• Faksimile des Sparkassenbuches von 1849, bereitgestellt von Herrn Brefka aus Stuhr bei Bremen : © Alois Brefka

  • Von 1840 bis 1901 befand sich die Stadtsparkasse Zittau in diesem Gebäude am Rathausplatz. (Ausschnitt Ansichtskarte Verlag E. Wagner in Zittau, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ein altes Sparbuch und seine Geschichte

Vor Kurzem erreichte uns sehr interessante Leserpost. Durch einen Blogbeitrag anlässlich des 190. Jahrestags der Sparkasseneröffnung in Zittau war man auf uns aufmerksam geworden. Der Leser berichtete von einem uralten Sparbuch der Stadtsparkasse Zittau, das sich in seinem Besitz befindet. Es sei einer der Höhepunkte seiner Sammlung, seines kleinen privaten Museums. Solche Sparbücher sind tatsächlich selten und auch wertvoll. Sie erlauben einen Rückblick auf längst vergangene Zeiten.

Ausgestellt wurde das sogenannte Quittungs-Buch 1849. Damals besserte sich, nach Angstabhebungen von beunruhigten Bürgern im Revolutionsjahr 1848, die Bilanz der Stadtsparkasse. Der Einlagenbestand wuchs wieder. Dazu trugen auch die 18 Taler bei, mit denen der Kunde sein Sparbuch eröffnete. Dies geschah am Montag, den 9. Juli 1849. Das Buch trug die Nummer 4.652 und war eines von 427 Exemplaren, die in dem Jahr neu ausgestellt wurden.

Für das Einlagengeschäft hatte die Sparkasse, außer an Feiertagen, immer montagnachmittags ab 14:00 Uhr geöffnet. Dies erscheint für damalige Verhältnisse angemessen. Das Produktangebot der sächsischen Sparkassen war noch klein. Es gab nur Sparbücher zur Geldanlage. Ende 1849 bestanden bei der Stadtsparkasse in Zittau 2.257 Konten und es erfolgten in dem Jahr 1.144 Ein- und 654 Auszahlvorgänge. Diese Zahlen verdeutlichen die Frequentierung der Geschäftsstelle.

Sie befand sich im „Gewandhaus“, heute Rathausplatz 14. Hierher kam der Besitzer des vorgestellten Sparkassenbuches bis 1854 insgesamt dreimal und ließ sich seine Einlage nach und nach auszahlen. Ein Rest von einem Taler blieb jedoch bestehen, als er wegzog. Somit wurde das Sparbuch auch nicht aufgelöst, sondern reiste mit seinem Eigner nach Bremen. Und dort hat es nach mehr als 160 Jahren seine Ur-Ur-Enkelin unserem Leser geschenkt.

  • Mit ihrer Begleiterin Juliane Wiese (links) waren Auszubildende der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin am Mittwoch im OSV zu Gast. : © Historisches Archiv des OSV

  • Dass Sparkassenbücher vor ihrer Vereinheitlichung nicht nur unterschiedlich farbig waren, sondern auch verschiedene Bezeichnungen führten, erfuhren Auszubildende gestern. : © Historisches Archiv des OSV

  • Natürlich war auch der Tisch bei der Abendveranstaltung am Donnerstag wieder reich "gedeckt". : © Historisches Archiv des OSV

Immer ein buntes Programm für die Auszubildenden der Sparkassen

Auszubildende von vier Sparkassen konnte ich in dieser Woche bei zwei Veranstaltungen, in der Verbandsgeschäftsstelle in Berlin und am NOSA-Standort Potsdam, begrüßen. Sie wurden nicht nur mit ihrem Verband und der Sparkassengeschichte bekannt gemacht. Auf dem Plan stand neben der Historie der Sparkassen Ostprignitz-Ruppin und Prignitz sowie der Sparkassen Muldental und Oberlausitz-Niederschlesien natürlich auch die Entwicklung der Marke.

Den Gästen aus Brandenburg und aus dem Freistaat Sachsen wurde unter anderem vermittelt, wann der bekannte Claim „Wenn’s um Geld geht – Sparkasse“ entstand (1963) und seit wann unser Logo eigentlich sparkassenrot ist (1972). Mit großem Interesse wurde auch aufgenommen, was der Punkt über dem S eigentlich bedeutet. Wissen Sie es auch?

Dann erfolgte die Übung des Erlernten. Das bewährte Logo-Klebe-Spiel kam zum Einsatz und diverse Werbefilme. Diese konnten anhand der darin abgebildeten Logos und des Slogans zeitlich eingeordnet werden. Daneben halfen sicherlich auch Hinweise, wenn zum Beispiel eine typische 80er-Jahre-Frisur zu sehen war oder 90er-Jahre-Techno im Spot erklang.

