• Der evangelische Geistliche August Günther engagierte sich für die Einrichtung einer Sparkasse in Coswig. [Abb. in Stadt- und Kreissparkasse Zerbst (Hrsg.): Hundert Jahre Sparkasse Coswig-Anhalt, 1937, S. 32; Bestand: Historisches Archiv des OSV]

  • Von ihrer Gründung 1837 bis zum Jahr 1932 befand sich die Sparkasse im Rathaus. 1887 wurde sie ein städtisches Institut. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Paul Voigtländer, Rob. Bernhardt Nachf, versendet 1913; Bestand Historisches Archiv des OSV)

Vor 180 Jahren – Sparkasseneröffnung in Coswig (Anhalt)

180 Jahre sind vergangen, seit in Coswig (Anhalt) erstmals eine Sparkasse eröffnete. Zu verdanken ist die Gründung in erster Linie dem Oberprediger der Kirche St. Nicolai, August Günther. Auf Anregung der herzoglichen Landesregierung wandte er sich am 19. November 1836 an 15 Bürger der Stadt und lud sie ein, die Satzung einer Sparkasse zu entwerfen. Am 23. November fand man sich im Rathaus ein. Als Vorlagen dienten die Statuten der privaten Sparkassen in Bernburg und Ballenstedt.

Bald war das Werk vollbracht. Insgesamt 17 Personen unterzeichneten und wurden „Unternehmer“ der Coswiger Sparkasse. Günther war ihr Direktor. Aus dem Kreis der Männer waren drei als Assistenten, einer als Kassierer und einer als Buchhalter tätig – zunächst alle ehrenamtlich. Die Gemeinschaft der Männer haftete für die Sicherheit der eingezahlten Gelder. Die Garantiesumme betrug am Anfang 2.000 Taler.

Am 17. Dezember 1836 wurde die Satzung von der Landesregierung in Bernburg genehmigt. Sie veröffentlichte auch die Bekanntmachung zur Eröffnung in der Zeitung. Am ersten Mittwoch jeden Monats sollte die Sparkasse geöffnet sein. Die Kassenstunden fanden zwischen 14:00 und 17:00 im Rathaus statt. Alle Einwohner der Stadt und des Amtsbezirks Coswig sowie des Gerichtsbezirks Klieken durften die Einrichtung nutzen. Zum Beispiel für die Heirat, die Eröffnung eines Gewerbes, das Alter, aber auch für Krankheits- und andere Notfälle konnte vorgesorgt werden.

Aus sozialpolitischen Gründen war die Sparkasse damals insbesondere für Tagelöhner, Hilfsarbeiter und Dienstboten gedacht, für deren „pekuniäre und moralische Wohlfahrt“, so Günther. Die erste Kundin am 1. März 1837 war aber kein einfaches Dienstmädchen, sondern die Tochter des Coswiger Oberförsters, Johanna Doebel. Ihre Einlage: zwei Taler. Der erste Kreditnehmer war der Kleinbauer Anton, der eine Hypothek über 100 Taler aufnahm. Am Ende des Geschäftsjahres betrugen die Gesamteinlagen 1.148 Taler und sechs Groschen, die Ausleihungen 1.150 Taler.  Ein Taler und 18 Groschen waren der bescheidene Reingewinn.

  • Die Abbildung einer Filiale der heutigen Sparkasse Mansfeld-Südharz ziert das alte Etui für Streichhölzer. : © Historisches Archiv des OSV

Feuer & Flamme von der Sparkasse

Verschiedenste nützliche Werbemittel haben die Sparkassen im Laufe der Geschiche schon herausgegeben. Für Kinder gab es Kalender, Lesezeichen, Lineale, Löschblätter, Stifte, Stundenpläne und vieles andere mehr. Nicht für die Jugend bestimmt waren hingegen Aschenbecher! Auch das notwenige Feuer lieferte Rauchern manchmal die Sparkasse, zum Beispiel in Form von Streichholzheftchen. Unterbringen konnte man Streichhölzer auch in diesem Etui aus Messing, einem Werbegeschenk der Kreissparkasse Sangerhausen.

