• © Historisches Archiv des OSV, Dep. Sparkasse Meißen

Was Sparbücher und Stollen verbindet

Wenn man dem Werbeflyer der Stadt- und Kreissparkasse Dresden aus den 1950er-Jahren folgt, sind beide sehr gefragt – besonders zur Weihnachtszeit. Denn beide verlieren vor und während der Feiertage an Gewicht, werden manchmal geradezu geplündert, bis nur noch Krümel bzw. Pfennige oder heute Cents übrig sind.

Damals wie heute müssen die meisten Menschen Geld ansparen, um sich etwas leisten zu können bzw. um ihre Lieben zu beschenken. Je nach Statistik, wollen die Deutschen in diesem Jahr durchschnittlich zwischen 250 und 300 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Da wird vielleicht auch der eine oder andere Stollen dabei sein.

Wir wünschen Ihnen einen schönen, geruhsamen Jahresausklang im Kreise Ihrer Lieben und für uns alle ein friedlicheres 2017!

Britta Weschke, Thomas Einert & Claudia Wöhnl

  • Stifte über Stifte - die meisten so rot wie die Sparkassen. Sie wurden zur Sammelleidenschaft unserer Mitarbeiterin. : © Historisches Archiv des OSV

  • Die Sammlungsbegründerin und der "Erbe" unterhalten sich über außergewöhnliche oder seltene Stifte. : © Historisches Archiv des OSV

Stift um Stift – Was Mitarbeiter sammeln und bewahren

Oft weiß man gar nicht mehr, wie eine Sammlung einst entstand. Meist fängt es ganz harmlos an: Mit einem Porzellanelefanten, Bierdeckel oder Kugelschreiber, den man als besonders schön oder außergewöhnlich den Verwandten und Freunden präsentiert. Wenn man hierbei zu euphorisch ist, bleibt das im Gedächtnis der schenkfreudigen Lieben hängen und ehe man sich versieht, sind Regale zu kurz, Schränke zu klein und der Keller wird ausgebaut.

Zum Glück war das Anwachsen der Sammlung von Dr. Sibylle Marsch, einer ehemaligen Mitarbeiterin unserer Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie, erwünscht und wird bis heute durch „Vererbung“ gepflegt. In ihrem Fall waren und sind es Kugelschreiber. Natürlich nicht alle Kugelschreiber, sondern nur welche, die von Sparkassen, deren Partnern oder Verbundunternehmen als Werbegeschenke ausgeben wurden. Kurz und gut – sie müssen zur großen Sparkassenfamilie gehören.

Besonders lieb waren unserer Kollegin, die privat übrigens Eulen sammelt, die Stifte von Fusionssparkassen. D. h. von Instituten, die es heute so nicht mehr gibt, deren Namen verschwunden sind. Über 200 Stifte hat die Sammlung bereits, die um 1994/95 an dem ersten Akademiestandort in Berlin-Rahnsdorf ihren Anfang nahm. Die ersten Stifte wurden sogar als dekoratives Element mittels Schnur in ihrem Büroraum aufgehängt. Das führte natürlich zu einem weiteren Sammlungszuwachs, da viele Kollegen und Dozenten fortan sehr motiviert waren, ihren Beitrag zu leisten.

Auch ihr damaliger Chef ließ sich anstecken und lobte sogar einen Überraschungspreis aus, wenn die Anzahl der Stifte mit der Anzahl der damals existenten Sparkassen in unserem Verbandsgebiet gleichzog. Diese Herausforderung wurde locker gemeistert und der Preis in Form von Naturalien dankbar entgegengenommen.

Nach Verabschiedung unserer Kollegin in den Ruhestand vor drei Jahren, traf die Sammlung jedoch kein herrenloses Schicksal. Randolf Müller, einer ihrer engsten Mitarbeiter, trat mit Freuden und Sammlerehrgeiz das Erbe an. Mal sehen, wann die 300er-Marke geknackt wird.

  • © Historisches Archiv des OSV

Die Sparbuch-Spardose

Es ist wieder an der Zeit, Ihnen eine außergewöhnliche Spardose aus unserem Archivbestand vorzustellen. Doch halt, das ist ja gar keine klassische Dose. In der Form eines Buches mit geprägtem Ledereinband kommt das 9 x 13,5 x 2,5 Zentimeter große Spargefäß daher. Titel des Werkes: „Der Wille zum Sparen“. Herausgeber: Städtische Sparkasse Mittweida. Ob dieses Objekt wohl einst im Bücherregal eines Kunden der mittelsächsischen Sparkasse seinen Platz fand? Ein gutes Versteck!

