• Dieses Sparbuch stellte die Ersparnis-Anstalt Schwerin 1905 einer Kundin aus. Ihre Einlagen wurden zum "Johannis"-Termin verzinst. : © Historisches Archiv des OSV

Zum Ende des Jahres

Heute ist der 31. Dezember, der letzte Tag des Kalenderjahres. Für viele Sparkassen endete auch schon in früheren Zeiten an diesem Tag das Geschäftsjahr. Das Rechnungsjahr wurde abgeschlossen. Die Kundinnen und Kunden bekamen ihre Zinsen ausgerechnet. Aber nicht bei allen Sparkassen deckte sich das Rechnungs- mit dem Kalenderjahr. In Mecklenburg zum Beispiel spielten bestimmte Termine eine Rolle. Sie orientierten sich an kirchlichen Gedenk- beziehungsweise Festtagen: „Antoni“ im Januar, „Johannis“ im Juni und „Michaelis“ im September. Im mecklenburgischen Finanz- und Bankwesen waren dies wichtige Termine, an denen Jahreslöhne, Steuern und Zinsen fällig wurden. Bedeutung hatten sie unter anderem für die Sparkassen in Wismar, Neustrelitz und Grabow.

  • Die im Jahr 1927 geschriebene Karte sendet liebe Weihnachtswünsche an den Stadtpfarrer von Waldenburg (Württemberg). Druck: Verlag Selmar Bayer, Berlin : © Historisches Archiv des OSV

Ein Weihnachtsgruß aus dem Archiv

Liebe Leserinnen und Leser,
zu bestimmten Anlässen verschenkten Sparkassen seinerzeit Sparbücher mit einem Startguthaben. Kundinnen und Kunden wurden auf diese Weise schon frühzeitig gewonnen und blieben oft ein Leben lang bei ihrer Sparkasse. Großen Anklang fand auch die Idee, Sparbücher in den Familien selbst als Geschenk zu verwenden. Besonders die Kleinen bekamen ein Sparbuch, wenn sie noch keins hatten. So ist es nicht verwunderlich, dass oft generationenübergreifend gespart wurde und jedes Familienmitglied sein eigenes Sparbuch bei der Heimatsparkasse besaß. Die Kassen warben u. a. auch mit Postkarten für ein „Sparbuchgeschenk“, wie das hier zu sehende Beispiel der 1848 gegründeten Kreissparkasse in Jüterbog (Brandenburg) zeigt.

Zum Weihnachtsfest wünschen wir Ihnen alles Gute. Haben Sie frohe Feiertage und kommen Sie gesund ins neue Jahr!

Herzlichst
Ihre Blogautoren

 

  • Ansichtskarte Weihnachten Stollen

    Ansichtskarte, versendet 1906, unbekannter Verlag; Bestand: Historisches Archiv des OSV

Eine Stollensparkasse?

Nach dem Ende der Inflation der frühen 1920er Jahre versuchten die Sparkassen auf vielfältige Weise, die Menschen wieder zum Sparen zu bewegen. Zur Belebung des Spargeschäfts empfahl beispielsweise 1924 der Sächsische Sparkassenverband den Mitgliedskassen die Ausgabe von Heimsparbüchsen oder Sparbüchern mit Geschenkeinlage. Er wies auch auf die Nützlichkeit von Schul- und Fabriksparkassen hin und erwähnte Aussteuer- und Stollensparkassen zum Zwecksparen.

Sparen war kein Selbstzweck. Es wurde ein Ziel dabei verfolgt, zum Beispiel die Anschaffung der Aussteuer, also einer Haushaltsausstattung für die Hochzeit. Aber was war eine Stollensparkasse? Offenbar existierten solche Einrichtungen schon um 1900 in Sachsen. Bäcker erhoben von Sparwilligen während des Jahres eine sogenannte „Stollensteuer“. Die einzelnen Beiträge wurden verzeichnet und auf ein Sparkassenbuch eingezahlt, blieben bis zur Verwendung angelegt. Wenn gebacken wurde, bekamen die Sparenden ihren Anteil.

Ein richtiger Weihnachtsstollen vom Bäcker war ein gehaltvoller und sicherlich nicht billiger Kuchen. Ein Kilogramm Butter, wichtiger Bestandteil des Christstollens, kostete etwa 1901 in Südwestsachsen bis 2,80 Mark. Zum Vergleich: Täglich ausgezahlte Arbeiter erhielten damals in der Region bestenfalls 2,50 Mark und Arbeiterinnen 1,70 Mark pro Tag.

  • Erste Einblicke in eine der fünf "Schatzkisten": Zur großen Freude entdeckten wir zusätzlich zu gedruckten Materialien noch Filmrollen, Stempel u. a. Objekte. Doch davon wird im nächsten Jahr zu erzählen sein ... : © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

Besuch aus der Heimat – Die Sparkasse Burgenlandkreis kommt mit vollem Kofferraum

Als gebürtige Weißenfelserin (Sachsen-Anhalt) freute ich mich, dass sich kurz vor Weihnachten Besuch aus meiner „Heimatsparkasse“ im Archiv ankündigte. Zumal ebenfalls eine Lieferung historischer Unterlagen aus den Kellern der Sparkasse zugesagt wurde.

Nun stehen fünf „Schatzkisten“ in unserem Büro und warten auf die Erfassung in der Archivdatenbank. Danach werden die Archivalien gesäubert, fachgerecht verpackt und eingelagert. Mit der Sparkasse Burgenlandkreis wird ein Depositalvertrag geschlossen. Das bedeutet, dass alle Archivalien dem Historischen Archiv als Dauerleihgabe ausgehändigt werden, jedoch Eigentum der Sparkasse bleiben. Dies bringt für beide Seiten Vorteile: Wir als Archiv haben die Möglichkeit neue Quellen für die Forschung auszuwerten und gegebenenfalls auszustellen. Die Sparkasse im Gegenzug kann Platz sparen und sich der dauerhaften Bewahrung ihres historischen Erbes sicher sein.

