• Der Vorsitzende des Hamburger Vereins nutzte bereits die Bezeichnung "Sparcasse". (Lithografie von Conrad Kiesel, um 1820; Druck und Verlag Lithografisches Institut Ch. Fuchs in Hamburg) : © Historisches Archiv des OSV

Die Verwirklichung der Sparkassenidee

Hamburg 1778
Sparkassen gibt es in Deutschland seit fast 237 Jahren. Bereits im Sommer 1778 gründete die Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe, auch Patriotische Gesellschaft genannt, eine besondere Versorgungsanstalt. Diese hatte den Charakter einer Versicherungs- und Spareinrichtung. Ihre „Ersparungsklasse“ bezeichnete der Vorsteher der Gesellschaft, Johann Arnold Günther (1755 – 1805), als eine „Sparcasse“. Sie war die erste Sparkasse der Welt, allerdings keine kommunale. Die erste Stadtsparkasse wurde 1801 in Göttingen eröffnet.

Gemäß der Hamburger Satzung konnten „geringe fleißige Personen beiderlei Geschlechts“, zum Beispiel Dienstboten, Tagelöhner, Handarbeiter oder Seeleute, „ihren sauer erworbenen Not- oder Brautpfennig sicher zu einigen Zinsen belegen“. Es wurde der Allgemeinheit erstmals die Möglichkeit geboten, auch verhältnismäßig kleine Geldbeträge sicher und zinsbringend anzulegen. Man ermunterte die Kundinnen und Kunden, für bestimmte Anlässe zu sparen. Denn Sparen war kein Selbstzweck.

Die Gründer verfolgten sozialpädagogische Ziele. Die Philanthropen empfahlen „kleinen Leuten“ ein moralisch-sittsames Leben. Und dazu gehörten Arbeiten und Sparen. Eine Sparkasse diente als Einrichtung der privaten Daseinsvorsorge. Zum Beispiel in Zeiten der Erwerbslosigkeit konnte ein Sparguthaben hilfreich sein, um nicht zu verelenden. Damals gab es noch keine staatliche Versicherung. Auch waren die Möglichkeiten der Armenpflege sehr beschränkt.

Königsbrück 1819
Vierzig Jahre nach der Hamburger Gründung wurde die Sparkassenidee erstmals im heutigen Geschäftsgebiet des OSV verwirklicht. Die Initiative ergriff zunächst weder eine Stadt noch ein Verein von Bildungsbürgern. Stattdessen ging die Obrigkeit ans Werk. Der Graf Peter Karl Wilhelm von Hohenthal (1754 – 1825) war über das Hamburger Institut und andere Sparkassengründungen informiert. Jahrelang soll er den Gedanken einer Sparkasse mit sich herumgetragen haben.

Der Konferenzminister war ein vielbeschäftigter Mann. Selbst wenn er „auf Urlaubsreisen seine Güter besuchte, begleiteten ihn dahin Acten zur ruhigen Bearbeitung“, so eine Lebensdarstellung von 1827. Der Adelige engagierte sich auch im Privaten. Er unterstützte viele gemeinnützige Unternehmungen. So gilt von Hohenthal zum Beispiel als Mitbegründer des Dresdner Wohltätigkeitsvereins Zu Rath und Tath, der sich ab 1803 sozialen Projekten widmete. Die Gesellschaft ergriff unter anderem Maßnahmen, um dem Verarmen vorzubeugen. Auch die Eröffnung einer privaten Sparkasse in der sächsischen Landeshauptstadt im Jahr 1821 ist Vereinsmitgliedern zu verdanken.

Hohenthal selbst schritt bereits 1818 zur Tat, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der eifrige Förderer gemeinnütziger Projekte entwickelte seinen konkreten Plan einer „Spaar-Caße“ während eines Spaziergangs. Bald war ein Statut niedergeschrieben. Die Sparkasse konnte als wohltätige Einrichtung des Standesherrn in Königsbrück zum Jahresbeginn 1819 eröffnet werden. Er schuf damit eine Möglichkeit, kleine Ersparnisse sicher und zinsbar anzulegen. Nicht nur die Dienstboten und die Einwohnerschaft seines Herrschaftsgebiets, auch Auswärtige konnten bei seiner Sparkasse sparen und für später vorsorgen.

