• Brandenburgischer Sparkassen- und Giroverband

    1924 bis 1945 brandenburgischer Verbandssitz in Berlin (Ansichtskarte unbek. Verlag, 1924; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ein brandenburgischer Verbandssitz in Berlin

Im Wilhelminischen Kaiserreich führten die Sparkassen in Deutschland den bargeldlosen Zahlungsverkehr in Form des Giroverkehrs ein. Zunächst wurde 1908 im Königreich Sachsen ein kommunaler Giroverband gegründet, dessen Mitglieder ab 1909 Überweisungen möglich machten. Die Girozentrale zur Abwicklung des sächsischen Überweisungsverkehrs befand sich in der Landeshauptstadt Dresden.

Weitere Länder folgten. So wurde zum Beispiel für die preußische Provinz Brandenburg am 23. März 1914 ein Giroverband der Kommunalverbände eingerichtet. Ehrenamtlicher Verbandsvorsteher war der Bürgermeister von Forst in der Niederlausitz. Bei der dortigen Stadtsparkasse eröffnete am 26. August 1914 die brandenburgische Girozentrale.

Der Umfang des Überweisungsverkehrs nahm stetig zu und die Verwaltung von der Provinzstadt aus war recht umständlich. Daher wurde der Verbandssitz am 1. September 1916 verlegt, nicht etwa nach Potsdam, sondern in die Reichshauptstadt. Die Geschäftsstelle und die Girozentrale befanden sich fortan in der Kronenstraße 61/63.

Im Frühjahr 1922 wurden der Giroverband und der bereits 1884 gegründete Brandenburgische Sparkassenverband zum Brandenburgischen Sparkassen- und Giroverband vereint. Zwei Jahre später bezog er sogar ein eigenes Geschäftsgebäude, in der  Alten Jakobstraße 130/132. Das hier abgebildete Objekt wurde am 11. Januar 1924  von der Lebensversicherungsgesellschaft „Viktoria“ erworben. Pünktlich zum zehnjährigen Bestehen der brandenburgischen Giroorganisation war der Umzug abgeschlossen.

Wie viele andere historische Bauten in Berlin, so wurde leider auch dieses repräsentative Haus im Zweiten Weltkrieg zerstört. Spreng- und Brandbomben ließen am 3. Februar 1945 lediglich den Tresor unversehrt. Eine erste Notunterkunft fand der Verband damals bei der Stadtsparkasse in Potsdam. Mit der Neugründung als Brandenburgischer Sparkassenverband am 1. August 1945 wurde schließlich die brandenburgische Landeshauptstadt offizieller Verbandssitz.

  • Die Ansichtskarte zeigt das Schild der Sparkasse am Rathaus. (Ansichtskarte Kunstverlag W. Meyerheim in Berlin, 1925; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

130 Jahre Sparkasse in Werder (Havel)

Am 1. November 1886 war es soweit. Im Kämmereikassenraum des Rathauses der brandenburgischen Stadt Werder (Havel) eröffnete eine Sparkasse. 40 Jahre lang befand sie sich in dem Gebäude, gelegen in der historischen Altstadt auf der Havelinsel. Im Interesse der Kundschaft wurde die Geschäftsstelle dann 1926 in das neue Stadtzentrum verlegt. Die Adresse lautete nun: Unter den Linden 14. Neun Jahrzehnte später ist in der Eisenbahnstraße 201 eine Sparkassenfiliale zu finden.

Doch zurück zu den Anfängen. Der Magistrat unter Bürgermeister Franz Dümichen und die Stadtverordnetenversammlung beschlossen im Jahr 1885 die Gründung auf Anregung des Brandenburgischen Städtetages. Als eine Einrichtung zur Selbsthilfe war die Sparkasse gedacht. Der Vorstand des Städtetages wollte das Vorsorgen durch regelmäßges Sparen fördern.

