• Alte Borese Naschmarkt Leipzig

    In der Alten Börse trafen sich am 27. Februar 1821 die Gründungsväter der Sparkasse. (Lithografie von Adolph Werl, 1860) : © Historisches Archiv des OSV

  • Neue Waage Leipzig

    In der Neuen Waage vor dem Halleschen Tor waren im Februar 1826 die ersten Geschäftsräume von Sparkasse und Leihhaus. (Abb. in: Below, Eduard: Das Leihhaus und die Sparcasse zu Leipzig. Zwei Blätter zur Erinnerung an die fünfzigjährige Wiederkehr der Eröffnung beider Institute, Leipzig, 1877; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Brockhaus Leipzig Druckerei Maschinensaal

    Der Stich von 1867 zeigt den Maschinensaal von Brockhaus in Leipzig. Der Verleger Heinrich Brockhaus soll 1828 den ersten Hypothekenkredit der Sparkasse erhalten haben. : © Historisches Archiv des OSV

  • Stempel Siegelmarke Sparkasse Leipzig

    Stempel und Siegelmarke zeigen das Wappen der Stadt Leipzig. 1912 waren die beiden Abteilungen I und II der Sparkasse wieder vereint. Das Leihhaus wurde fortan getrennt verwaltet. : © Historisches Archiv des OSV

Aus der Geschichte der Sparkasse und des Leihhauses zu Leipzig

Kennen Sie das Gebäude? Dies ist die Alte Handelsbörse auf dem Leipziger Naschmarkt. Das altehrwürdige Haus wird heute für verschiedene Veranstaltungen genutzt. Früher versammelten sich hier Kaufmänner zu geschäftlichen Zwecken. Eine andere Absicht führte jedoch am 27. Februar 1821 viele bedeutende Bürger der Stadt an diesen Ort. Einer Einladung des Universitätsprofessors Hans Friedrich Pohl waren unter anderem wohlhabende Handelsleute gefolgt.

Pohl und einige andere Mitglieder der Leipziger Ökonomischen Sozietät, einer Gesellschaft zur Förderung der sächsischen Wirtschaft, wollten den Sparkassengedanken gern auch in Leipzig verwirklicht sehen. Einwohner mit geringem Einkommen sollten die Möglichkeit bekommen, mit kleinen Sparbeträgen selbst etwas für die Zukunft vorzusorgen. Die gemeinnützig denkenden Männer wählten darum an jenem Tag im Februar 1821 einen Ausschuss, der einen Gründungsplan erarbeitete.

Es sollte aber keine Sparkasse mit Privathaftung entstehen. Schon frühzeitig war die kommunale Garantie angedacht. Die Stadt führte dann die Vorarbeiten zur Gründung fort. Ab dem 25. März 1823 beschäftigte sich ein Komitee von Ratsherren damit. Der führende Kopf war der Senator, Großhändler und spätere ehrenamtliche Kassenleiter Ludwig Hartz. Geplant wurde, die Sparkasse mit einem Leihhaus zu verbinden. Dort konnten die Menschen in Notsituationen Wertgegenstände verpfänden und Geld zu erträglichen Zinsen borgen.

Die fertige Satzung beider Anstalten konnte der Stadtrat dann Mitte 1824 nach Dresden senden. Die staatliche Genehmigung erfolgte dort erst am 26. September 1825, weil die königliche Regierung noch Änderungen wünschte. Nun mussten noch geeignete Geschäftsträume und Personal gefunden werden. Schließlich konnte am 20. Februar 1826 die Leihanstalt eröffnen. Die Sparkasse folgte zwei Tage später. Damit war, nach einer Gründung in Zittau, die zweite Stadtsparkasse Sachsens entstanden.

Spar- und Leihkasse befanden sich im Gebäude der Neuen Waage vor dem Halleschen Tor in der Packhofstraße. Ein Buchhalter und ein Kontrolleur taten dort Dienst. Außerdem gab es noch eine Schreibkraft und einen Hausdiener. Vor 190 Jahren hatten die Institute abwechselnd immer vormittags geöffnet. Zunächst waren nur Mittwoch und Samstag Sparkassentage. Bald wurden die Öffnungszeiten erweitert. Die Sparkasse war gut besucht. Allein bis Ende Februar 1826 zahlten die Kundinnen und Kunden 5.485 Taler und 22 Groschen ein. 2.000 Taler erhielt das Leihhaus als Vorschuss.