Abgebildet ist die Hauptstelle des 1888 gegründeten Instituts in der Hüttenstraße 18. Seit 1932 war dies der Verwaltungssitz. Heute befindet sich in dem Gebäude eine Filiale der Sparkasse Mansfeld-Südharz. Wie zu lesen ist, hatte die Kreissparkasse zwei Zweigstellen: in Berga (Kyffhäuser) und Heringen/Helme. Eine dritte Zweigstelle bestand erst ab 1934 in Kelbra. Das Etui muss also vorher gefertigt worden sein, wahrscheinlich anlässlich der Einweihung des Hauptsitzes.

  • Bis 1914 befand sich die Stadtsparkasse im Rathaus. (Ansichtskarte Verlag Trinks & Co in Leipzig, versendet 1919: Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Dieses Sparbuch (Vorder- und Rückseite) wurde ab 1930 genutzt. Auf die Bedeutung des Bienenkorbs als Sinnbild für das Vorsorgen durch Sparen wurde heute eingegangen. : © Historisches Archiv des OSV

  • Heimspardosen liehen die deutschen Sparkassen ihrer Kundschaft ab 1904, damit diese zu Hause fleißig sparen konnte. : © Historisches Archiv des OSV

Von der ersten kommunalen Sparkasse Sachsen-Anhalts

… wurde am heutigen Tag während einer Veranstaltung für Auszubildende der S Direkt-Marketing GmbH & Co. KG an der NOSA in Potsdam berichtet. Warum? Nun, meine Gäste sind im Geschäftsgebiet der Saalesparkasse, der Salzlandsparkasse und der Sparkasse Burgenlandkreis zu Hause. Und was liegt näher, als sie auch mit den Wurzeln der Sparkassen ihrer Heimat vertraut zu machen, zum Beispiel mit der Historie der Sparkasse Burgenlandkreis.

In deren Geschäftsgebiet ist am 1. Januar 1823 die erste kommunale Sparkasse im Gebiet des Bundeslandes Sachsen-Anhalt eröffnet worden. Gründerväter der Naumburger Stadtsparkasse waren der Bürgermeister Johann Franz Rasch und der Kämmerer Johann Samuel Thränhardt. Allerlei Objekte aus dem Bestand des Historischen Archivs des OSV hatte ich zum Betrachten und „Begreifen“ für zwei informative und kurzweilige Geschichtsstunden ausgewählt, unter anderem aus Naumburg an der Saale. Diese Archivalien möchte ich auch Ihnen kurz vorstellen.

  • Roland Belgern

    Der etwas unproportionierte Roland von Belgern mit seinem auffälligen Hosenknopf wurde nach dem Rathausneubau 1610 aus Sandstein errichtet. Zuvor stand dort ein Roland aus Holz. (Abb. Ansichtskarte Verlag M. Marquardt in Dahlen, um 1930)

Wer steht denn da vor der Sparkasse?

Dies ist der Roland von Belgern in Sachsen. Solche Statuen zeigen einen Ritter, zumeist mit einem blanken Schwert, manchmal auch noch mit anderen Attributen. Zurück geht die Figur auf einen legendären Befehlshaber im Heer von Karl dem Großen, der auf dem Rückzug vom Spanienfeldzug im Jahr 778 heldenhaft sein Leben ließ.

Im Mittelalter wurden Rolande in vielen deutschen Städten, gerade in unserem heutigen Verbandsgebiet, aufgestellt. Auf Marktplätzen und vor Rathäusern stehen sie zum Teil noch heute. Insbesondere in Sachsen-Anhalt können Sie die Denkmale finden. Aber warum wurden sie errichtet? Wegen der Erinnerung an die Sagengestalt, den tapferen Ritter?

Nun, Rolandstatuen galten früher auch als Zeichen der bürgerlichen Freiheit. Sie waren Symbol der Eigenständigkeit einer Stadt mit Marktrecht und eigener Gerichtsbarkeit. Dies waren Privilegien. Als ein Zeichen kommunalen Selbstbewusstseins kann ein Roland also verstanden werden, meine ich.

