• In Mecklenburg wurde vor der Einführung einer Dezimalwährung mit Schillingen gerechnet. 12 Pfennige ergaben einen Schilling und 48 Schillinge den Taler. Dieser setzte sich also aus 576 Pfennigen zusammen. Was für eine Rechnerei! : © Historisches Archiv des OSV

Ein Stück Geldgeschichte

Sparkassen gibt es in Mecklenburg seit 1821. Das erste Institut entstand in der damaligen Residenzstadt des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin und heutigen Landeshauptstadt des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin. Auch im Gebiet des heutigen Freistaats Sachsen und des Landes Sachsen-Anhalt gab es damals schon Sparkassen. 1822 entstand im Brandenburgischen die erste Sparkasse.

Brandenburg und ein großer Teil des jetzigen Sachsen-Anhalt gehörten zu dieser Zeit zum Königreich Preußen. Hier bestand die Taler-Währung. 30 Silbergroschen ergaben einen Taler und 12 Pfennige einen Silbergroschen. Im Königreich Sachsen rechneten die Sparkassen ebenfalls mit Talern. Auch in diesem Staat waren 12 Pfennige ein Groschen. Allerdings machten 24 Groschen einen sächsischen Taler.

Im Mecklenburgischen jedoch konnte der Sparkassenkassierer mit Groschen nichts anfangen. Hier kursierten Schillinge. Auch diese setzten sich aus 12 Pfennigen zusammen, der Taler wiederum aus 48 Schillingen. Bis Ende 1875 wurden diese Münzen in Zahlung genommen. In dieser Zeit vollzog sich gemäß der Einführung einer einheitlichen Mark-Währung im Deutschen Reich ein umfassender Geldumtausch. Endlich gab es in allen Landesteilen das Dezimalsystem, was das Rechnen erleichterte.

  • Im neuen Rathaus (Bildmitte) befand sich der Hauptsitz der Stadtsparkasse Eberswalde von 1905 bis 1938. Dort ist der Kassierer des Instituts verewigt. (Ansichtskarte Verlag Georg Naumann in Eberswalde, versendet 1939; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Der gefesselte Kassierer im Rathaus

In Eberswalde befindet sich der Hauptsitz der Sparkasse Barnim. Bereits im Jahr 1862 wurde in der Stadt eine Nebenstelle der Sparkasse des Kreises Oberbarnim eingerichtet. 15 Jahre später bekam Eberswalde dann eine eigene Sparkasse. Die Stadtsparkasse begann am 1. Oktober 1877 mit ihrer Geschäftstätigkeit im Rathaus. Am ersten Tag wurden 4.500 Mark von Kundinnen und Kunden eingezahlt. Damit kaufte die Sparkasse Eberswalder Stadtobligationen. Bald nahm das Kreditgeschäft Fahrt auf.

Zuständig für die Kassenführung war der langjährige Rendant, Stadtrat Paul Radack. 40 Jahre später wurde er aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenbürger ernannt. Sogar eine Straße in Eberswalde trägt seinen Namen. Die Ausdehnung der Geschäfte des Geldinstituts brachte einen Ausbau des Personals mit sich. Ende des 19. Jahrhunderts bekam Radack Verstärkung durch einen verbeamteten Gegenbuchführer und einen Buchhalter. Es gab auch räumliche Veränderungen. 1905 zog die Stadtsparkasse in das neue Rathaus ein, in dem auch heute noch die Stadtverwaltung sitzt.

Bei der Gestaltung des Gebäudeinneren wurde Radack eine besondere Ehre zuteil. Man porträtierte ihn gefesselt neben dem Zugang zum Tresor. Gegenüber wurde eine alte Frau, die ihr Erspartes zur Sparkasse trägt, abgebildet. Über der Tresortür wiederum war ein Drache dargestellt, als Wächter des einbruchssicheren Raums. Noch heute erinnert diese Szene an das kommunale Geldinstitut, das bis 1938 seine Hauptstelle im Rathaus hatte. Wenn Sie einmal zu den Öffnungszeiten vor Ort sind, können Sie diese architektonische Besonderheit näher betrachten.

