• Kissi-Penny dienten nicht nur als Währung, sondern hatten auch einen spirituellen Zweck. So gab man zerbrochene Stäbe mit in die Gräber, damit die Seelen der Toten entweichen konnte. : © Historisches Archiv des OSV

  • Trotz der Alterungsspuren kann man die Form eines Delfins bei der Bronzemünze erkennen. Die Vorderseite ist plastisch ausgearbeitet und Ansätze der Flossen und das Auge sind erkennbar. : © Historisches Archiv des OSV

  • Das Katanga-Kreuz aus dem OSV-Bestand wiegt 200 g. Damit konnte man zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Kongobecken ein Huhn kaufen. : © Historisches Archiv des OSV

  • Noch heute werden die Perlenkette aus Pulverglas in Ghana hergestellt und als Schmuck verwendet. : © Historisches Archiv des OSV

  • In der Antike waren Pfeilspitzen ein weit verbreitetes Zahlungsmittel. Überlieferungsberichte gibt es aus Afrika und Europa; dort vor allem aus der Schwarzmeerregion. : © Historisches Archiv des OSV

Kissi-Penny & Delfingeld – neue Schätze im Historischen Archiv

Wenn wir heute an Geld denken, kommen uns vor allem Euromünzen und -geldscheine in den Sinn. Doch gab es Zeiten, in denen man an Stäbe, Kreuze, Ketten, Pfeile oder auch Delfine dachte. Denn es sind im Laufe der Geschichte unterschiedlichste Ideen entstanden, was als Zahlungsmittel im Warentausch dienen konnte.

Das Historische Archiv des OSV verfügt bereits über eine große Sammlung an Naturalgeld und anderen Zahlungsmitteln, die regelmäßig in den Wanderausstellungen bestaunt werden kann. Nun ist der Bestand in diesem Jahr um neue Schätze angewachsen. Auf einer Vertriebsveranstaltung für Sparkassen im November in Potsdam konnten Besucher die Neuzugänge zum ersten Mal bewundern.

In Rahmen meines Archivstudiums absolviere ich zurzeit ein Praktikum im Historischen Archiv. Dabei gehört es auch zu meinen Aufgaben, die neuen Zahlungsmittel zu verzeichnen, archivgerecht zu verpacken, Hintergrundinformationen zu recherchieren und Fotos zu machen. In diesem Beitrag möchte ich die neuen Objekte nun vorstellen.

Kissi-Penny

Das erste Objekt zog auf der Vertriebsveranstaltung die größte Aufmerksamkeit auf sich, nicht zuletzt wegen der ungewöhnlichen Form. Die Kissi-Penny (auch Kilindi) bestehen aus dünnen, gedrehten Eisenstäben, die an einem Ende platt gedrückt und am anderen t-förmig sind. Die Stäbe wurden im eisenreichen Westafrika (heute Guinea, Sierra Leone und Liberia) bis ins 20. Jahrhundert als Zahlungsmittel verwendet. Ihre Ursprünge reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das Wort Kissi leitet sich von dem gleichnamigen Volk ab, dass in dieser Region noch heute lebt.

Einzelne Kissi-Penny benutzte man wie Kleingeld. Für größere Beträge wurden Bündel mit bis zu 20 Stäben verwendet. 1920 bnötigte man für den Kauf einer Kuh 30 bis 40 Bündel [1]. Bei einer Hochzeit mussten etwa 240 Bündel als Brautpreis bezahlt werden. Auch konnten die Stäbe als Rohstoff genutzt werden, da sie bei Bedarf eingeschmolzen und weiterverarbeitet werden konnten.

Delfingeld aus Olbia

Die nächste Neuanschaffung ist, mit einer Größe von 2 cm, auf dem ersten Blick wohl die unauffälligste, aber deswegen nicht weniger spannend.

Der kleine Bronzedelfin stammt aus der damals griechischen Schwarzmeerstadt Olbia (heutige Ukraine), wo er in der Antike als Zahlungsmittel verwendet wurde. Die Stadt hatte ihre Blütezeit zwischen ca. 425 und 350 v. Chr. und aus dieser Zeit kommt auch die Delfinmünze. Durch ihre Küstenlage war die Seefahrt in Olbia von zentraler Bedeutung. Auf ihren Schiffsreisen wurden die Seefahrer oft von Delfinen begleitet. So entwickelten sich diese zu positiven Symbolen, die schließlich auch für die Form von Münzen verwendet wurden [2].