Wenngleich dieser Teil meiner Bildungsarbeit schon standardisiert ist, so erfordert das Eingehen auf die einzelnen Sparkassen doch einige Vorarbeit. Zu feststehenden Themen und Epochen müssen jeweils passende Abbildungen gefunden werden. Objekte aus unserem Archiv werden nicht nur im Original gezeigt. Digitalisierung und Bildbearbeitung nehmen einen großen Teil der Vorbereitungszeit ein. So bekommen die Auszubildenden stets eine visuell ansprechende Präsentation geboten.

  • Goerlitz Stadtsparkasse

    Die zeitgenössische Darstellung zeigt die Stadtsparkasse vor 100 Jahren. (Ansichtskarte Verlag Neue Postkartenquelle Görlitz, versendet 1927; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ganz weit im Osten

Die Sparkassen und ihre kommunalen Träger in vier ostdeutschen Bundesländern sind Mitglieder im OSV. Über die nördlichste und südlichste Sparkassenfiliale im Verbandsgebiet wurde im Blog bereits berichtet. Eine befindet sich in Mecklenburg-Vorpommern und die andere in Sachsen. Heute besuchen wir wieder den Freistaat, denn dort liegt die östlichste Stadt der Bundesrepublik Deutschland: Görlitz.

Eine Sparkassentradition gibt es hier schon seit 1830. Damals wurde die Oberlausitzer Provinzialsparkasse gegründet. Vor 165 Jahren öffnete auch eine Stadtsparkasse. Sie entwickelte sich zu einem bedeutenden Geldinstitut. Im Wilhelminischen Kaiserreich war sie nach Breslau die zweitgrößte Stadtsparkasse im preußischen Schlesien.

1913 bezog die Sparkasse den hier abgebildeten Neubau in der Berliner Straße, der bald auch ihr Hauptsitz wurde. Der Standort war gut gewählt, befand sich an einer wichtigen Haupt- und Geschäftsstraße in der Nähe des Bahnhofs, dieser sogar mit Direktverbindung nach Berlin. Das Gebäude grenzte zudem an den repräsentativen Postplatz. Eine schöne Ecke, an der sich später auch die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien niedergelassen hat. Sie ist heute in dem historischen Haus mit der Nummer 64 vor Ort.

  • © Historisches Archiv des OSV

  • Nebenkasse Provinzialsparkasse Goerlitz Untermarkt

    Hinter dem Neptunbrunnen auf dem Görlitzer Untermarkt befand sich ab 1905 eine Nebenkasse der Provinzialsparkasse. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Bertha Zillessen in Bautzen, um 1920; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Unser Größtes

Für Sie habe ich neulich in unserem sehr umfangreichen Bestand von Sparkassenbüchern gestöbert und bin auf etwas Besonderes gestoßen. Schon zum Weltspartag 2014 konnte im Blog ein besonders großformatiges Sparbuch präsentiert werden. Es stammte von der Stadtsparkasse in Löbau, wo heute die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien vor Ort ist.

Auch das hier abgebildete Exemplar kommt aus dem Geschäftsgebiet dieser OSV-Mitgliedssparkasse. Es ist noch größer. Mit einer Länge von 22,7 und einer Breite von 18 Zentimetern ist es sogar das größte in unserem Archiv. Weil es solch ein außergewöhnliches Format hatte, wurde das dünne Buch in der Mitte gefaltet. So konnte es besser verstaut werden.

Die Provinzial-Sparkasse der damals preußischen Oberlausitz hat das Sparbuch einst ausgestellt. Die Besitzerin, deren Name retuschiert ist, wohnte in Hennersdorf östlich der Neiße. Heute liegt der Ort in der Republik Polen und heißt Jędrzychowice. Am 17. November 1928 zahlte die Kundin erstmals ein: 19,90 Reichsmark. Dazu kam sie nach Görlitz.

In der Stadt befand sich seit 1830 der Hauptsitz des Geldinstituts. Mehrere Filialen gab es in der Stadt, eine zum Beispiel am Untermarkt. Außerdem bestanden viele Nebenkassen an anderen Orten, etwa in Bad Muskau, Rothenburg und Weißwasser. Mit dem Jahr 1938 endete jedoch die lange Geschichte der Flächensparkasse. Das Preußische Staatsministerium wies die Schließung an. Das gezeigte Sparbuch wurde bei der neu gegründeten Kreissparkasse Görlitz bis 1944 fortgeführt, die Bezeichnung des Vorgängerinstituts überstempelt.

  • Koenig Friedrich August I.

    Friedrich August I. musste vor 200 Jahren einen großen Teil seines Landes an Preußen abtreten. Lithografie von Maximilian Knäbig, um 1840 : © Historisches Archiv des OSV

  • Landkarte Sachsen Preussen 1887

    Der Ausschnitt einer Landkarte von 1887 zeigt den Verlauf der Grenze zwischen der preußischen Provinz Schlesien (gelb) und dem Königreich Sachsen. (Karte vermtl. in: Richard Andrees allgemeiner Handatlas; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vor 200 Jahren – Die Teilung Sachsens

Genau vor 200 Jahren, am 9. Juni 1815, wurde ein Vertrag zwischen Preußen, Russland und Sachsen völkerrechtlich bestätigt, der gravierende Auswirkungen auf das Königreich Sachsen hatte. Nach dem sogenannten Pressburger Vertrag vom 19. Mai 1815 erhielt nämlich Preußen zwei Drittel der Fläche und knapp die Hälfte der Bevölkerung des Nachbarlandes.