  • Die Grafik zeigt die Entwicklung des Durchschnittspreises für einen Scheffel Kartoffeln im Königreich Sachsen in Talern. Den Höchststand erreichte er im Mai 1847 mit zwei Talern, acht Neugroschen und fünf Pfennigen. : © Historisches Archiv des OSV

Spare in der Zeit, so hast Du in der Not

Sparkassen gibt es im Gebiet des heutigen Freistaats Sachsen seit dem Jahr 1819. Sie entstanden aus dem Grundgedanken heraus, dass der arbeitenden, nichtvermögenden Bevölkerung ein Institut zum Vorsorgen nützlich sein konnte. „Hilfe zur Selbsthilfe“ hieß das Motto. Für Lebensziele, das Alter, aber insbesondere auch für Notzeiten konnte gespart werden. Als sehr nützlich erwiesen sich die Rücklagen zum Beispiel vor 170 Jahren.

Das Königreich Sachsen wurde nämlich ab Mitte der 1840er-Jahre hart von einer über Europa hereinbrechenden Agrarkrise getroffen. Die Kartoffelfäule grassierte. Aber nicht nur die Bauern, die wegen der Missernte kaum etwas verkaufen und verdienen konnten, gerieten in eine missliche Lage. Es ging damals auch vielen Handwerkern schlecht, weil sie von der industriellen Konkurrenz bedrängt wurden.

Dann traf die Nahrungskrise mit einer internationalen Industrie- und Handelskrise zusammen und potenzierte deren Wirkung noch. Insbesondere in den Industriegebieten des Erzgebirges und Vogtlands, wo erwerbslose Landarbeiter, Handwerker und Gesellen für geringste Löhne in der Industrie Arbeit suchen mussten, gab es eine prekäre Situation.

Auch für Zeiten der Arbeitslosigkeit konnte mittels eines Sparbuchs Vorsorge getroffen werden. Die Wirtschaftskrise hemmte die Spartätigkeit. Die Teuerung bewirkte einen höheren Geldbedarf zum Leben. Es musste verstärkt auf die Rücklagen zurückgegriffen werden. 1847 wurden bei den sächsischen Sparkassen vor allem Konten mit kleineren Guthaben gekündigt. Es scheint, dass die „kleinen Leute“ tatsächlich ihre Notgroschen verbrauchten.

  • Aus der Sparkasse des Saalkreises und der Stadtsparkasse Halle wurde 1951 die Stadt- und Saalkreissparkasse Halle. : © Historisches Archiv des OSV

Ein Fusionssparbuch aus Halle (Saale)

Aus alten Sparkassenbüchern lassen sich viele historische Informationen entnehmen, zum Beispiel zur Währungsgeschichte. Aber auch Fusionen von Sparkassen belegen sie. So gibt es in unserem umfangreichen Bestand an Sparbüchern Exemplare, die solche Verschmelzungen mitgemacht haben. Dabei wurde der neue Name des Instituts einfach eingestempelt und das Buch weiter genutzt. In diesem Fall handelte es sich um die Fusion der Sparkasse des Saalkreises mit der Stadtsparkasse Halle zur Stadt- und Saalkreissparkasse Halle. Diese existierte von Anfang 1951 bis Ende 2007. Dann kamen das zuletzt benannte Institut und die Kreissparkasse Merseburg-Querfurt zusammen. Es entstand die heutige Saalesparkasse.

Eine Sparkasse des Saalkreises gab es übrigens schon seit dem Jahr 1846. Und weil 1857 auch noch eine Stadtsparkasse gegründet wurde, hatten für lange Zeit zwei kommunale Sparkassen ihren Sitz in Halle. Dies war aber in Preußen keine Besonderheit. Teilweise entstand dabei sogar eine Konkurrenzsituation. Nach Kriegsende 1945 wurden die beiden Kassen neu gegründet. Anfang der 1950er-Jahre war dann aber Schluss mit der Koexistenz. Um die Sparkassen zu rationalisieren und rentabler zu machen, erfolgten seinerzeit in der DDR zahlreiche Zusammenlegungen.