Weil die städtische Sparkasse bei den Leipzigerinnen und Leipzigern großen Zuspruch fand, mussten bald weitere Anlagemöglichkeiten gefunden werden. Es wurde also auch in Wertpapiere, Kommunalanleihen und Hypotheken investiert. Den ersten Grundkredit soll 1828 der bekannte Verleger Heinrich Brockhaus erhalten haben. Mit der Industrialisierung der Stadt und der Zunahme der Bevölkerung wuchs auch die Sparkasse. Das Kreditgeschäft florierte. Die Einlagen stiegen. Rasant zeigte sich die Entwicklung nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871.

Leipzig war nun eine Großstadt. Eingemeindungen brachten ab 1889 neue Zweigstellen. Zeitweilig bestanden ehemalige Vorortsparkassen auch als Filialen der Sparkasse Leipzig II mit Sitz in Reudnitz weiter. Ab 1912 gab es dann nur noch ein Institut: die Sparkasse der Stadt Leipzig. Ihr Hauptsitz befand sich im Stadthaus am Burgplatz. Die kommunale Leihanstalt wurde mittlerweile gesondert verwaltet.

Wenn Sie gern mehr zur Geschichte der Stadt- und Kreissparkasse Leipzig erfahren wollen, besuchen Sie doch einmal das Sparkassenmuseum in der Schillerstraße 4.

  • Sparmarke Sparkasse Chemnitz

    © Historisches Archiv des OSV

  • Chemnitz Sparkasse Falkeplatz 1930

    Ab 1930 befand sich der Hauptsitz der Stadtsparkasse Chemnitz am Falkeplatz, einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. (Abb. Ausschnitt aus unbekannter Zeitung, auch in: Städtische Sparkasse zu Chemnitz 1839 - 1930. Werdegang der Sparkasse seit der Gründung und die Notwendigkeit zur Errichtung eines Sparkassengebäudes, 1930; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Chemnitz Sparkasse Falkeplatz 1930

    Ab 2005 wurde das Gebäude mit Hilfe der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Freistaat Sachsen und der Sparkasse Chemnitz denkmalgerecht saniert. Am 1. Dezember 2007 eröffnete dann Bundespräsident Horst Köhler das Museum Gunzenhauser. (Abb. Ausschnitt aus unbekannter Zeitung, auch in: Städtische Sparkasse zu Chemnitz 1839 - 1930. Werdegang der Sparkasse seit der Gründung und die Notwendigkeit zur Errichtung eines Sparkassengebäudes, 1930; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ein markantes Gebäude in Chemnitz

Hier sehen Sie eine Sparmarke aus unserem Archivbestand. Klebemarken zum Kleinsparen gab es bei sächsischen Sparkassen ab den 1880er-Jahren. Dieses Exemplar ist ein halbes Jahrhundert jünger. Es zeigt den Gebäudekomplex, in dem sich einstmals der Hauptsitz der Stadtsparkasse Chemnitz befand. Dass Institute bunte Marken mit dem Bild ihrer Häuser herstellen ließen, war in den 1930ern üblich. Altehrwürdige und moderne Bauten finden sich als Abbildungen wieder.

Das Chemnitzer Motiv war ein Neubau, den die Sparkasse damals mit Recht zu den markantesten Gebäuden der Stadt zählte. Ein Haus der Moderne. Einfach und sachlich wirkte es. Auf schmückende Elemente wurde bewusst verzichtet. Es zeigten sich eine klare Gliederung und abgewogene Proportionen. Als ein mächtiger Kubus präsentierte sich vor über 85 Jahren das Hochhaus, an dem zwei niedrigere Bauten anschlossen. Der Bau kostete rund 2,4 Millionen Reichsmark und dauerte etwa anderthalb Jahre.

Im April 1930 konnten die Verwaltung und die Hauptstelle der Sparkasse ihre neuen Räume beziehen. Am 4. Juni 1930 fand die offizielle Einweihung statt. Es gab nur eine schlichte Feier. Nachvollziehbar. Es waren nicht die besten Zeiten. Die Weltwirtschaftskrise wirkte sich gerade in Sachsen und insbesondere in der Industriestadt Chemnitz verheerend aus. Dies beschrieb auch die Sparkasse in ihren Geschäftsberichten.

Gerade wegen der Unsicherheit sparte die Bevölkerung. Weithin lesbare Schriftzüge an den Außenwänden wiesen den Kundinnen und Kunden den Weg zur Stadtsparkasse. Der Haupteingang: Zwickauer Straße 1. Von hier aus gelangte man zur Kassenhalle. Im Erdgeschoss lagen auch Arbeits- und Personalräume. Der Keller beherbergte unter anderem die Tresoranlage und die Akten. Im ersten Stock waren die Verwaltung sowie das Sitzungszimmer untergebracht.

