortsetzung am 20.07.2020

———————–

* Der Schwerpunkt der Kredite lag beim privaten Wohnungsbau. Maßgebend war aber auch in diesem Bereich nicht die Finanzkraft der Darlehnssuchenden, sondern die Verfügbarkeit von Baukapazitäten. Den Großteil bekam der Massenwohnungsbau vom SED-Staat zugewiesen. Ein geringer Teil des Wohnungsbauvolumens wurde privaten Bauvorhaben zugestanden. Materialmangel war ein großes Problem.

** Vgl. Jahresbericht 1990/91 des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes, S. 17

*** Vgl. Geiger, Walter/ Günther, Hans-Georg: Neugestaltung des ostdeutschen Sparkassenwesens 1990 bis 1995, Stuttgart, 1998, S. 317

**** Deswegen nahm zum 2. Juli 1990 die SCHUFA – Ostdeutsche Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung GmbH, an der der DDR-Sparkassenverband beteiligt war, die Arbeit auf.

***** Anordnung über den Betrieb und die Geschäfte der Sparkassen (Sparkassenanordnung) vom 26. Juli 1990, § 14, in: Gesetzblatt der DDR, Teil I, Nr. 56, 30.08.1990, S. 1276

****** Zu dargestellten Problematik verfasste Bernd Großmann vom DSGV für die Verbandsleitung des DDR-Sparkassenverbandes ein aufschlussreiches Gutachten und mahnte insbesondere angesichts der fehlenden Kreditpraxis zur Zurückhaltung. Vgl. Bernd Großmann: Anlagenpolitik, 09.07.1990; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA – 76/2004

******* Vgl. Geiger/ Günther, 1998, S. 215

  • Keiner Magd, sondern einer Köchin gehörte das Sparbuch von 1887. : © Historisches Archiv des OSV

Wappenkunde in Magdeburg

Wenn man sich mit alten Sparkassenbüchern beschäftigt, so fallen sie oft sofort ins Auge, die kunstvoll gestalteten Wappen der kommunalen Träger der Insitute. In früheren Zeiten existierten sehr viele eigenständige Sparkassen. Und so birgt das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes mit seinem Bestand an Sparbüchern auch eine umfangreiche Wappensammlung. Vorgestellt wurde im Blog zum Beispiel bereits das faszinierende Cottbuser Wappentier.

Hier ist das dekorative Wappen der Stadt Magdeburg zu sehen. Es ziert unser ältestes Sparkassenbuch aus Sachsen-Anhalt. 1887 wurde es bei der Zweigstelle Neustadt der Stadtsparkasse Magdeburg ausgestellt. Das Magdeburger Stadtwappen ist ein sogenanntes redendes Wappen, denn es symbolisiert den Stadtnamen. Eine Magd steht über einer Burg mit geöffnetem Tor. Diese Darstellung findet sich klein in Fenstern des geviertelten Wappenschildes zusammen mit fünfblättrigen Rosen, einem weitverbreitenen heraldischen Zeichen. Doch die weibliche Figur ist noch einmal abgebildet, auf einem Helm stehend. In der Hand hält sie immer einen Kranz als Symbol ihrer Reinheit, ihrer Jungfernschaft.