  • Die ADREMA ganz nah: Der Druckarm und das darunter befindliche Farbband sind gut zu erkennen. Dazwischen legte man das zu bedruckende Dokument. Unter dem Farbband lag die Metallplatte und wartete auf ihren Einsatz. : © Frank Ossenbrink

  • adrema_zeichnung_1930er-jahre

    Die Zeichnung ist aus einer Gebrauchsanweisung zur ADREMA und zeigt ein Modell der 1930er-Jahre. Links (mit 10508 bezeichnet) befindet sich der Einlegeschacht für die Metallplatten bzw. Matrizen.

  • Dies ist "unsere" ADREMA auf ihrer Premierenausstellung 2009 in der Sächsischen Landesvertretung in Berlin. : © Historisches Archiv des OSV

Technik, die vor 100 Jahren begeisterte

Vor etwa 100 Jahren ging es in den Schreibstuben größerer Firmen, in Rathäusern und anderen Einrichtungen mit viel Schriftverkehr noch gemächlich bis beschwerlich zu. Teils an Schreibpulten mit Feder und Tinte oder aber auch schon an Tischen mit Schreibmaschinen mit so klangvollen Namen wie Excelsior, Olympia oder Gisela, wurde Adresse um Adresse geschrieben oder getippt.

Um dem ein Ende zu bereiten, befassten sich viele Techniker und Tüftler damit: ein maschinelles Verfahren zu entwickeln, das wiederkehrende Aufschriften schnell, in Schreibmaschinenschrift und fehlerfrei herstellt. In Deutschland war das 1913 – der spätere Marktführer – Julius Goldschmidt mit seiner Firma ADREMA-Maschinenbau mbH in Berlin. Übrigens steht ADREMA hierbei, Sie werden es sich denken, für ADREssiere MAschinell.

Grundprinzip war folgendes: Auf einer Metallplatte, meist aus Zink, wurden Name und Adresse mit einer Stanzmaschine eingeprägt. Bis zu 250 dieser Platten legte man dann in den auf der ADREMA befindlichen Schacht. Von hier wurden sie per Druckluft und elektrisch auf dem ADREMA-Tisch unter ein Farbband transportiert. Hier senkte sich ein Druckarm auf das vom Bediener eingelegte Papier – ja, etwas musste noch von Hand gemacht werden – und der Adressendruck war fertig. Danach wanderte die Metallplatte in den Ausgabeschuber. Arbeitserleichterung und Zeiteinsparung waren enorm.

Wann genau die ADREMA Einzug in die Sparkassen hielt, ist uns nicht bekannt. Aber wir wissen, dass diese „kleinen“ Helfer in vielen Instituten lange im Einsatz waren; teilweise bis 1990. In unserem Archivbestand befindet sich ebenfalls eine ADREMA, komplett mit Stanzmaschine, Metallplatte und Gebrauchsanweisung. Diese konnten wir von der damaligen Kreissparkasse Wernigerode als Dauerleihgabe übernehmen. Seitdem ist die Maschine schon vielfach auf Wanderschaft gewesen. Mit unserer Ausstellung „So sind die Sparkassen entstanden …“ tourte sie durch zahlreiche Sparkassenfilialen.

  • Dieser Taschenkartenleser gehört nun dank der Schenkung eines Kollegen zur Sammlung des Archivs. Er zeigte zu D-Mark-Zeiten an, wie hoch das Guthaben noch auf dem Chip der Geldkarte war, wenn man diesen aufgeladen hatte und damit bezahlte. Die Geldkarte mit multifunktionalem Chip kam 1996 auf den Markt : © Historisches Archiv des OSV

  • Taschenkartenleser als Schlüsselanhänger oder praktische Kartenhülle - der Deutsche Sparkassen Verlag bot ein vielfältiges Sortiment an. Im Sommer 1998 gab es für die Sparkassen eine Verkaufssonderaktion ab 100 Stück.