Vor allem den hinteren Teil des Gebäudekomplexes nutzte die Sparkasse damals. Im Haus gab es außerdem viele vermietbare Büroräume. Sie waren über besondere Treppenhäuser an der Stollberger Straße zu erreichen. Erwähnt werden sollen auch die vom Falkeplatz aus zugänglichen Ladenflächen im Erdgeschoss des Hochhauses, die in der ersten Zeit ein Schnellrestaurant beherbergten. Hier befindet sich heute der Eingang zum bekannten Museum Gunzenhauser der Kunstsammlungen Chemnitz.

  • Buergermeister Johann Friedrich Luckwaldt Schwedt

    In der Amtszeit von Bürgermeister Johann Friedrich Luckwaldt wurde in Schwedt eine Stadtsparkasse eröffnet. Unter anderem seine Unterschrift findet sich auf dem ersten Statut der Sparkasse vom 26. September 1829. : © Stadtmuseum Schwedt

  • Landkarte Schwedt Oder Brandenburg

    Schwedt war die vierte städtische Sparkasse im damaligen Brandenburg. Daneben existierten zum Beispiel noch private Sparkassen, etwa für die Einwohner des Kreises in Angermünde. (Ausschnitt Landkarte der preuß. Provinz Brandenburg; Druck und Verlag von C. Flemming in Glogau, 1844) : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Rathaus Schwedt

    Im alten Rathaus von Schwedt hatte die Sparkasse von 1830 bis 1908 ihren Sitz. (Ansichtskarte, versendet 1908; Bestand: Stadtmuseum Schwedt) : © Stadtmuseum Schwedt

  • Neues Rathaus Schwedt

    1908 wurde das Neue Rathaus der Sitz der Stadtsparkasse. (Abb. in einem Sparbuch der Stadtsparkasse Schwedt, ausgestellt 1930) : © Historisches Archiv des OSV

  • Geschaefstnachweisung Stadtsparkasse Schwedt 1905

    Geschäftsnachweisung der Stadtsparkasse Schwedt für 1905 in der Zeitschrift Sparkasse (Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vor 185 Jahren: Eröffnung eines städtischen Spar- und Kreditinstituts in Schwedt

Heute ist es soweit. Seit genau 185 Jahren gibt es die Stadtsparkasse in Schwedt. Sie ist eine der ersten kommunalen Gründungen in Brandenburg. Schwedt war nach Frankfurt an der Oder, Brandenburg an der Havel und Landsberg an der Warthe die vierte Stadtsparkasse in dieser preußischen Provinz. Wenn nur das Gebiet des heutigen Bundeslandes betrachtet wird, dann handelt es sich sogar um das dritte Institut einer Stadtgemeinde.

Die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat von Schwedt waren für die Einrichtung des Geldinstituts verantwortlich. Die Vorbereitungen zur Gründung dauerten hier, wie an vielen anderen Orten auch, ein paar Jahre. Für Verzögerungen sorgte unter anderem die königlich-preußische Regierung, die die Satzung nach ihren Wünschen gestaltet sehen wollte. Am 1. November 1830 konnte die Sparkasse schließlich mit einem staatlich genehmigten Statut die Geschäftstätigkeit aufnehmen.

Das Kassenlokal befand sich im alten Rathaus von Schwedt, das leider im Zweiten Weltkrieg zerstört worden ist. In diesem Gebäude war am Anfang lediglich eine Stunde in der Woche geöffnet, jeweils am Montag. Später wurden die Öffnungszeiten dem Bedarf entsprechend erweitert. Sparwillige konnten vor 185 Jahren Beträge ab fünf Silbergroschen einzahlen. Für dieses Geld bekam man in Schwedt zum Beispiel vier Pfund Roggenbrot. Ein Pfund Butter kostete sieben Silbergroschen.

Ordnungsgemäß wurden die Ein- und Auszahlungen sowie Zinsen in den Quittungsbüchern der Kundinnen und Kunden quittiert. Ende 1831 gab es 93 dieser Sparbücher und Einlagen in Höhe von 3.289 Talern, 11 Silbergroschen und 7 Pfennigen. Ein Jahr später bestanden bereits 230 Bücher mit 6.250 Talern, 6 Silbergroschen und 1 Pfennig Gesamtguthaben. In Preußen entsprachen zu dieser Zeit 12 Pfennige einem Groschen und 30 Groschen einem Taler.