Vertrieben wurden derartige „Sparbücher“ vom Exporthaus John J. Moser in der Charlottenstraße 77 in Berlin. Sie hoben sich von den üblicherweise von Sparkassen an ihre Kundschaft ausgegebenen Bügelspardosen ab. Nur wenige Exemplare sind heute noch erhalten. Aus welchem Anlass die 1851 eröffnete Stadtsparkasse Mittweida solche Sparbuch-Spardosen beschaffte, wissen wir nicht. Vielleicht zum 75. Jubiläum 1926? Die Berliner Firma hatte jedenfalls bis 1927 ihren Sitz an der oben genannten Adresse im Postbezirk SW 68, der neben dem Einwurfschlitz der Spardose geprägt ist.

  • Das sog. Berufsbeamtengesetz nutzten die Nationalsozialisten, um zum Beispiel nach § 4 Beamte aus politischen Gründen zu entlassen. (Anzeige im Sächsischen Verwaltungsblatt, 29.9.1933, S. 657; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Wie das NS-Regime sächsische Bürgermeister aus dem Amt entfernte

Es gab nicht nur gute Zeiten in der bald 200-jährigen Sparkassengeschichte unseres Verbandsgebietes. So wurden im „Dritten Reich“ Verwaltungsorgane und Personal der Sparkassen politisch „gleichgeschalt“ und die Institute in das NS-Wirtschaftssystem integriert. Üblicherweise führten im Freistaat Sachsen die Bürgermeister den Vorsitz im Verwaltungsrat der örtlichen Sparkasse. Im März 1933 besetzten die Nationalsozialisten die Rathäuser und „beurlaubten“ ihnen nicht genehme Gemeindeoberhäupter.

Das sogenannte Berufsbeamtengesetzes vom 7. April 1933 schuf dann die rechtliche Grundlage, um auch Bürgermeister zu entlassen oder in den Ruhestand zu versetzen. Es war das erste Gesetz im NS-Staat, das ganz offen Sonderrecht gegen rassisch und politisch unerwünschte Menschen durchsetzte und verfassungsmäßige Rechte von Beamten annullierte. Gemäß § 2, 4 und 6 wurden in Sachsen zahlreiche Bürgermeister entfernt. § 3, der „Arierparagraf“, fand offenbar keine Anwendung.*

„Beamte, die nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bieten, dass sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten“, sollten nach § 4 entlassen werden. Dies war eine dehnbare Auslegungsform, mit der das Regime verschiedenste Gesinnungen bestrafte. Wer sich aus nationalsozialistischer Sicht verwerflich betätigt hatte, konnte aus dem Amt entfernt werden. Auf das Gesetz folgten zahlreiche Erklärungen und Ergänzungen, die noch verschärfend wirkten.

Bald mussten Verdächtige Fragebögen ausfüllen und mit Nachweisen beim zuständigen Ministerium zur Prüfung einreichen. Auf Vorschlag des sächsischen Innenministeriums verfügte Reichsstatthalter Martin Mutschmann die Entlassungen. Sie wurden im Sächsischen Verwaltungsblatt veröffentlicht. Aber welche Bürgermeister fielen allein 1933 dem § 4 zum Opfer und wurden aus dem Gemeindedienst entfernt? Dazu habe ich Ihnen eine Liste erstellt. Wer wissen möchte, wen die anderen beiden Paragrafen betrafen, kann sich gern an den Autor wenden.

