• eine historische Landkarte aus dem Archivbestand im Einsatz - bei der Schulung der Auszubildenden der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin : © Historisches Archiv des OSV

Das Historische Archiv beim Forum Bau – Orga – Sicherheit

In zwei Wochen ist es soweit. Beim Forum Bau – Orga – Sicherheit 2021 an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam werde ich den Teilnehmenden unser Historisches Archiv und seine Dienstleistungen vorstellen. Das Archiv versteht sich nicht nur als das „Gedächtnis“ des Verbandes sowie seiner Mitglieder und bewahrt die historische Überlieferung. Wir zeigen außerdem, was man mit alten Dokumenten oder Objekten alles anfangen kann. Der Nutzen von Sparkassengeschichte wird beim Vortrag am 4. November 2021 verdeutlicht.

Die einzigartige Unternehmensgeschichte hebt die Sparkassen von anderen Kreditinstituten ab. Dies lässt sich nicht nur nach außen, sondern auch nach innen kommunizieren. So bringe ich seit nunmehr fünf Jahren Auszubildenden die Geschichte ihrer Sparkassen näher, um die Verbundenheit zum Unternehmen zu stärken. Neben in Quellen recherchierten Inhalten, bedarf es dazu viel Anschauungsmaterial. Bei meinen Veranstaltungen kann ich auf die umfangreichen Bestände des Verbandsarchivs zurückgreifen, etwa alte Landkarten, Sparbücher, Spardosen, Münzen und Geldscheine, Werbematerialien, Postkarten sowie Fotos einsetzen. Und immer gibt es „Geschichte zum Begreifen“. Wer möchte nicht einmal einen Silbertaler in der Hand wiegen?

Auch die Mitgliedssparkassen des Ostdeutschen Sparkassenverbandes können Taler, Mark, Reichsmark, DDR-Mark und viel mehr von uns bekommen, im Rahmen unserer Wanderausstellung „Geldgeschichte(n)“. Wir versorgen sie auf Anfrage auch gern durch unseren Bilderdienst. So nutzen zum Beispiel 2021 die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin und die Ostsächsische Sparkasse Dresden unsere Abbildungen, um anlässlich ihrer 200. Jubiläen online einen Blick zurück auf die Geschichte zu werfen.

  • Historisches Archiv des OSV : © In der Notverordnung vom 6. Oktober 1931 wurde die rechtliche Selbstständigkeit der Sparkassen gefordert.

Wie die Sparkassen Körperschaften öffentlichen Rechts wurden

Heute sind die kommunalen Sparkassen rechtsfähige Anstalten des öffentlichen Rechts. Vor genau 90 Jahre ordnete Reichspräsident Paul von Hindenburg in einer seiner Notverordnungen an, dass die Sparkassen eine eigene Rechtspersönlichkeit bekommen sollten. In Kapitel I des fünften Teils der Verordnung „zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen und zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen“ wurden zunächst die Landesregierungen ermächtigt und verpflichtet, dies ihrerseits durch Verordnungen umzusetzen. Mit ihrer rechtlichen Selbstständigkeit sollten die Geldinstitute ein separates Vermögen erhalten. Probleme klammer Träger konnten sich so nicht auf das Sparkassenvermögen auswirken. Der Fall Glashütte war nicht lang her. Die kommunale Gewährträgerhaftung blieb erhalten. Neu war, dass den Vorständen der Sparkassen künftig auch Mitglieder angehörten, die nicht den Verwaltungen entstammten.

Diverse Anlagevorschriften gab es angesichts der Bankenkrise und der prekären Lage der Gemeinden. Kredite an Kommunen durften 25 Prozent der Einlagen nicht übersteigen. Inbegriffen war der Erwerb von kommunalen Anleihen, Bürgschaften und Wechselverpflichtungen. Des Weiteren konnten die Sparkassen nur 40 Prozent der Einlagen in Hypotheken anlegen. Jedem Kreditnehmer war höchstens ein Prozent der Einlagen als Personalkredit zu gewähren, wenn dessen Kredite 20.000 Reichsmark überstiegen. Zur Liquiditätssicherung galt es, 30 Prozent der Spareinlagen und 50 Prozent der sonstigen Einlagen in flüssigen Werten anzulegen. 10 Prozent der Spareinlagen und 20 Prozent der anderen Einlagen sollten als Liquiditätsreserve bei der zuständigen Girozentrale gehalten werden. Neben diesen ganzen Vorschriften gab es noch etwas Positives im Bereich Markenschutz. Die Bezeichnung „Sparkasse“ war fortan den öffentlichen Sparkassen vorbehalten. Jahrelang hatte es diesbezüglich Auseinandersetzungen mit genossenschaftlichen Kreditinstituten gegeben.