3,5 % Zinsen gab es bei der jungen Sparkasse. Sie konnten damals erwirtschaftet werden. Neben der im Statut vorgeschriebenen Anlage in Staatspapieren spielte das Kreditgeschäft wohl von Anfang an eine Rolle. Ein wichtiges Anliegen war es, die Spareinlagen „gegen gehörige Sicherheit“ weiterzugeben. So wurde kurze Zeit nach der Gründung im Schwedter Anzeiger dafür geworben, „auf Hypothek oder auch gegen Unterpfand von Papieren und Wechseln“ Geld auszuleihen.

Im Laufe der Geschichte entwickelte sich die Stadtsparkasse Schwedt als Spar- und Kreditinstitut. Insbesondere im Wilhelminischen Kaiserreich machte sie große Fortschritte. Nach der Einführung der einheitlichen Markwährung wurde 1879 die erste Million bei den Guthaben erreicht. 75 Jahre nach der Gründung waren es schon über sieben Millionen Mark. Wie das Geld der Kundschaft 1905 angelegt war, können Sie anhand der letzten Abbildung dieses Beitrags feststellen.

  • Denkmal Jules Verne Amiens

    Die 1912 versendete Ansichtskarte zeigt das Denkmal für den Autor Jules Verne in Amiens. (Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Jules Verne – Schriftsteller und Sparkassenmann

Weltbekannte Romane hat er geschrieben. Bestimmt kennen Sie, liebe Leserinnen und Leser, einige davon. Oder Sie erinnern sich an die Verfilmungen? Sind Sie nicht auch schon einmal in Ihren Gedanken mit Kapitän Nemo 20.000 Meilen unter dem Meer im U-Boot Nautilus gefahren? Oder zusammen mit Phileas Fogg in 80 Tagen um die ganze Welt gereist? Haben Sie nicht vielleicht im Team von Professor Lidenbrock den Weg zum Mittelpunkt der Erde gesucht?

Jules Verne heißt der Schöpfer dieser und anderer fantasievoller Geschichten, die bereits ab den 1860er-Jahren veröffentlicht wurden. Durch seine schriftstellerische Arbeit können wir viele Abenteuer beim Lesen erleben – seit anderthalb Jahrhunderten. Als Begründer der Science-Fiction-Literatur gilt Verne. Aber nicht nur als Autor hat er sich einen Namen gemacht. Er war auch ein engagierter Bürger der Stadt Amiens.

Die letzten Jahrzehnte seines Lebens wohnte Jules Verne in dieser Stadt an der Somme. Dort kandidierte er 1888 erfolgreich für den Stadtrat. Dreimal bestätigten ihn die Wähler im Amt. 1895 wurde er auch Mitglied im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse von Amiens. Von 1898 bis 1904 war der Kommunalpolitiker dann sogar ihr ehrenamtlicher Direktor. Erst im Alter von 74 Jahren zog er sich von seinen Ämtern zurück.

Überliefert ist, dass Verne sich nicht nur privat für wohltätige Zwecke engagierte. Er war zum Beispiel von 1892 bis 1904 Vorstand des örtlichen Armenhilfswerks. Während seiner Tätigkeit bei der Sparkasse setzte er sich für die Förderung des Kleinsparens ein. So befürwortete er etwa die Einführung von Sparprämien für ärmere Kundinnen und Kunden. Sie sollten als Anreiz dienen. 1897 wurde das vom Verwaltungsrat beschlossen.

  • Ansichtskarte Augustusburg

    Das Schloss Augustusburg im Hintergrund wurde im 16. Jahrhundert errichtet, der Ort Schellenberg 1899 in Augustusburg umbenannt. (Ansichtskarte Verlag Mohr & Dutzauer in Leipzig, versendet 1903; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Die Filialen der Sparkasse für den Amtsbezirk Augustusburg auf einen Blick: Zschopau, Schellenberg und Oederan. (Ausschnitt Landkarte Königreich Sachsen, vor 1899; Privatbestand Thomas Einert)

  • Ansichtskarte Markt Zschopau

    Sowohl im alten Rathaus (später "Deutsches Haus") als auch im neuen Rathaus (links) befand sich im Laufe der Geschichte die Stadtsparkasse Zschopau. (Ansichtskarte, unbekannter Verlag, versendet 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Tabelle Einlagen 1847

    © Historisches Archiv des OSV

  • Neugroschen

    Damals wurden unter anderem Neugroschen gespart. 10 Pfennige waren ein Neugroschen. 30 Neugroschen ergaben einen Taler. : © Historisches Archiv des OSV