Daher der Aufruf an alle Sparkassen: Haben Sie vielleicht in Ihren Kellern noch „alte Sachen“ die dort seit Jahren unbeachtet die Regale füllen? Dann wenden Sie sich an uns, wir kommen gern mit Ihnen dazu ins Gespräch.

Übrigens: Welche Schätze wir heben konnten, erfahren Sie im Januar …

  • © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

Das Historische Archiv des OSV – Der Bestand in Zahlen

Zur Zeit der Gründung des Archivs im Jahr 2000 starteten wir schon mit einem relativ großen Bestand an Akten und Sammlungsgut. Damals schlummerte dies allerdings noch unerschlossen in zahlreichen Umzugskartons. Im Laufe der Jahre wuchs der Umfang an Archivalien durch Übernahmen und Ankäufe immer mehr. Heute können wir aus einer vielfältigen und reichhaltigen „Schatzkiste“  für unsere Projekte schöpfen. In Zahlen sind das:

 

  •  über 100 Spardosen
  •  mehr als 1.000 Sparbücher
  •  38 Schreib-, Rechen- und Büromaschinen
  •  mehr als 700 Plakate, Flyer und Werbehefte
  •  über 500 Postkarten
  •  42 Spiele mit Sparkassen- oder Geldbezug
  •  33 Werbe- und Hinweisschilder verschiedenster Materialien (Emaille bis Kunststoff)
  •  mehr als 1.500 Münzen und Banknoten
  •  bis dato 2.729 inhaltserschlossene Fotos und weitere unbearbeitete Bestände
  •  ca. 300 lfd. Meter Akten

sowie ein umfangreicher Bestand an historischer Wirtschafts- und Sparkassenfachliteratur.

  • © Historisches Archiv des OSV

Augenblicke festgehalten auf lichtempfindlichem Material

Der Begriff „Archiv“ erzeugt in vielen Köpfen die Vorstellung von dunklen Räumen, die als Lagerplätze für „verstaubte Akten“ fungieren. Dabei führen die Archivalien den interessierten Suchenden als stille Zeitzeugen in die Vergangenheit zurück. Neben Akten und weiterem Schriftgut schlummern aber noch ganz andere Arten von Archivalien in den Regalen und Schränken eines Archivs. Beispielsweise Filme, Objekte oder Plakate. Als Träger von Informationen geben sie auf ihre Weise Auskunft über vergangene Sachverhalte, Ereignisse und mehr.

Ich studiere Informationswissenschaften mit dem Schwerpunkt Archiv im fünften Semester an der Fachhochschule Potsdam. Zurzeit führe ich mein Praxissemester im Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes durch. Eine meiner Hauptaufgaben während des Praktikums besteht in der Erschließung und Verzeichnung der analogen Fotobestände. Die Bilder, die ich bearbeite, reichen zurück bis zur Verbandsgründung am 20.03.1990. Diese einmaligen Quellen dokumentieren mit ihrer Bildsprache die Verbandsgeschichte, wie zum Beispiel die erste Pressekonferenz. Auch die Bauphasen der Ostdeutschen Sparkassenakademie am Luftschiffhafen in Potsdam sind detailliert überliefert.

Zur sicheren Aufbewahrung der Fotos und damit sie einfach recherchierbar sind, halte ich mich dabei an archivfachliche Vorgaben. Nach dem Provenienzprinzip bleibt die ursprüngliche Ordnung des Bestandsbildners der Archivalien erhalten. In meinem Fall stammen sie von der ehemaligen Abteilung Kommunikation. Da die Aufnahmen größtenteils Veranstaltungen dokumentieren, kamen die Bestände idealerweise nach diesen sortiert ins Archiv.

In der Regel handelt es sich beim Trägermaterial analoger Fotos um Azetat- oder Polyesterfilm auf DOP-Gelatinesilberpapier, Barytpapier oder PE-Papier. Die Fotos bestehen aus mehreren Schichten, die sich bei Temperatur- oder Feuchtigkeitsschwankungen verändern.* Aus Bestandserhaltungsgründen lagert die Fotosammlung daher staubgeschützt in Fototaschen aus HKD-Hartfolie in einem Stahlschrank mit Hängeregistratur. Mit Signatur, Inventarnummer und Kürzel versehen, trennen nummerierte Mappen aus Pappe die einzelnen Bestände voneinander. Inzwischen habe ich 119 Bestände mit insgesamt 2729 Fotos bearbeitet.

Für jeden erschlossenen Bestand wähle ich repräsentative Fotos aus, um sie zu digitalisieren. Diese stehen für interne Recherchen zur Verfügung. Als Bilderverwaltungssoftware wird FotoWare genutzt. Dort werden die Bilder direkt mit den zugehörigen Metadaten verknüpft. Sie enthalten u. a. folgende Informationen: Fotograf, Ort, Datum, Bildrechte und Schlagwörter. Außerdem vermerke ich die abgebildeten Personen.

Dank dieser spannenden Aufgabe werde ich auf meinen späteren Berufsalltag vorbereitet und lerne den Ostdeutschen Sparkassenverband kennen.

(Autorin: Daniela Schaffert, derzeit Praktikantin im Historischen Archiv des OSV)

* Nienhaus, Ursula: Fotoarchivierung. In: Praktische Handreichung für Bewegungsarchive. 2004.