Wie konnte es dazu kommen? Der König von Sachsen, Friedrich August I., stand während des Befreiungskrieges gegen Napoleon schlichtweg auf der falschen, auf der Verliererseite. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurde er sogar preußischer Gefangener in Friedrichsfelde (Berlin). Die territorialen Ansprüche Preußens gingen damals weit. Man wollte ursprünglich ganz Sachsen erwerben.

Bei den Verhandlungen des Wiener Kongresses wurde jedoch ein Kompromiss geschlossen. Es kam zur Teilung. Die Bestimmungen dazu können Sie hier im Artikel 15 der Wiener Kongressakte nachlesen. Friedrich August I. verzichtete unter anderem auf Gebiete, die heute zum Freistaat Sachsen gehören. So lag etwa ein Teil der Oberlausitz vor 200 Jahren in der preußischen Provinz Schlesien.

Aufgrund der damaligen Grenzziehungen ist die Historie einiger heutiger Sparkassen eine sächsisch-preußische. So wurde zum Beispiel 1825 im sächsischen Zittau eine Stadtsparkasse und 1830 im preußischen Görlitz die Oberlausitzer Provinzialsparkasse gegründet. Nicht nur dort ist jetzt die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien für ihre Kundinnen und Kunden vor Ort. Ihre Wurzeln reichen weit in die Vergangenheit – und über frühere Landesgrenzen.

  • Ölgemälde Büergermeister Weise Zittau

    Der Zittauer Bürgermeister Weise war maßgeblich an der Gründung der Sparkasse beteiligt. : © Städtische Museen Zittau - Foto eines Ölgemäldes: Jürgen Matschie

Sparkasseneröffnung in Zittau vor 190 Jahren

Herzliche Glückwünsche gehen heute nach Sachsen, in den Osten des Freistaats. In dieser Region ist die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien für ihre Kundinnen und Kunden vor Ort. Der Sitz des Instituts befindet sich in Zittau, wo vor genau 190 Jahren die erste kommunale Sparkasse des Königreichs Sachsen eröffnet wurde. Es hatten 1819 in Königsbrück und Waldenburg Adelige, 1821 in Dresden ein Bürgerverein und in Annaberg Kaufleute sowie 1823 in Freiberg wieder ein Verein Sparkassen gegründet.

Am 28. März 1825 nahm die Einrichtung ab 14:00 Uhr im Hintergebäude des damaligen provisorischen Rathauses, in der ehemaligen „Accisinspectionsstube“ auf der Seite der Kämmereikasse, die ersten Spareinlagen an. Immer montags war dort geöffnet. Therese Heuser hieß die erste Kundin, die das „Quittungsbuch“ mit der Nummer 1 bekam. Laut den Geschäftsunterlagen der Zittauer Stadtsparkasse war sie eine Kaufmannstochter. Fünf Taler betrug die erste Einzahlung. Insgesamt stellte die Sparkasse am Eröffnungstag 17 Sparbücher aus.

Ja, die Anfänge waren klein. Beträge ab acht Groschen, das entsprach einem Drittel-Taler, nahm die Stadtsparkasse an. Bei ihr war es nämlich möglich, kleine Ersparnisse sicher und verzinslich anzulegen. Die Kommune und das Vermögen der Kämmereikasse garantierten die Sicherheit der Guthaben. Diese kommunale Haftung war eine wichtige Bedingung für die Genehmigung der Sparkassensatzung durch die sächsische Staatsregierung am 13. September 1824.

Verfasst hatte diese Satzung der Zittauer Bürgermeister Karl Johann Traugott Weise, der auch für das Armenwesen zuständig war. Sparkassen galten zu dieser Zeit als Einrichtungen, die vor allem dem Verarmen erwerbstätiger Männer und Frauen in Notzeiten entgegenwirken sollten. Bei Sparkassen konnten „minder bemittelte“, also nicht vermögende, Menschen vorsorgen. So hatte es auch die Stadt in der Oberlausitz vorgesehen. In der Realität wurde die Sparkasse sicherlich schon damals von Kundinnen und Kunden aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten genutzt.

Dies ist eine überarbeitete Version des Originalbeitrags. Neue Informationen liegen uns vor, da die ersten Geschäftsunterlagen der Zittauer Sparkasse als Depositalbestand ins Historische Archiv des OSV gekommen sind. Ursprünglich basierte dieser Artikel ausschließlich auf der Chronik der Kreissparkasse Löbau-Zittau von Wolfgang Klahre aus dem Jahr 2000.