Wir lieben Geschenke …

Es ist immer wieder ein Vergnügen, wenn plötzlich Kollegen in der Tür stehen und sagen: „Ich habe da was gefunden. Wäre das vielleicht etwas fürs Archiv?“ Und weil wir nach so vielen Jahren unsere Bestände ganz gut kennen, leuchten die Augen natürlich, wenn Objekte und Unterlagen zu uns gelangen, die unsere Sammlung komplettieren und damit aus sparkassenhistorischer Sicht wertvoller machen.

Vor einigen Wochen kam just auf diese Weise eine Kartenhülle zu uns, die dem Kunden vor 20 Jahren half, Guthaben auf dem Chip der Geldkarte zu erkennen – vorausgesetzt, man hatte ihn vorher aufgeladen. Dieser sogenannte Taschenkartenleser wurde vom Deutschen Sparkassen Verlag produziert und konnte von den Sparkassen ab 100 Stück in großen Mengen eingekauft und an die Kunden verteilt werden. Er funktionierte auf Batteriebasis und zeigte bis zu drei Lade- und Entladevorgänge an sowie 15 Umsätze mit Datum und Uhrzeit. Der Verlag taufte ihn liebevoll „Chip Jack“ und brachte verschiedene Designs der Hülle auf den Markt.

„Chip Jack“ ergänzte damals eine neue Geldkarte, die es im wahrsten Sinne des Wortes „in sich hatte“. Was uns heute nicht mehr bedeutsam erscheint, gehörte vor 20 Jahren zu einer vielversprechenden technischen Innovation. Die Pilotprojekte zur Chiptechnologie waren so erfolgreich, dass 1996 erstmalig bundesweit 14,1 Millionen Karten mit einem multifunktionalen Chip ausgegeben wurden. Die Nachfrage war so groß, dass 1997 die Produktion weiter gesteigert wurde auf 18,5 Millionen Karten.

Die neue Geldkarte mit Chip bot neben den Basisanwendungen „elektronische Geldbörse“, „Electronic Cash offline“ zahlreiche Möglichkeiten für Zusatzanwendungen. Die Idee war, die Vielzahl an Karten in den Taschen der Verbraucher zu minimieren. Die Kunden, so die Marktforschung, forderten gerade diese Mehrfunktionalität.

Dank der auf dem Chip gespeicherten Zusatzanwendungen war die „intelligente Plastikkarte“ in der Lage, fortan mehrere Funktionen zu übernehmen und damit die Kundenwünsche zu erfüllen. Zu den ersten Zusatzanwendungen gehörten die Integration der Call-Card-Funktion einer privaten Telefongesellschaft, eine regionale CityCard-Funktion, der Einsatz für den papierlosen Fahrscheinkauf im öffentlichen Personennahverkehr und der Einsatz am Parkautomaten. Denkbar war außerdem die Verwendung als Pass, als Personalausweis, als Sozialversicherungs- und als Eintrittskarte in Bibliotheken, Theater oder Museen sowie als Kreditkarte. Die Technik und vor allem die absehbare Weiterentwicklung auf den Feldern Speicherkapazität, Sicherheit und Prozessorleistung machte die neue Chipkarte zum Vielkönner.

Scheitern, so hieß es 1997 in der Juliausgabe der „Betriebswirtschaftlichen Blätter“, konnte das Projekt nur an der fehlenden flächendeckenden Infrastruktur. Sie wurde als Voraussetzung für die Akzeptanz und letztendlich für die Durchsetzungskraft und den Erfolg der Chiptechnologie auf der Geldkarte definiert.

Wenn auch Sie etwas für uns haben, dann rufen Sie uns gern an. Wir freuen uns über jedes interessante Objekt, das den Weg zu uns findet.