Katanga-Kreuz

Das rot-lackierte Katanga-Kreuz (auch Handa oder Aspa genannt) war als Zahlungsmittel im Kongobecken gebräuchlich. Dieser x-förmige Kupferbarren hat einen Durchmesser von ca. 10 cm und wiegt etwa 200 g. Verwendet wurden die Kreuze hauptsächlich ab dem 15. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Name leitet sich von der Katanga-Region im Kongo ab, welche reich an Kupfer ist.

Hergestellt wurden die Kreuze in Tonformen, die nach dem Brennen zerstört wurden, um den Barren zu entfernen. Dies führte zu verschieden Gewichten und Größen. Für den Handel wurden auch in Europa Barren produziert, beispielsweise in Birmingham [3]. Das am häufigsten verwendete Kreuz hatte einen Durchmesser von etwa 20 cm und wog ca. 1 kg. Mit diesem konnte man 10 kg Mehl oder 5 Stück Geflügel kaufen. Es gab auch übergroße Kupferkreuze, die vermutlich mehr als Statusobjekt dienten und weniger als tatsächliches Zahlungsmittel.

Pulverglasperlenkette

Das nächste Zahlungsmittel kommt aus Afrika und besteht aus einer Kette mit 49 Perlen (auch als „Trade Beads“ bezeichnet) aus Pulverglas. Diese stammen aus Ghana von dem Volk der Krobo. Die Verwendung der Ketten lässt sich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Ab dem 16. Jahrhundert waren die Glasperlen auch im Handel mit den Europäern gebräuchlich.

Die Perlen werden noch heute bei den Krobo hergestellt und als Schmuck verwendet [4]. Für das Pulverglas wird Glas gemahlen und in Tonformen langsam gebacken. Anschließend werden die Perlen bemalt und nochmal bei hohen Temperaturen kurz gebrannt.

Pfeilspitze

Pfeilspitzen waren in der Antike ein beliebtes Zahlungsmittel. Dabei waren diese meist stumpf und nicht für die Jagd oder den Kampf zu gebrauchen. Pfeilspitzen waren weit verbreitet, dadurch lässt sich der Entstehungszeitraum schwer ermitteln. Vermutlich stammt unsere aus der Bronzezeit (2200 – 800 v. Chr.).

Lukas Kirmse, Praktikant Historisches Archiv des OSV

Quellen:

[1] Money Museum: Liberia/Sierra Leone/Guinea, Volk der Kissi, 20 Kilindi, Online im Internet: URL: https://www.moneymuseum.com/de/muenzen?&id=2304 [letzter Zugriff am 06.12.2022].

[2] Money Museum: Sarmatien, Olbia, Delfinmünze, Online im Internet: URL: https://www.moneymuseum.com/de/muenzen?&id=191 [letzter Zugriff am 06.12.2022].

[3] MGM Münzlexikon: Katanga-Kreuz, Online im Internet: URL: https://www.mgmindex.de/index.php?title=Katanga-Kreuz [letzter Zugriff am 06.12.2022].

[4] YaleNews: Beads show European trade in African interior used Indigenous routes, Online im Internet: URL: https://news.yale.edu/2022/09/15/beads-show-european-trade-african-interior-used-indigenous-routes [letzter Zugriff am 08.12.2022].

  • © Historisches Archiv des OSV

Der Reichstaler des Alten Fritz

Diese Münze ist auf Tafel 13 unserer Wanderausstellung zur Geldgeschichte abgebildet. Es handelt sich um einen Reichstaler mit dem Porträt des preußischen Königs Friedrich II., der in seinem vorletzten Lebensjahr in Berlin geprägt wurde. Die andere Seite zeigt den preußischen Adler, typischerweise auf allerlei Kriegsgerät hockend. Dieses Geldstück war die Hauptwährungsmünze im Königreich Preußen, welche aus 12-lötigem Silber mit 75 Prozent Feingehalt bestand. Das Raugewicht betrug 22,27 Gramm und das Feingewicht 16,7 Gramm.

Eingeführt wurde sie im Jahr 1750. Der König wollte die eigene Münzprägung forcieren, um die in großen Mengen umlaufenden ausländischen Geldstücke zu ersetzen. Er hatte sowohl die Förderung von Handel und Verkehr als auch die Vermehrung seiner Einnahmen durch den Reingewinn als Münzherr im Sinn. Die Planung der Währungsreform übertrug er dem Geheimen Finanzrat und Generaldirektor sämtlicher Münzstätten in Brandenburg-Preußen, Johann Phlipp Graumann. Dieser legte den 14-Taler-Fuß fest. Aus einer kölnischen Mark von knapp 234 Gramm Feinsilber wurden also 14 Reichstaler geprägt.