  • Rathaus Pasewalk Ansichtskarte

    Im Rathaus der Stadt Pasewalk wurde 1835 erstmals Spareinlagen angenommen. (Detail einer Ansichtskarte, versendet 1898, Verlag unbekannt; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Siegelmarke Magistrat Pasewalk

    Siegelmarke des Magistrats von Pasewalk, um 1900. Der Magistrat sorgte dafür, dass in Pasewalk eine kommunale Sparkasse entstehen konnte. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ballons Sparkasse Uecker-Randow

    Zum Jubiläum stiegen 180 rote Glücksballons in den Himmel. Foto: Joanna Krakowiecka, Jayin Design : © Sparkasse Uecker-Randow

  • Rechenmaschine Sparkasse Uecker-Randow

    In der Geschäftsstelle gab es nicht nur alte Maschinen zu bestaunen. Foto: Joanna Krakowiecka, Jayin Design : © Sparkasse Uecker-Randow

Herzlichen Glückwunsch! Ein Gruß nach Pasewalk

Heute ist der 11. Mai, der offizielle Geburtstag der Sparkasse in Pasewalk. Die Sparkasse Uecker-Randow feiert ihr 180. Jubiläum. Begonnen hat die Sparkassentätigkeit bereits am 18. Februar 1835. Die Stadtverwaltung kündigte im Pasewalker Anzeiger an, dass ab diesem Tag Ersparnisse ab fünf Silbergroschen vom Ratsherrn Streuber angenommen wurden. Mittwochs und sonnabends waren von 12:00 bis 14:00 Uhr die Kassenstunden. Die Sparenden erhielten eine Quittung und für diese dann Sparbücher der Stettiner Stadtsparkasse. An diese wurden die Gelder weitergeleitet.

Nachdem Pasewalk einige Zeit quasi als Filiale der ältesten kommunalen Sparkasse Pommerns gedient hatte, wurde ein eigenes Geldinstitut unter Garantie der Stadt gegründet. Die Stadtverordneten beschlossen das am 11. Mai 1835 und baten den Magistrat, eine Satzung zu entwerfen. Der finale Entwurf vom 1. Juni 1836 wurde von der Aufsichtsbehörde genehmigt. Am 21. Januar 1837 veröffentlichte die Sparkasse schließlich ihre ersten Geschäftsdaten. Ein staatlicher Bestand von 1.730 Talern, 11 Silbergroschen und 7 Pfennigen war inzwischen vorhanden.

Wie bei allen Sparkassengründungen der damaligen Zeit, so spielte auch in Pasewalk der Erziehungsgedanke eine wichtige Rolle. Der Magistrat sprach in der Eröffnungsanzeige im Februar insbesondere Arbeiter, Dienstboten, Gesellen und Lehrlinge an. Diesen fehle es nämlich an Möglichkeiten der sicheren und zinsbringenden Anlage von Ersparnissen. Laut der Satzung der Stadtsparkasse wollte das gemeinnützige Institut sogar jedem Einwohner Preußens die Möglichkeit zum Sparen bieten und damit die „häusliche Ordnung“ fördern, aus deren Mangel nicht selten Verarmung entstehe. Zum tugendhaften Leben gehörte das Vorsorgen, bei dem die Kasse Hilfestellung leistete. Hilfe zur Selbsthilfe hieß das Prinzip.

Auch in der heutigen Zeit haben Sparkassen den Anspruch, es den Menschen einfach zu machen, ihr Leben besser zu gestalten. 180 Jahre nach der Gründung ist dies nicht nur in Pasewalk Zielsetzung der Sparkasse Uecker-Randow. Anlässlich des Jubiläums feierte die Sparkasse zusammen mit ihren Kundinnen und Kunden bei einem Tag der offenen Tür. Dabei wurden zahlreiche  Attraktionen geboten. Es gab viel zu sehen und zu erleben. Die Historie spielte natürlich eine wichtige Rolle. So konnten Technik-Fans zum Beispiel in der Geschäftsstelle alte Maschinen bestaunen. Auch für unsere neueste Wanderausstellung zur Markengeschichte fand sich am 25. April ein Platz.

Dies ist eine überarbeitete Version des Originalbeitrags, da sich mittlerweile der Forschungsstand hinsichtlich der Gründung verändert hat.