„Es soll der kleine Mann, für den die Uebung wirthschaftlicher Tugenden gradwegs eine Lebensfrage ist, zu Fleiß, Ordnung und Mäßigkeit angeregt, durch eigene Kraft wirthschaftlich gehoben werden; er soll in dem ersparten Kapital ein Hilfsmittel für den Fall der Noth, für den Fall fehlender Arbeit erhalten.“

Nach zwei Monaten Geschäftsbetrieb existierten bei der Stadtsparkasse 75 Sparbücher mit insgesamt 6.499,29 Mark Guthaben. 1892 gab es bereits über 1.000 Bücher und 1902 schon über eine Million Mark Einlagen. Dem Gründungsauftrag nach sollte mit den Kapitalien dem Bedürfnis der Mitbürger nach Grundkredit entgegengekommen werden. Ab 1888 sind Darlehn gegen Hypotheken oder Grundschuld belegt. Außerdem konnten Bürger durch Faustpfand, Schuldschein oder Wechsel Kredit bekommen.

Die Stadtsparkasse konnte „Überschüsse“ verbuchen und Rücklagen bilden. Als diese für 1908 die vorgeschriebene Höhe erreicht hatten, durfte dem Träger Geld für gemeinnützige Zwecke überwiesen werden. Die Stadt erhielt auf Beschluss der Aufsichtsbehörden 8.356,42 Mark. Auch die Verwendung war von der Zustimmung des Potsdamer Regierungspräsidenten abhängig. Wofür der Betrag wohl ausgegeben wurde? Dafür gibt es womöglich Belege im Brandenburgischen Landeshauptarchiv und im Archiv der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam.

  • Wanderausstellung "25 Jahre Verbandsarbeit für ostdeutsche Sparkassen - Eine Entdeckungsreise" : © Michael Gottschalk/photothek.net, 2016

  • Film zur Wanderausstellung "25 Jahre Verbandsarbeit für ostdeutsche Sparkassen - Eine Entdeckungsreise" : © Michael Gottschalk/photothek.net, 2016

  • Wanderausstellung "25 Jahre Verbandsarbeit für ostdeutsche Sparkassen - Eine Entdeckungsreise" : © Historisches Archiv des OSV

25 Jahre Verbandsarbeit für ostdeutsche Sparkassen – Eine Entdeckungsreise

Heute wurde zum ersten Mal die neue Wanderausstellung des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), des jüngsten und einzigen Vier-Länder-Sparkassen-Regionalverbandes, der inzwischen auch ein fünftes Bundesland fachlich berät, im Rahmen des Festaktes zur OSV-Geburtstagsfeier gezeigt.

Seit mehr als 25 Jahren ist der Verband als Dienstleister und als Interessenvertreter seiner Mitgliedssparkassen und deren Träger in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe und gegenüber den Landesregierungen sowie der Bundespolitik tätig.

Was Verbandsarbeit in ihrer Vielfalt ausmacht, wird auf insgesamt 25 Informationstafeln vorgestellt. Die Reise führt quer durch alle Arbeitsgebiete eines regionalen Sparkassenverbandes, von denen es in Deutschland insgesamt zwölf gibt. Zu entdecken sind Kernaufgaben, wie die Umsetzung des öffentlichen Auftrags, die Koordinierung und Vertretung der Mitgliederinteressen innerhalb der Sparkassenorganisation und die politische Interessenvertretung, die Sparkassenfacharbeit, die Aus- und Weiterbildung, die Prüfungstätigkeit, unvergessliche Sparkassentage, zahlreiche Förderungen sowie zukunftsorientierte Sonderprojekte eines Vierteljahrhunderts. Spannende Einblicke in das Verbandsleben sind garantiert.

Wenn Sie die Ausstellung buchen wollen, wenden Sie sich gern an das Historische Archiv des OSV.

  • Faksimile des Sparkassenbuches von 1849, bereitgestellt von Herrn Brefka aus Stuhr bei Bremen : © Alois Brefka

  • Von 1840 bis 1901 befand sich die Stadtsparkasse Zittau in diesem Gebäude am Rathausplatz. (Ausschnitt Ansichtskarte Verlag E. Wagner in Zittau, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ein altes Sparbuch und seine Geschichte

Vor Kurzem erreichte uns sehr interessante Leserpost. Durch einen Blogbeitrag anlässlich des 190. Jahrestags der Sparkasseneröffnung in Zittau war man auf uns aufmerksam geworden. Der Leser berichtete von einem uralten Sparbuch der Stadtsparkasse Zittau, das sich in seinem Besitz befindet. Es sei einer der Höhepunkte seiner Sammlung, seines kleinen privaten Museums. Solche Sparbücher sind tatsächlich selten und auch wertvoll. Sie erlauben einen Rückblick auf längst vergangene Zeiten.