Altenberg (im Erzgebirge): Max Just
Aue: Max Ziegler
Bergen (im Vogtland): Rudolph Härtel
Bräunsdorf (Amtshauptmannschaft Chemnitz): Paul Grimm
Brünlos (im Erzgebirge): Curt Paul Kalbskopf
Cainsdorf (bei Zwickau):  Emil Albin Müller
Colmnitz (Amtshauptmannschaft Freiberg): Oswin Arnold
Cossebaude: Carl Strehle
Cröbern (Amtshauptmannschaft Leipzig): Max Jäger
Crimmitschau: Dr. Friedrich Buchwald
Cunersdorf (Amtshauptmannschaft Annaberg): Ewald Pönitz
Cunnersdorf (bei Dresden): Otto Emil Berger
Dorfstadt (im Vogtland): Julius Arthur Müller
Dresden: Dr. Wilhelm Külz
Eibenberg: Franz Morgenstern
Euba (Amtshauptmannschaft Chemnitz): Alfred Schröder
Eythra (bei Leipzig): Albert Wachler
Freital: Gustav Klimpel
Gelenau (im Erzgebirge): Eugen Richard Möckel
Gittersee: Alfred Willy Obenaus
Gornau: Fritz Hugo Geithner
Groitzsch: Erich Brendel
Großenhain: Carl Oskar Augustin
Großolbersdorf: Max Siegfried Neef
Großpösna (bei Leipzig): Kurt Saalberg
Gundorf (Amtshauptmannschaft Leipzig): Hermann Arthur Ludwig
Hartenstein (bei Zwickau): Max Richard Strobel
Hartmannsdorf (bei Chemnitz): Paul Hofmann
Hirschfelde (Amtshauptmannschaft Zittau): Eduard Heinrich Nagel
Hörnitz (bei Zittau): Karl Bruno Zimmermann
Hohndorf (Amtshauptmannschaft Flöha): Bruno Clauß
Kleinnaundorf (Amtshauptmannschaft Dresden): Otto Paul Ihle
Kleinolbersdorf (Amtshauptmannschaft Chemnitz): Johannes Ebert
Kößern (Amtshauptmannschaft Grimma): Otto Ulbricht
Krebs (Amtshauptmannschaft Pirna): Karl Reppchen
Kriebethal (Amtshauptmannschaft Döbeln): Max Otto Prötzsch
Langenhessen (Amtshauptmannschaft Zwickau): Theodor Möbius
Lauterbach (bei Marienberg): Martin Floß
Leukersdorf (Amtshauptmannschaft Chemnitz): Max Schmiedel
Lugau: Johannes Martin Hoffmann
Mittelfrohna: Reinhardt Schneider
Mittweida: Dr. Carl Aribert Huth
Nerchau: Alfred Ackermann
Netzschkau: Franz Hunger
Nünchritz (Amtshauptmannschaft Großenhain): Walter Gustav Zill
Obercrinitz (Amtshauptmannschaft Zwickau): Bruno Ebert
Oberfrohna: Walter Andrae
Oberneuschönberg (Amtshauptmannschaft Sayda): Otto Naumann
Oberseiffenbach (Bezirk Sayda): Max Alfred Franz
Oberullersdorf (Amtshauptmannschaft Zittau): Gustav Zeißig
Oberweischlitz: Johannes Max Berger
Radeberg: Dr. Erich Weise
Radeburg: Richard Hartwig
Reumtengrün (Amtshauptmannschaft Auerbach): Albin Heinrich
Riesa: Curt Hans
Robschütz (Amtshauptmannschaft Meißen)
Rothenkirchen (Amtshauptmannschaft Auerbach): Max Taubert
Rothental (im Erzgebirge): Max Ebert
Sankt Michaelis (Amtshauptmannschaft Freiberg): Paul Schultze
Schöna (Amtshauptmannschaft Pirna): Albin Emil Grützner
Seehausen (bei Leipzig): Johannes Ernst Fischer
Steinbach (im Erzgebirge): Eugen Frey
Struppen: Hermann Herbert Gläßer
Trebsen (Amtshauptmannschaft Grimma): Paul Emil Unger
Ursprung (Bezirk Stollberg): Ernst Albin Müller
Vielau (Amtshauptmannschaft Zwickau): Arno Hugo Fuchs
Wachau (Bezirk Leipzig): Hermann Arthur Kretschmar
Weesenstein: Arthur Kurt Reppchen
Weißig (bei Freital): Johannes Wohlfarth
Weißig (Bezirk Dresden): Max Willy Müller
Wilschdorf: Otto Hänel
Wittgensdorf: Arthur Müller
Wolkenburg (Amtshauptmannschaft Rochlitz): Erich Hennicker
Zittau: Dr. Oswald Koltzenburg
Zug (Amtshauptmannschaft Freiberg): Rudolf Jentzsch

* In den Sächsischen Verwaltungsblättern fanden sich keine Anzeigen bzgl. der Bürgermeister. Dies ergab eine Auftragsrecherche des Autors zur sächsischen Sparkassengeschichte im Nationalsozialismus im Jahr 2012.

  • Schmal und zukunftsweisend: Die älteste Dissertation im Bestand des OSV-Archivs aus dem Jahr 1892. : © Historisches Archiv des OSV

  • Dank der Aussonderung der Mannheimer Universitätsbibliothek (siehe Stempel) konnte die Schrift von Michael antiquarisch erworben werden und gelang so in den Bestand der historischen Fachliteratur unseres Archivs.