  • Ölgemälde Büergermeister Weise Zittau

    Der Zittauer Bürgermeister Weise war maßgeblich an der Gründung der Sparkasse beteiligt. : © Städtische Museen Zittau - Foto eines Ölgemäldes: Jürgen Matschie

Sparkasseneröffnung in Zittau vor 190 Jahren

Herzliche Glückwünsche gehen heute nach Sachsen, in den Osten des Freistaats. In dieser Region ist die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien für ihre Kundinnen und Kunden vor Ort. Der Sitz des Instituts befindet sich in Zittau, wo vor genau 190 Jahren die erste kommunale Sparkasse des Königreichs Sachsen eröffnet wurde. Es hatten 1819 in Königsbrück und Waldenburg Adelige, 1821 in Dresden ein Bürgerverein und in Annaberg Kaufleute sowie 1823 in Freiberg wieder ein Verein Sparkassen gegründet.

Am 28. März 1825 nahm die Einrichtung ab 14:00 Uhr im Hintergebäude des damaligen provisorischen Rathauses, in der ehemaligen „Accisinspectionsstube“ auf der Seite der Kämmereikasse, die ersten Spareinlagen an. Immer montags war dort geöffnet. Therese Heuser hieß die erste Kundin, die das „Quittungsbuch“ mit der Nummer 1 bekam. Laut den Geschäftsunterlagen der Zittauer Stadtsparkasse war sie eine Kaufmannstochter. Fünf Taler betrug die erste Einzahlung. Insgesamt stellte die Sparkasse am Eröffnungstag 17 Sparbücher aus.

Ja, die Anfänge waren klein. Beträge ab acht Groschen, das entsprach einem Drittel-Taler, nahm die Stadtsparkasse an. Bei ihr war es nämlich möglich, kleine Ersparnisse sicher und verzinslich anzulegen. Die Kommune und das Vermögen der Kämmereikasse garantierten die Sicherheit der Guthaben. Diese kommunale Haftung war eine wichtige Bedingung für die Genehmigung der Sparkassensatzung durch die sächsische Staatsregierung am 13. September 1824.

Verfasst hatte diese Satzung der Zittauer Bürgermeister Karl Johann Traugott Weise, der auch für das Armenwesen zuständig war. Sparkassen galten zu dieser Zeit als Einrichtungen, die vor allem dem Verarmen erwerbstätiger Männer und Frauen in Notzeiten entgegenwirken sollten. Bei Sparkassen konnten „minder bemittelte“, also nicht vermögende, Menschen vorsorgen. So hatte es auch die Stadt in der Oberlausitz vorgesehen. In der Realität wurde die Sparkasse sicherlich schon damals von Kundinnen und Kunden aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten genutzt.

Dies ist eine überarbeitete Version des Originalbeitrags. Neue Informationen liegen uns vor, da die ersten Geschäftsunterlagen der Zittauer Sparkasse als Depositalbestand ins Historische Archiv des OSV gekommen sind. Ursprünglich basierte dieser Artikel ausschließlich auf der Chronik der Kreissparkasse Löbau-Zittau von Wolfgang Klahre aus dem Jahr 2000.

  • Der Sparpfennig

    Der Sparpfennig, Holzstich nach einem Gemälde von Luise Max-Ehrler, 1890; Bestand: Historisches Archiv des OSV

Eine Spitzenklöpplerin im Archiv

Eine junge Heimarbeiterin sitzt am Bett ihres kranken Kindes und hält die letzten gesparten Pfennige für Medizin bereit. Wird sie auch das Geld für die nächste aufbringen können? Das Bild aus dem 19. Jahrhundert skizziert die damals problematischen Lebensumstände großer Bevölkerungsschichten. Es steht für die sozialen Missstände jener Zeit und die Aufforderung, sie zu lösen.

Die Möglichkeit zur Vorsorge für Notzeiten durch sichere und verzinste Spareinlagen – das war einer der Hauptgründe für die Errichtung von Sparkassen. Die es in Deutschland immerhin seit 1778 gibt: In Hamburg öffnete die erste Sparkasse der Welt ihre Türen!

In den nächsten Jahrzehnten fand die „Sparkassenidee“ viele Anhänger. Anfangs waren die Initiatoren meist Adlige oder Wohltätigkeitsvereine. Zunehmend wurden diese dann von den Kommunen abgelöst. Überall in Deutschland entstanden nun Sparkassen.

Neben diesem Holzstich befinden sich 40 weitere Stiche und Lithografien aus dem 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in unserem Archiv. Vor der Verbreitung der Fotografie sind sie die Zeitzeugen, die das Alltagsleben vorheriger Generationen wieder lebendig werden lassen.