Ausgestellt wurde das sogenannte Quittungs-Buch 1849. Damals besserte sich, nach Angstabhebungen von beunruhigten Bürgern im Revolutionsjahr 1848, die Bilanz der Stadtsparkasse. Der Einlagenbestand wuchs wieder. Dazu trugen auch die 18 Taler bei, mit denen der Kunde sein Sparbuch eröffnete. Dies geschah am Montag, den 9. Juli 1849. Das Buch trug die Nummer 4.652 und war eines von 427 Exemplaren, die in dem Jahr neu ausgestellt wurden.

Für das Einlagengeschäft hatte die Sparkasse, außer an Feiertagen, immer montagnachmittags ab 14:00 Uhr geöffnet. Dies erscheint für damalige Verhältnisse angemessen. Das Produktangebot der sächsischen Sparkassen war noch klein. Es gab nur Sparbücher zur Geldanlage. Ende 1849 bestanden bei der Stadtsparkasse in Zittau 2.257 Konten und es erfolgten in dem Jahr 1.144 Ein- und 654 Auszahlvorgänge. Diese Zahlen verdeutlichen die Frequentierung der Geschäftsstelle.

Sie befand sich im „Gewandhaus“, heute Rathausplatz 14. Hierher kam der Besitzer des vorgestellten Sparkassenbuches bis 1854 insgesamt dreimal und ließ sich seine Einlage nach und nach auszahlen. Ein Rest von einem Taler blieb jedoch bestehen, als er wegzog. Somit wurde das Sparbuch auch nicht aufgelöst, sondern reiste mit seinem Eigner nach Bremen. Und dort hat es nach mehr als 160 Jahren seine Ur-Ur-Enkelin unserem Leser geschenkt.

  • Von 1991 bis 1996 wirkte die Ostdeutsche Sparkassenakademie, heute Nord-Ostdeutsche Sparkassenakademie, in Berlin-Rahnsdorf. : © Historisches Archiv des OSV/Fotograf: Volkmar Thie

  • Auszug der Satzung des Verbandes in der Fassung vom 17. September 1991 : © Historisches Archiv des OSV

Vor 25 Jahren – Gründung der Ostdeutschen Sparkassenakademie

Ein Vierteljahrhundert ist es nun schon her: Am 9. Oktober 1991 wurde die Ostdeutsche Sparkassenakademie (OSA) offiziell gegründet. Dies war die Entscheidung des Vorstandes des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes (OSGV). Bereits ein Jahr zuvor war die Vorbereitung der Gründung vom vorläufigen Verbandsrat beschlossen worden, denn gemäß der Satzung vom 20. März 1990 oblag dem Verband die Förderung der Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter der Mitgliedssparkassen.

Diesbezüglich gab es eine Menge Arbeit. An den Arbeitsplätzen änderte sich damals fast alles. Vom Auszubildenden bis zur Führungskraft musste jeder mit allen Themen der Marktwirtschaft und insbesondere des Kreditwesens vertraut gemacht werden. Über 20.000 Menschen waren kurz- und mittelfristig umzuschulen und fortzubilden. Die Qualifizierung der Mitarbeiter und Führungskräfte hatte 1990 eine strategische Bedeutung bei der Entwicklung der ostdeutschen Sparkassen zu wettbewerbsfähigen Universalinstituten.

Die Nachqualifizierung stellte eine gewaltige Aufgabe dar. Nur mit der Hilfe der westdeutschen Sparkassenorganisation konnte anfangs das nötige Rüstzeug vermittelt werden, um den Übergang von der sozialistischen Plan- zur sozialen Marktwirtschaft zu meistern und dann im harten Wettbewerb mit den anderen Geldinstituten zu bestehen. Die wichtigsten Maßnahmen wurden 1990 zunächst mit Unterstützung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, der Deutschen Sparkassenakademie sowie der westdeutschen Regionalverbände und ihrer Bildungseinrichtungen durchgeführt.