Umgesetzt wurde die Verordnung Hindenburgs zum Beispiel am 20. Juli 1932 durch eine Verordnung der letzten demokratischen Regierung des Freistaats Preußen. Mit dem Inkrafttreten einer Mustersatzung, die von den Trägern bis zum 30. September 1932 anzunehmen war, erhielten die preußischen Sparkassen „Rechtsfähigkeit und die Eigenschaft von Körperschaften öffentlichen Rechts“. Damit ging das Sparkassenvermögen einschließlich der Schulden auf die mit Rechtsfähigkeit ausgestattete kommunale Sparkasse über. Auch die anderen Vorgaben vom 6. Oktober 1931 wurden umgesetzt. Mit der neuen Satzung war auch ein neuer Vorstand zu bilden. Ihm sollte mindestens ein „Angehöriger des Gewährverbandes“ angehören, welchen der Bürgermeister beziehungsweise Landrat als Mitglied bestellte. Auch heute noch gehören sachkundige Bürger den Verwaltungsräten der Sparkassen an.

  • © Historisches Archiv des OSV

Der Pfenning

Was steht denn da auf der Vorderseite? Hat sich der Münzmeister in Berlin etwa vertan? Pfennig sollte es doch heißen. Nein, es ist schon richtig so. Vor genau 200 Jahren wurde im Königreich Preußen im Rahmen einer Münzreform festgelegt, dass der Taler fortan aus 30 (Silber)Groschen beziehungsweise 360 Pfenni(n)gen bestehen sollte. Man nannte die Geldstücke wohl so, um sie von den alten zu unterscheiden. Vorher machten nämlich 24 Gute Groschen oder 288 Pfennige einen Taler. Im Münzgesetz Friedrich Wilhelms III. vom 30. September 1821 taucht interessanterweise die eigentümliche Bezeichnung Pfenning gar nicht auf. Jedoch wurde das Gewicht der neuen Kupfermünze genau festgelegt. Fünf Achtundvierzigstel Loth sollte sie wiegen. Das waren rund 1,5 Gramm. Dieses Leichtgewicht konnte man damals nicht zur einzigen preußischen Sparkasse in unserem heutigen Geschäftsgebiet bringen. Einzelne Sparpfennige nahm die Sparkasse eines Vereins in Halle an der Saale nämlich aus verwaltungstechnischen Gründen nicht an. Erst musste ein Taler als Mindesteinlage zusammengespart sein.

  • © Historisches Archiv des OSV

Ein Riesending …

… ist diese Sammelmappe für Girokontoauszüge einer brandenburgischen Sparkasse, welche vor zirka 80 Jahren benutzt wurde. Sie ist 28 Zentimeter breit und 19 Zentimeter hoch. Verzeichnet sind auf der Mappe nicht nur die damaligen Zweigstellen, sondern auch die Produkte. Sie hatten sich im Laufe der Unternehmensgeschichte vermehrt. Die Sparkassen entwickelten sich von Sparanstalten zu Universalinstituten. Einen wichtigen Meilenstein stellte dabei die Einführung des Giroverkehrs dar. Bei der Sparkasse des Kreises Jüterbog-Luckenwalde war der Scheck- und Überweisungsverkehr auf Sparguthaben am 1. März 1913 eingeführt worden. Bald wurden auch Fernüberweisungen möglich. Der Kreis gehörte nämlich zu den Gründungsmitgliedern des Giroverbandes der kommunalen Verbände der Provinz Brandenburg. Sein Zweck war laut der Satzung vom 17. Februar 1914 „die Einrichtung eines Giroverkehrs unter den Verbandsmitgliedern und mit anderen kommunalen Giroverbänden außerhalb des Brandenburgischen Verbandes sowie die Pflege des kommunalen Geld- und Kreditverkehrs“. Überweisungen zwischen den Sparkassen der Verbandsmitglieder und der Girozentrale konnten ab dem 26. August 1914 durchgeführt werden. Die Verrechnungsstelle befand sich zunächst bei der Stadtsparkasse in Forst (Lausitz).