  • Stadtansicht von Weißenfels mit Schloss, Mitte 19. Jahrhundert : © Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg

Herzlichen Glückwunsch zum 190. Geburtstag

Die Stadt Weißenfels bekommt eine Sparkasse

„Da die Erfahrung lehrt, welchen höchst wichtigen Einfluß ein Sparkassen-Institut auf die Sittlichkeit, Ordnungsliebe und Häuslichkeit einzelner Personen und ganzer Familien an einem Orte äußert: so haben wir, der Magistrat, unter Zustimmung der hiesigen Kommunrepräsentanten, mit dem 1sten Januar 1825 eine Sparkasse für die Stadt Weißenfels zu errichten beschlossen […]“. So lautet der erste Absatz im Weißenfelser Sparkassenstatut vom 1. September 1824.

Sparkassen sollten damals nicht nur den ärmeren Bevölkerungsschichten die Möglichkeit bieten, für schlechtere Zeiten vorzusorgen, mit der Einrichtung solcher Institute wurden auch immer erzieherische Absichten verfolgt. Zu den ärmeren Bevölkerungsschichten zählten wohl auch die beiden Handwerker, die Mitte Februar 1824 im Weißenfelser Rathaus erschienen. Sie berichteten dem Bürgermeister Oelzen von der Gründung ihres Handwerker-Vereins. Die Mitglieder des Vereins hatten beschlossen, aus Teilen ihres Arbeitslohnes einen Fonds zu bilden. Damit wollte der Verein in Not geratene Handwerker unterstützen. Das bereits eingesammelte Geld wollte man nun dem Stadtrat zur treuhänderischen Verwahrung übergeben. Der Bürgermeister lehnte das Ansinnen der örtlichen Handwerker zwar ab, aber die Idee zur sicheren Unterbringung solcher Gelder wirkte weiter.

Was in anderen Städten manchmal Jahre gedauert hat, vollzog sich in Weißenfels recht schnell. Von der ersten Gründungsinitiative bis zur Eröffnung der Sparkasse vergingen nur wenige Monate.

Die Sparkasse Weißenfels teilt sich mit dem Wittenberger Institut somit den fünften Platz in der Reihe der ersten Sparkassen in der preußischen Provinz Sachsen. Zeitlich vor ihnen lagen nur noch die Sparkassen in Halle, Naumburg, Erfurt und Magdeburg.

 

  • Ansichtskarte Rathaus Wittenberg

    Im ersten Stock des Rathauses im Westgiebel (links vorn) befanden sich 1825 die Räumlichkeiten von Kämmereikasse und Sparkasse. (Ansichtskarte, Verlagshaus Louis Glaser, Leipzig, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Sparkasseneröffnung in Wittenberg vor 190 Jahren

Heute ist ein besonderer Tag für Wittenberg. Am 5. Januar 1825, also vor genau 190 Jahren, fand dort die erste Einzahlung bei der Sparkasse statt. Bereits am 10. März 1824 hatte der Stadtrat deren Einrichtung beschlossen. Im November des Jahres war ihre Satzung schließlich von der Regierung genehmigt worden. Eine Besonderheit bei der Gründung war, dass neben Vertretern des Stadtrates und der Gemeinde der amtierende Landrat dem Verwaltungsausschuss des Instituts angehören sollte.

Die Sparkasse stand nicht nur der Wittenberger Bevölkerung, sondern auch den in den Städten und Dörfern des Kreises wohnenden Menschen offen. Im Wittenberger Rathaus, in den Räumlichkeiten der Kämmereikasse, nahm 1825 der Stadtkämmerer Herr Kelch als Rendant die Spargelder der Kundinnen und Kunden an. Geöffnet war zunächst immer am Montag und Mittwoch. Am Ende des ersten Geschäftsjahres betrugen die Einlagen bereits 1.479 Taler.

Die kommunale Sparkasse ist eine der ältesten im Verbandsgebiet. Die erste deutsche Stadtsparkasse wurde am 26. Juni 1801 in Göttingen, die erste im OSV-Gebiet am 1. Oktober 1822 in Frankfurt an der Oder eröffnet. Im Jahr 1825 erfolgen sogar mehrere Gründungen (Eröffnungen). Auf die Sparkasse in Weißenfels wird meine Blog-Kollegin Claudia Wöhnl in einem Beitrag eingehen. Daneben werden zu gegebener Zeit noch zwei weitere Institute angesprochen. Eine Liste mit Gründungsdaten möchte ich auch dieses Jahr veröffentlichen, um so die lange Tradition des Sparkassenwesens in unserem Verbandsgebiet zu dokumentieren.