Der Sparkassenverband der DDR, so hieß er bis zur Umbenennung in OSGV am 20. September 1990, übernahm organisatorische Vorbereitungen für Bildungsveranstaltungen, zum Beispiel in Berlin-Rahnsdorf. Am Fürstenwalder Damm 880 befand sich dann auch bis 1996 der erste zentrale Standort der Akademie. Bereits ab August 1991 firmierte die dortige Außenstelle für Fortbildung als Ostdeutsche Sparkassenakademie in Gründung. Die OSA musste natürlich erst einmal personell aufgebaut werden. Ende 1991 gab es erst acht Beschäftigte. Eigene Dozenten und Referenten aus dem Verbandsgebiet wurden gewonnen, sodass die  westdeutsche Sparkassenorganisation ihre Unterstützung nach und nach zurückfahren konnte.

  • Die Stadtsparkasse Schwarzenberg eröffnete am 1. Oktober 1866 im Rathaus. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Wilhelm Hoffmann AG, 1902; Bestand: Historisches Archiv der Erzgebirgssparkasse)

  • Ab 1897 befand sich die Mühlberger Sparkasse im Rathaus. (Ansichtskarte Verlag E. Elteste in Mühlberg a. E., versendet 1908; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Siegelmarke der Stadtsparkasse Schwarzenberg, um 1900 : © Historisches Archiv des OSV

  • Sparbuch der Stadtsparkasse Schwarzenberg, 1923 : © Historisches Archiv des OSV

Vor 150 Jahren – Sparkasseneröffnungen in Mühlberg/Elbe und Schwarzenberg

150 Jahre ist es her, dass in Mühlberg an der Elbe sowie in Schwarzenberg im Erzgebirge Sparkassen gegründet wurden. Die Stadtsparkassen nahmen die Geschäftstätigkeit am 1. Oktober 1866 auf. Das war ein Montag. Überliefert ist für Schwarzenberg sogar die Zeit – 15:00 Uhr. Seinen Sitz hatte das dortige Institut im Rathaus. Die Mühlberger Sparkasse zog erst am 1. Oktober 1897 ins örtliche Rathaus. Ihre Geschäftsstelle befand sich bis dahin in der Wohnung des ersten Rendanten, des Apothekers Oskar Lichtenberg.

Er durfte gemäß der Sparkassensatzung Einlagen ab einem Taler annehmen. Drei Taler wurden auf das erste Sparkassenbuch eingezahlt. Am Jahresende gab es 56 Sparbücher. In Schwarzenberg waren Einzahlungen schon ab fünf Neugroschen möglich. Hier hat man damals gleich an die Kleinsparer gedacht. 30 Neugroschen ergaben in Sachsen einen Taler. Die benannte Sparkasse verzeichnete Ende 1866 insgesamt 37 Konten. Das Guthaben des „kleinsten“ Sparbuchs betrug 1 Taler, 20 Neugroschen und 4 Pfennige.

Ja, die Anfänge waren bescheiden, auch beim Kreditgeschäft. Die erzgebirgische Stadtsparkasse verlieh zunächst Kapitalien gegen Faustpfand oder Bürgschaft. Die erste Schuldverschreibung gegen Bürgschaft wurde am 19. Oktober 1866 für den Straßenmeister Traugott Leberecht Bergmann ausgestellt. Der erste Hypothekenkredit ist für den 30. Juli 1867 belegt. Das Darlehn erhielt der Korkmeister Friedrich Hermann Georgi aus Raschau. In Mühlberg waren bereits im Gründungsjahr alle drei Kreditarten gefragt.

Heute ist dort die Sparkasse Elbe-Elster und in Schwarzenberg die Erzgebirgssparkasse für ihre Kundinnen und Kunden da. Sie befriedigen das Bedürfnis nach Kredit vor Ort und fördern insbesondere den Mittelstand. Die Sparkassen sind Partner der heimischen Wirtschaft, seit 150 Jahren. Und noch länger. Die Wurzeln der beiden traditionsreichen Institute reichen nämlich noch weiter in die Vergangenheit zurück, bis 1837 in Herzberg (Elster) und bis 1840 in Zschopau. Aber das wären wieder andere Geschichten.