Selbstbewusste Kommunen waren es dann auch, die ab dem 19. Jahrhundert Sparkassen einrichteten, um den Bürgerinnen und Bürgern das Vorsorgen zu ermöglichen. Immer wichtiger wurde auch die Versorgung der Bevölkerung vor Ort mit Kredit, zunächst mit Grundkredit. Und die Gemeinden, Städte und Kreise profitierten natürlich auch selbst von ihren Sparkassen.

  • Hotel Stadt Hamburg in Halle

    Im Hotel "Stadt Hamburg" in Halle wurde der Mehrländerverband 1892 gegründet und anschließend gespeist. (Ansichtskarte unbek. Verlag, ca. 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Buergermeister Schmidt Halle

    Der Hallenser Bürgermeister Dr. Hermann Schmidt wurde zum ersten Vorstandsvorsitzenden des Sparkassenverbandes für Sachsen, Thüringen und Anhalt gewählt. (Abb. in: Neuss, Erich: Geschichte der Stadtsparkasse zu Halle 1857-1932, Tafel IX; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Landkarte Thueringen 1898

    Auch für die thüringischen Kleinstaaten, acht Herzog- und Fürstentümer, war der Verband zuständig. (Ausschnitt Lithografie von O. Simon und U. Basler, vermutlich in: Andrees Allgemeiner Weltatlas, 1899; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die Gründung eines länderübergreifenden Sparkassenverbandes

Im heutigen Gebiet des Ostdeutschen Sparkassenverbandes sind erste Regionalverbände bereits in den 1880er-Jahren entstanden, zuerst 1883 im Königreich Sachsen. Dann folgten preußische Landesteile: Brandenburg 1884 und Schlesien 1885. Ein erster Mehrländerverband wurde ein paar Jahre später gegründet.

In der Stadt Halle an der Saale trafen sich dazu am 2. November 1892 Sparkassenvertreter aus der preußischen Provinz Sachsen, dem Herzogtum Anhalt sowie aus den thüringischen Herzog- und Fürstentümern. Im Saal des Hotels „Stadt Hamburg“ fand die Versammlung statt. Geleitet wurde sie vom Hallenser Bürgermeister Dr. Hermann Schmidt. Er war einer der Initiatoren der Verbandsgründung.

Man beschloss an jenem Tag die Einrichtung eines länderübergreifenden Verbandes, der das Sparkassenwesen und die gemeinsamen Interessen der Mitgliedsinstitute fördern wollte. Dem Deutschen Sparkassenverband, Sitz in Berlin, sollte er angehören. Der Entwurf der Satzung wurde beraten und genehmigt, dann der Vorstand gewählt. Ihm gehörten an:

Bürgermeister Schmidt/ Halle an der Saale
Stadtrat Fischer/ Magdeburg
Landrat von Richter/ Weißenfels
Oberbürgermeister am Ende/ Rudolstadt
Kreissparkassendirektor Hagemann/ Bernburg
Oberbürgermeister Funk/ Dessau
Bürgermeister Knoppe/ Teuchern

Nach der mehrstündigen Sitzung konnten sich die Anwesenden bei einem gemeinsamen Mittagessen im Hause stärken. Ob wohl dabei auch auf die Gründung des besonderen Verbandes angestoßen wurde? Bürgermeister Hermann Schmidt hatte sicher Grund zum Feiern. Es war Vorsitzender des Vorstandes und Halle erster Verbandssitz.