Für die Vereinheitlichung des deutschen Geldwesens war der Graumannsche Münzfuß von großer Bedeutung. Andere Länder mit Talerwährung übernahmen ihn. 1838 schlossen die Staaten des Deutschen Zollvereins den Dresdener Münzvertrag. Infolge gab zum Beispiel das Königreich Sachsen den sogenannten Konventionsfuß auf. 1763 hatte es diesen 10-Taler-Fuß eingeführt, der auf einem Vertrag zwischen Österreich und Bayern basierte. In einem Konventionstaler steckten 23,4 Gramm Silber. Zum Jahresbeginn 1841 wurde der Taler im preußischen Münzfuß alleinige sächsische Landeswährung. Mit dem Wiener Münzvertrag 1857 dehnte der unter Friedrich dem Großen eingeführte Münzfuß sein Umlaufgebiet sogar auf Süddeutschland und Österreich aus. Und noch bis 1907 waren so hergestellte Taler gesetzliche Zahlungsmittel im Deutschen Reich.

  • Bei unserem Quiz zur großen Inflation gab es viele erstaunte Gesichter. : © Historisches Archiv des OSV

  • Wir erweitern unsere Geldsammlung kontinuierlich, um diese dann den Mitgliedssparkassen zur Verfügung zu stellen. Gerade das vielfältige Naturalgeld zieht regelmäßig viele Besucher an. Neben einem Teeziegel aus Asien, Eisengeldstäben "Kissy Penny" aus Westafrika und einer Pfeilspitze aus der Bronzezeit, konnten wir auch Delphingeld, ein Katangakreuz und eine Perlenkette aus Pulverglas erwerben. : © Historisches Archiv des OSV

Endlich wieder Vertriebsring!

Nach fast zwei Jahren Pause waren wir gestern wieder Teil der Ausstellermesse während einer Vertriebstagung für die Mitgliedssparkassen des Ostdeutschen Sparkassenverbandes im Kongresshotel am Templiner See in Potsdam.

Dreimal im Jahr wird das neue Vertriebs- und Kommunikationskonzept den Mitarbeitenden aus dem Marketing und der Vertriebssteuerung sowie Jugendmarkt,- Kredit- und Firmenkunden-Verantwortlichen vorgestellt. Und wir als Historisches Archiv sind oft mit unserem Messestand dabei. Getreu unserem Motto „History communication ist einfach.“ zeigen wir hierbei regelmäßig, dass die lange Tradition unserer Sparkassen sich hervorragend für viele Kommunikationsanlässe eignet.

Dieses Mal haben wir mit einem kleinen Quiz auf die große Inflation vor knapp 100 Jahren zurückgeblickt. Dass zur Zeit der Hyperinflation im November 1923 die Inflationsrate bei über 29 500 Prozent lag und ein Brot mehr als 230 Milliarden Mark kostete, erstaunte viele unserer Standbesucherinnen und -besucher.

Zwischenzeitlich wurde es ganz schön eng an unserem Messestand und der Beratungsbedarf war groß. Denn vielen Sparkassen steht ein 200jähriges Jubiläum bevor und dieses soll dementsprechend gewürdigt werden. Wir als Historisches Archiv können hierbei in vielfältiger Weise unterstützen: sei es mit zahlreichen Ausstellungsobjekten oder ganzen Wanderausstellungen, Recherchen und Hintergrundinformationen sowie mit vielen Tipps und Hinweisen zur Jubiläumsplanung.

Der nächsten Vertriebsring findet im März 2023 statt und wir werden sicher wieder mit unseren Angeboten vertreten sein.

  • © Historisches Archiv des OSV

Der verwalzte Ludwig Erhard

Der vormalige Bundeswirtschaftsminister schaut aber zerknautscht. Kein Wunder. Das 2-DM-Stück, das sein Antlitz ziert, wurde schließlich verwalzt. Dabei kam ein sogenannter Decoiner zum Einsatz, der sogar 2,5 Tonnen Münzen pro Stunde entwerten konnte. Aus vielen Geldstücken der Bundesrepublik Deutschland wurde wegen der Einführung des Euros als Bargeld 2002 so auf preiswerte Weise Metallschrott. Diese Münze war rund einen Euro wert. Der unwiderrufliche Umrechnungskurs lautet 1 Euro = 1,95583 DM. Im Auftrag des Bundesfinanzministeriums erfolgte die bestmögliche Verwertung des Münzmetalls. Es diente etwa als Rohstoff für die Industrie. In den Bestand der Geldsammlung des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes gelangten insgesamt vier Decoiner-Münzen, Stücke zu 50 Pfennig, 1, 2 und 5 Deutsche Mark. 5-DM-Stücke mit Silbergehalt, die es in der Bundesrepublik gab, wurden natürlich gesondert behandelt und nicht im Decoiner deformiert.

  • Diese Postkarte zum Ausmalen verschenkte die Sparkasse der Stadt Dresden an Kinder. (Verlag Cyliax Druck Wien; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Stromsparen mit der Sparkasse

„Für jeden gilt heut‘ die Parole
Spar Licht und Gas, spar Strom und Kohle
Gar manche Mark gewinnst Du so,
Bring‘ sie geschwind aufs Sparkonto“

Mit diesen Reimen warb die Städtische Sparkasse Dresden während des Zweiten Weltkriegs für das Energiesparen. Sie finden sich auf der Rückseite der abgebildeten Postkarte. Es gab auch Hinweise zum Gebrauch der auf der Karte mitgelieferten Farben Rot, Gelb, Braun und Blau. Sie waren mit einem feuchten Pinsel abzunehmen. Grün musste man durch eine Mischung aus Gelb und Blau sowie Orange aus Rot und Gelb herstellen. Das fertige Bild konnte abgetrennt und versendet werden.

Hergestellt wurde die Ausmalkarte von Cyliax Druck in Wien. Dies war eine vom Grafiker Walter Cyliax 1938 „arisierte“ Firma der Brüder Rosenbaum. Für seine Colorix-Karten hatte Cyliax sogar ein Deutsches Reichspatent. Es existierten auch andere Motive, die Kindern das Sparen lehrten. So wurde zum Beispiel darauf hingewiesen, beim Zubettgehen das Licht auszuschalten. Die Sparkassen konnten die Ausmalpostkarten mit ihrer Institutsbezeichnung bestellen. So sind im Historischen Archiv des OSV auch Exemplare der Teltower Kreissparkasse vorhanden.

  • © Historisches Archiv des OSV

Der Erzscheider mit den Sommersprossen

Für ein Ausstellungsprojekt der Sparkasse Mittelsachsen durchforsten wir derzeit unsere Magazinbestände. Zum Jubiläum des Instituts anlässlich der Gründung 1823 werden nicht nur Objekte wie Geld, Sparbücher oder Sparbüchsen benötigt. In der Silberstadt Freiberg wird der 200. Geburtstag der Sparkasse gefeiert. Ein Bezug zum Bergbau ist naheliegend. Die Himmelfahrt Fundgrube ist die letzte ständig offene Grube im Revier. Die TU Bergakademie Freiberg nutzt sie als Lehr- und Forschungsbergwerk. Normalerweise kann das Bergwerk auch besucht werden.

Ende des 19. Jahrhunderts arbeitete hier Paul Emil Müller aus Halsbach bei Freiberg. In seinem Arbeitsbuch steht, dass der junge Mann mit den Sommersprossen zunächst als Erzscheider wirkte, also das Erz vom tauben Gestein trennte. Paul Emil war bei Aufnahme der Tätigkeit am 8. November 1894 nur 15 Jahre alt. Seine Eltern hatten eingewilligt, wie ein Eintrag des Gemeindevorstands belegt. Nach dem Berggesetz war er für die Ausstellung von Arbeitsbüchern zuständig. Arbeitgeber mussten die Tätigkeit, das Verhalten sowie den Grund des Austritts des Beschäftigten eintragen. Dieser war zuletzt Schmiedelehrling bei der königlichen Grube Himmelfahrt und erhielt eine gute Verhaltensbeurteilung. Er sei am 29. März 1898 freiwillig aus dem Betrieb abgegangen.

Auch zur Entlohnung steht etwas im Arbeitsbuch. Demnach hatte der Inhaber anfangs 95 Pfennige und zuletzt 1,15 Mark Schichtlohn. Von seinen Lebensumständen wissen wir leider nichts. Wohnte er noch zu Hause? Ob er wohl ans finanzielle Vorsorgen gedacht hat? Bei der Freiberger Stadtsparkasse konnte Paul Emil Müller schon kleinste Beträge sparen. Es existierten zu der Zeit nämlich mehrere Verkaufsstellen für Sparmarken. Zehn Pfennige kostete eine Marke. Man klebte sie auf eine Sparkarte und brachte diese zur Sparkasse, wo der angesparte Betrag auf dem Sparbuch gutgeschrieben wurde. 37.702 Sparkassenbücher gab es 1898 in Freiberg.