  • Sparkassengeschichtlich relevante Werke sind wertvolle Zeitdokumente, die vor Staub geschützt in Archivschränken untergebracht sind. Sie geben Aufschluss über Reformen sowie Entwicklungstrends der Sparkassenorganisation in ihrer jeweiligen Epoche, arbeiten oftmals vorhergehende Jahrzehnte auf und sind damit eine unverzichtbare Quelle für die Geschichtsschreibung. : © Historisches Archiv des OSV

„Eine ernste und streng wissenschaftliche Leistung“ – Die älteste Dissertation zum Sparkassenwesen im historischen Buchbestand des OSV-Archivs

1892 heißt es in einer Rezension der Zeitschrift „Sparkasse“ über die Schrift von Berthold Michael: „Es ist dieses die fleißige und wohlgelungene Erstlingsarbeit eines jungen Gelehrten, die von jedem Sparkassenbeamten nicht nur mit Interesse gelesen sondern auch mit Eifer studiert werden sollte.“

Im Alter von nur 28 Jahren hatte der Sohn des Berliner Genremalers Max Michael an der altehrwürdigen Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg sein 84-seitiges Werk „Ueber die Ausdehnung der Thätigkeit der Sparkassen, insbesondere die Pflege des Checkverkehrs durch dieselben“ eingereicht, um die Doktorwürde zu erlangen.*

Mit seiner Arbeit brachte Berthold Michael ein für die Sparkassen wichtiges Thema aufs Tapet: Den Scheckverkehr. Durch diesen sollte die Bedeutung der Institute erhöht und die wirtschaftliche Förderung einer breiten Schicht des Mittelstandes begünstigt werden. Als positives Beispiel findet sich in der Schrift der Hinweis auf die Sparkasse Mühlheim an der Ruhr, die bereits 1884 die „Einführung eines Checkverkehrs bei der hiesigen Sparkasse“ bei der Königlichen Regierung, Abteilung des Innern zu Düsseldorf, beantragt hatte. Daraufhin stellte das Ministerium die Vor- und Nachteile des Scheckverkehrs gegenüber und entschied schließlich gegen den Antrag der Sparkasse. Ein Erlass von 1886 verbot den Sparkassenscheck sogar ausdrücklich. Drei Jahre später wurde dieses Verbot nochmals bekräftigt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 1892 konnte Michael zwar nicht wissen, aber vielleicht schon ahnen, dass die Umsetzung seiner Reformvorschläge noch einige Jahre dauern würde.

Erst die Wirtschaftskrise des Jahres 1907 gab den entscheidenden Anstoß zur Weiterführung des Themas. Die Geldversorgung der Wirtschaft sollte unabhängiger vom Bargeld organisiert werden. So wurde 1908 das Reichsscheckgesetz erlassen, das den bargeldlosen Zahlungsverkehr förderte, den Sparkassen die passive Scheckfähigkeit übertrug und die Einführung des Giroverkehrs ermöglichte. Bis heute gilt diese Entwicklung als Meilenstein in der Geschichte der Sparkassenorganisation, weil sie den Beginn der Herausbildung von Universalinstituten markiert.

In unserem historischen Buchbestand ist die vorliegende Dissertation die einzige aus dem 19. Jahrhundert mit Sparkassenbezug. Doch ist sie auch die älteste, die wir kennen? Eine Anfrage bei den Kollegen der Sparkassen-Bibliothek in Bonn ergab, dass sich der Dresdner Hans von Mangoldt bereits 1847 mit dem Sparkassenwesen wissenschaftlich auseinandergesetzt und eine Doktorarbeit „Über die Aufgabe, Stellung und Einrichtung der Sparkassen“ verfasst hatte. Auf beide Hochschulschriften lässt sich das Fazit des Rezensenten beziehen, das 1892 dem Michael’schen Werk galt: Sie konnten zu jener Zeit „als eine wertvolle Bereicherung der leider noch sehr dürftigen Sparkassen-Litteratur angesehen werden“.

 

*Das Wort „Check“ wurde im 19. Jahrhundert aus dem Englischen entlehnt. Zunächst gab es zwei Schreibweisen: check und cheque. In Deutschland setzte sich nach 1900 die eingedeutschte Form Scheck durch, s. a. Link.