  • Randolf Müller, Referent Ausbildung und Studiengänge, informierte über den Ostdeutschen Sparkassenverband. : © Historisches Archiv des OSV

  • Warum Sparkassen entstanden sind, erklärte die Leiterin des historischen Verbandsarchivs, Britta Weschke. : © Historisches Archiv des OSV

  • Nicht nur zur Produktgeschichte im Geschäftsgebiet der Saalesparkasse referierte Thomas Einert. : © Historisches Archiv des OSV

  • Objekte aus unserem Archivbestand hatten wir mitgebracht. Sie sollten chronologisch geordnet werden. : © Historisches Archiv des OSV

  • Historische Logos der Sparkassenorganisation ordneten die Auszubildenden der Entstehungszeit zu. Dabei kamen Aufkleber und Postkarten zum Einsatz. : © Historisches Archiv des OSV

Auszubildende der Saalesparkasse zu Besuch beim OSV

Am vergangenen Donnerstag war es wieder einmal soweit. In der Konferenzetage des Bürogebäudes am Berliner Spittelmarkt konnten wir Auszubildende einer Mitgliedssparkasse begrüßen. In Begleitung von Evelin Engler und Bianca Wach waren 25 junge Leute von der Saalesparkasse zum Ostdeutschen Sparkassenverband gekommen. Hier empfingen Randolf Müller, Britta Weschke und Thomas Einert die Gäste aus Sachsen-Anhalt.

Zunächst stellte Randolf Müller unseren besonderen Vier-Länder-Verband vor. Er verdeutlichte die Bedeutung der Sparkassenorganisation. Als Dienstleister und Interessenvertreter ist der OSV für seine insgesamt 45 Mitgliedssparkassen da und unterstützt deren kommunale Träger. Das Wirken der Kassen und ihres Verbandes wurde besprochen.

Wir vom Historischen Archiv widmeten uns im Anschluss zunächst der älteren Sparkassengeschichte. So erzählte Britta Weschke zum Beispiel, wie die Sparkassenidee entstand und wo sie zuerst verwirklicht wurde. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass der Autor von Robinson Crusoe sich damit gedanklich beschäftigt hat oder die erste Sparkasse der Welt 1778 in Hamburg eröffnete?

Dann gab es für die Auszubildenden einen Einblick in die fast 200-jährige Historie ihrer Sparkasse. Mit umfangreichem Bildmaterial ging Thomas Einert auf die lange Sparkassentradition, nicht nur in Halle, ein. Eine wechselvolle Geschichte mit guten und schlechten Zeiten wurde erzählt, auch der Einfluss zweier Diktaturen auf die Vorgängerinstitute thematisiert. Unter anderem standen Fusions-, Verbands-, Währungs-, Technik- und Rechtsgeschichte auf der Agenda.

Anschließend gab es Historisches zum Anfassen. Die Gäste fanden sich in drei Gruppen zusammen, um einige unserer Archivobjekte chronologisch anzuordnen. Das hat sehr gut geklappt. Unter anderem bekamen alte Spardosen und Sparbücher aus ihrer Heimat den richtigen Platz zugewiesen. Auf diese Weise wurde die Unternehmensgeschichte der Saalesparkasse auch spielerisch näher gebracht.

Bevor Britta Weschke mit Hilfe von vielen bunten Bildern darüber informierte, wie und wann die Logos der Sparkassenorganisation entstanden und sich grafisch weiterentwickelten, stand eine Filmvorführung auf dem Programm. Drei historische Filme stimmten auf ihr Referat zum Thema Werbung und Marke Sparkasse ein. Bei einem abschließenden Spiel sollten sich die Auszubildenden erneut mit Erfolg bewähren, beim zeitlichen Einordnen von fünf Signets der deutschen Sparkassenorganisation.

Ja, wir versuchen, Sparkassengeschichte möglichst anschaulich, abwechslungsreich und unterhaltsam zu vermitteln. Mit dem Anspruch erarbeiten wir auch Bildungsangebote und führen Veranstaltungen durch. Unser Wunsch und Ziel ist es, dass die interessanten Geschichten unserer Mitgliedssparkassen dem Nachwuchs vorgestellt werden und nachhaltig in Erinnerung bleiben. Junge Menschen können wissen, bei welchen einzigartigen Geldinstituten sie gerade eine Ausbildung absolvieren. Für eine optimale Umsetzung kooperieren wir nun mit der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie.