• Versicherung Sachsen Sparkassen 1919

    Solche Werbemarken klebten die sächsischen Sparkassen zum Beispiel 1921 auf Sparbücher. : © Historisches Archiv des OSV

Die Gründung einer Versicherungsanstalt der sächsischen Sparkassen

Im Dresden fand vor genau 100 Jahren die Gründungsversammlung einer öffentlichen Lebensversicherungsanstalt der Sparkassen im Freistaat Sachsen statt. Der Verbandsvorsteher Dr. Johann Christian Eberle war es, der im Versicherungsgeschäft eine Möglichkeit erkannt hatte, die Kundenbindung der Sparkassen zu intensivieren. Wenn Menschen nicht das Sparbuch als Mittel zum Vorsorgen bevorzugten, sondern lieber in eine Versicherung investierten, so mussten die Sparkassen mit der Zeit gehen. Die Produktpalette der kommunalen Geldinstitute wurde erweitert.

Mitglieder der neuen Versicherungsanstalt wurden aber nicht die sächsischen Sparkassen selbst, sondern ihre Träger. Vertreter von 140 Gemeinden waren bei der Gründungsversammlung am 26. Mai 1919 anwesend, von Adorf im Vogtland bis Zwönitz im Erzgebirge. Sie genehmigten einstimmig den Namen der Anstalt und berieten den Satzungsentwurf. Dieser wurde nach wenigen Änderungen ebenfalls einstimmig angenommen.  Man wählte einen Verwaltungsrat. Als Gründungsmitglieder galten alle Gemeinden, die bis zum 17. Juni  1919 ihren Beitritt erklärten. Sie beteiligten sich per Umlage am Stammkapital sowie an einem Einrichtungs- und an einem Verwaltungskostenvorschuss.

Doch erst am 22. Dezember des Jahres segnete das sächsische Ministerium des Innern die Satzung der Anstalt ab. Es folgten Verhandlungen zur Mitgliedschaft im Verband der öffentlichen Lebensversicherungsanstalten Deutschlands. Da das Ministerium der Auffassung war, die Vorstandswahl sei erst nach der Satzungsgenehmigung rechtmäßig, wurde zur ersten Verbandsversammlung am 23. März 1920 eingeladen. Die Mitgliederzahl betrug nun schon 205. Die Wahl wurde wiederholt. Fünf Bürgermeister und drei Gemeindevorstände wurden einstimmig in den Vorstand gewählt.

Die Geschäftstätigkeit konnte dann am 1. April 1920 aufgenommen werden. Der erste Verwaltungsbericht betrachtet den Zeitraum bis Ende 1921. Abgeschlossen wurden demnach vor allem Kapitalversicherungen auf den Todesfall mit beziehungsweise ohne ärztliche Untersuchung. Es gab auch Rentenversicherungen. Mitte der 1920er-Jahre erfolgte die Umbenennung der Anstalt, weil nicht nur Lebensversicherungen angeboten wurden. Dazu können Sie in diesem Blogbeitrag weiterlesen.

  • Bestaetigung Sparkasse Penig 1849

    Die Bestätigung ist im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen auf Seite 108 abgedruckt. : © Historisches Archiv des OSV

Die Genehmigung der Sparkasse in Penig

Auf der Festung Königstein bestätigte der während des Dresdner Maiaufstands geflohene sächsische König Friedrich August II. vor 170 Jahren das Statut der Sparkasse in Penig. Ein besonderer Fall. Denn normalerweise holten Sparkassengründer die Genehmigung vor der Geschäftsaufnahme ein. Diese war in Penig 1847. 1849 wurde nachträglich eine Satzung abgesegnet, die gewisse Rechtsvorteile brachte. Nur von der Obrigkeit genehmigte Sparkassen sollten zum Beispiel zur Anlegung von Mündelgeldern genutzt werden.

Voraussetzung war natürlich eine ausreichende Sicherung der Einlagen. Darauf achteten die Aufsichtsbehörden. Sparkassen gab es damals in Sachsen unter der Garantie von Gemeinden sowie von Aktienvereinen oder Privatpersonen. Es existierten sogar genossenschaftlich organisierte Institute. Und wohl auch Mischformen. So ist zu lesen, dass in Penig der Erzdiakon Johann August Gotthold Göbel und seine Vereinsfreunde solidarisch haften wollten. Interessant ist, dass darüber hinaus eine subsidiäre Haftung der Stadt festgeschrieben wurde.

  • © Historisches Archiv des OSV

Eberle auf dem Deutschen Sparkassentag

Gerade findet in den Hallen der Hamburg Messe der 26. Deutsche Sparkassentag statt. Dazu sind hochkarätige Referentinnen und Referenten geladen, die an zwei Tagen zu verschiedensten Themen sprechen. Über das vielfältige Programm der größten Zusammenkunft der Sparkassen-Finanzgruppe können Sie sich hier informieren.

Blicken wir 110 Jahre zurück, so war der Sparkassentag nicht viel mehr als die Mitgliederversammlung des damaligen Deutschen Sparkassen-Verbandes. Er fand am 4. Dezember 1909 im Charlottenburger Rathaus statt. Bedeutend war die Veranstaltung, weil es um die Einführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ging. Drei Referenten besprachen geeignete Formen. Einer von ihnen war der sächsische Verbandsvorsteher und Nossener Bürgermeister Dr. Johann Christian Eberle.

Er befürwortete eine Anpassung des Sparkassengedankens an die neue Zeit. Die Weiterentwicklung der Sparkassen sollte sich nach den realen Bedürfnissen des täglichen Lebens richten. Den bargeldlosen Zahlungsverkehr nannte er „einen neuen Trieb aus der alten Wurzel der Sparkassen“*. Auch der Verrechnungsverkehr konnte wirtschaftlich schwächer gestellten Menschen nützlich sein. Die Möglichkeit des Personalkredits für den Mittelstand thematisierte Eberle.

Seine engagierte Werbung für den Giroverkehr hatte Erfolg. Die dringende Notwendigkeit zur Modernisierung wurde von den Teilnehmern erkannt. Der Verbandstag empfahl mit überwältigender Mehrheit die Gründung von Überweisungsverbänden in den Ländern. Als geeignet galt dabei das in Sachsen seit Anfang 1909 praktizierte System. Nach diesem Vorbild sollte zunächst in Pommern 1912 der nächste Giroverband tätig werden.

* Die Rede findet sich in Die Sparkasse – Amtliches Fachblatt des Deutschen Sparkassen-Verbandes Nr. 668/1910 S. 1-3 und Nr. 669/1910 S. 21-23.

  • Anto Machowicz

    Von 1916 bis 1932 war Anton Machowicz Verbandsvorsteher. (Abb. in: Zehn Jahre Deutsche Kommunal- Giroorganisation, Denkschrift von Hermann Jursch, Direktor der Deutschen Girozentrale - Deutsche Kommunalbank, 1926; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Der Präsident des Brandenburgischen Sparkassen- und Giroverbandes

Vor längerer Zeit ist im Blog über den Brandenburgischen Sparkassen- und Giroverband berichtet worden, der seinen Sitz in Berlin hatte. Der Mitbegründer und langjährige Präsident des Verbandes hieß Anton Machowicz (1864-1951). Machowicz war Stadtrat, Bürgermeister, zeitweise auch Kämmerer der Stadt Schöneberg bei Berlin. Er wirkte ab 1916 als Vorsteher des 1914 gegründeten Giroverbandes der kommunalen Verbände der Provinz Brandenburg. 1922 wurde dieser mit dem Brandenburgischen Sparkassenverband zusammengelegt. Es entstand der Brandenburgische Sparkassen- und Giroverband, dem er bis 1932 vorstand.

Die Satzung definierte die Aufgaben des Verbandschefs so: „Der Verbandsvorsteher vertritt den Verband nach außen und vollzieht die den Verband verpflichtenden Erklärungen, stellt die Verbandsbeamten und das sonstige Personal an und übt die Dienstgewalt über sie aus.“ Verdienste erwarb sich Anton Machowicz durch seine Bemühungen zur Verbreitung des Giroverkehrs in Brandenburg. Auch an der Gründung der deutschen Sparkassen- und Giroorganisation war er maßgeblich beteiligt. Erster Präsident des DSGV wurde 1924 aber nicht er, sondern sein Stellvertreter, der frühere Seelower Landrat Dr. Ernst Kleiner.

  • © Historisches Archiv des OSV

Die „Allerhöchste Bestätigung“

Vor 110 Jahren bekam die Ständische Sparkasse der Altmark, deren Hauptsitz sich in Stendal befand, eine neue Satzung. Beschlossen hatte diese der Landtag der Altmark am 24. November 1908. „Vorstehende Satzung tritt sofort nach Eintreffen der Allerhöchsten Bestätigung in Kraft“, so Paragraf 28 des Regelwerks. Sie konnte damals nur vom preußischen König Wilhelm II. selbst kommen. Im Frühjahr 1909 bekam er die Vorlage zugestellt. Da weilte er gerade in seiner Sommerresidenz auf Korfu. Im vielen Touristen sicherlich bekannten Palast Achilleion, den einst die Kaiserin Elisabeth (Sisi) hatte erbauen lassen, segnete er die Satzung ab. Diese ist übrigens, genau wie die gezeigte Genehmigung, in einem Sparbuch der Zweigstelle in Bismark abgedruckt. Es wurde ab dem 16. November 1909 von einem Kunden zur Geldanlage genutzt.

  • Sparkassengebäude in Dessau 1923 - 1945 (Ansichtskarte Verlag FZ Dessau, versendet 1929; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Baukunst in Dessau

Auf dieser Postkarte sehen sie das Sparkassengebäude in Dessau, das die Städtische Kreissparkasse von 1923 bis 1945 nutzte. Es entstand nach einem Entwurf des in der Bauhausstadt nicht unbekannten Architekten Kurt Elster. Das Haus vereinte Tradition und Moderne und war deswegen nicht unumstritten. Kritik gab es zum Beispiel wegen der eigenwilligen Gestaltung des Daches auf dem Sparkassenturm (ehemaliger Stadtmauerturm) und des Hauptportals. Auch die Farbe der Fassade erregte Aufsehen. Auf der Karte nicht zu erkennen: Die Fläche um den Eingang war dunkelgrün. Solche expressionistischen Elemente sprachen nicht jeden an.

Imposant war aber wohl für alle Zeitgenossen die Kassenhalle mit ihrer Deckenverglasung. Im Keller befanden sich modernste Tresoranlagen. Leider fiel das Gebäude in der Poststraße dem von NS-Deutschland entfesselten Krieg zum Opfer. Am 7. März 1945 wurde es zerbombt. Der Wiederaufbau ließ ein völlig anders gestaltetes Haus für die Stadtsparkasse Dessau entstehen. Diesem wiederum folgte ein Neubau, der seit 1998 Hauptsitz der Sparkasse ist. Hier finden Sie heute auch das CompetenzCenter Bauhausstadt.