  • Titelblatt von einer der vielen Kundenzeitschriften der Sparkassen der DDR, 1961 : © Historisches Archiv des OSV

„Camping – Liebe – Feuerstuhl“

Das sind Peter und seine „Ische“ Helga auf dem Weg in die Sommerfrische. Wir haben das Jahr 1961 und die Arbeiterjugend der DDR geht gern zelten. So jedenfalls steht es zu lesen in einer Kundenzeitschrift der Sparkassen der DDR. Wenn man der ausgebenden Werbe- und Anzeigengesellschaft DEWAG glauben darf, ist diese 8-seitige Jugendillustrierte „eines der besten Werbemittel dieses Jahres und wird bestimmt viel Anklang finden.“

Sprachlich an die Zielgruppe angepasst, werden schöne und nicht überlaufene Campingplätze vorgestellt sowie reizvolle Wanderrouten und Fahrstrecken beschrieben. Die Vorteile des Lagerlebens werden ausführlich gepriesen: „[…] ohne Anzug, ohne tägliches Rasieren, ohne immer pünktlich essen gehen zu müssen, mal richtig tun und lassen können, was einem gerade ein- oder gefällt. Überall da, wo Campingfreunde sind, wird gelacht und gesungen, der Flachs blüht, und es wird gesponnen.“

Aber so ein Urlaub will auch finanziert sein! Wie man das als „junge Werktätige“ in der DDR den 1960er Jahren anstellt, davon erzählt das Heft auch: „Die Sparkasse ist Millionen Sparern ein unentbehrlicher Freund, bietet mit den verschiedensten Sparformen vorteilhafte Anlagemöglichkeiten, bietet Sicherheit und verwaltet die Spareinlagen für friedliche, den Interessen der ganzen Bevölkerung dienenden Zwecken.“

Eine Möglichkeit war das Vertragssparen. Mit aus heutiger Sicht traumhaften 3 % bis 4 % Zinsen, konnten Peter und Helga ihr Geld ganz schnell vermehren. Bei einer monatlichen Sparsumme von zum Beispiel 20 DM hatte man bei 3 % Zinsen bereits am Ende des zweiten Jahres 495 DM zur Verfügung. Damit ließ sich in der DDR sehr gut Urlaub machen.

  • Lesezeichenserie der Sparkassen der DDR von 1957 : © Historisches Archiv des OSV

Olympische Spiele & Lesezeichen

Morgen ist bei den 32. Olympischen Sommerspielen in Tokio Halbzeit. Vor 65 Jahren fanden die Spiele im australischen Melbourne statt. Daran erinnert eine schön gestaltete Lesezeichenserie der Sparkassen der DDR, die sich in unserem Archivbestand befindet.

In den 1950er und 1960er Jahren standen die DDR-Sparkassen in Sachen Werbung den westdeutschen Instituten in Nichts nach; weder im Umfang, in der Vielfalt noch in der Gestaltung der Werbemittel. Von Anfang an wurde jedoch viel Wert darauf gelegt, die Jugend für das Sparen zu gewinnen. In jeder Schule gab es sogenannte Schulsparlehrer, die die Spargroschen der Kleinsten einsammelten und dafür Sparkmarken ausgaben. Diese wurden dann fleißig in Schulsparmarkenhefte geklebt. Die Spargelder brachte der Lehrer dann zur Sparkasse. Eine Fülle von kleinen Werbegeschenken, wie Stundenpläne, Lineale, Zirkel, Löschblätter, Stifte u. Ä. motivierte die Schülerinnen und Schüler, in ihrer Spartätigkeit nicht nachzulassen.

Sehr beliebt waren hierbei Lesezeichen. In unserem Archiv haben wir allein 20 verschiedene Serien zu den unterschiedlichsten Themen, wie Sport, Technik, Tiere oder Denkmäler und Hauptstädte Europas.

Die abgebildeten Lesezeichen zeigen drei Olympiasiegerinnen der Sommerspiele von 1956. Die Rückseiten enthalten neben den Siegerinnen der letzten Jahre in der jeweiligen Sportart, kleine Anekdoten aus dem Leben der Sportlerinnen. So erfährt man z. B. über Ursula Happe, der Siegerin im 200-m-Brustschwimmen, dass sie bereits Mutter zweier Kinder ist. Oft habe sie schon einige Trainingseinheiten absolviert, bevor sie ihre Kinder zur Schule brachte.

Über die tschechische Diskuswerferin Olga Fikotova (Bildmitte) wird berichtet, dass die „äußerst graziöse Medizinstudentin “ nach den Spielen den amerikanischen Olympiasieger im Hammerwerfen, Harold Conolly, geheiratet habe, zu ihm nach Boston übergesiedelt sei, aber weiterhin Staatsbürgerin der CSR geblieben ist. Die Siegerin im 80-m-Hürdenlauf, Shirley Strickland aus Australien (rechtes Lesezeichen), führe ihre Schnelligkeit auf das Jagen von Kängurus auf der Farm ihres Onkels zurück.