Von der Augustusburger Bezirkssparkasse zur Erzgebirgssparkasse

Im Königreich Sachsen wurden ab 1819 verschiedene Sparkassen gegründet. Zumeist waren sie Einrichtungen von Bürgervereinen (zuerst 1821 in Dresden) oder Städten (zuerst 1825 in Zittau). Ihr Geschäftsgebiet war oft nur auf die Ortschaften, in denen sie ihren Sitz hatten, sowie das nähere Umland begrenzt. Ein Institut mit einem größeren Wirkungsgebiet, in dem mehrere Städte lagen, begann erst vor genau 175 seine Arbeit. Am 1. August 1840 eröffnete die Sparkasse für den Amtsbezirk Augustusburg.

In Schellenberg, Oederan und Zschopau befanden sich die lokal verwalteten Filialen. Zugleich gab es eine Zentralverwaltung. Der Justizamtmann des Augustusburger Bezirks, Carl Theophilius Weißbach, war deren Direktor. Er hatte bereits 1836 auf Weisung der ihm vorgesetzten Regierungsbehörde in Zwickau die Sparkassengründung angeregt und die kommunalen Verwaltungen in die Planungen einbezogen. Dabei war schon frühzeitig klar geworden, dass es drei Kassenabteilungen geben sollte.

Dort wurde allen Einwohnern des Bezirks, insbesondere „unbemittelten“ Personen, das Vorsorgen ermöglicht. Die Menschen konnten zu verschiedenen Zwecken, etwa für Notzeiten, das Alter oder bestimmte Lebensziele, etwas Geld beiseitelegen. In der industriell geprägten Region sollten zum Beispiel die Fabrikarbeiter sparen, da sie bei Konjunkturflauten ohne Erwerb waren. Zu viele mittellose Arbeitslose konnten die öffentlichen Armenkassen schlichtweg überlasten. Das Sparen bedeutete also auch eine Entlastung für die Kommunen. Mit Sparkassen allerhand Gewinn zu erzielen, war damals allerdings keine Absicht.

Die gemeinschaftliche Sparkasseneinrichtung erzielte, wie viele andere junge Kassen auch, zunächst kleine Erfolge. Wegen der komplizierten Verwaltung war ihr aber keine weitere Aufwärtsentwicklung beschieden. Vor allem Zschopau wollte eigene Wege gehen und eine eigene Sparkasse haben. Von vornherein sah die Stadtverwaltung den Augustusburger Sparkassenverband als ein zeitweiliges Projekt. Nach dem Tode Weißbachs wurde die Einrichtung dann aufgelöst. Am 1. Juli 1847 eröffneten schließlich Stadtsparkassen in Zschopau, Schellenberg und Oederan. Die Bestände der Bezirkssparkasse wurden von ihnen übernommen. Die Städte hafteten fortan für die Einlagen.

Heute sind in der Region sowohl die Sparkasse Mittelsachsen (Oederan und Augustusburg) als auch die Erzgebirgssparkasse vor Ort. Dieses Institut bezieht sich auf die Gründung im Jahr 1840 und feiert deswegen insbesondere in Zschopau sein Jubiläum. Viele Aktionen hat die Sparkasse 2015 nicht nur für ihre Kundinnen und Kunden geplant. So wurde zum Beispiel im Zschopauer Schloss Wildeck eine Sonderausstellung zur Sparkassengeschichte im Erzgebirgskreis aufgebaut. Diese kann vom 4. bis zum 30. August 2015 im Grünen Saal des Schlosses besichtigt werden.

  • Rathaus Aschersleben

    Im Rathaus befand sich ab 1835 der Sitz der Sparkasse. Hundert Jahre später konnte das Institut in einen Anbau umziehen. (Ansichtskarte Verlag Buchdruckerei Krömer in Aschersleben, 1920; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Gustav Douglas

    Der Bürgermeister Gustav Douglas engagierte sich für die Einrichtung einer Sparkasse in Aschersleben. : © Stadtarchiv Aschersleben

  • Tabelle Preise 1835

    Die Mindesteinlage betrug 15 Silbergroschen. Aber was hatte denn das Geld damals für einen Wert? Was für „Victualien“ (Lebensmittel) konnten sich die Einwohner damit kaufen? (Zwölf Pfennige waren ein Silbergroschen.) : © Historisches Archiv des OSV

  • Herrenbreite Aschersleben

    1867 wurde die Herrenbreite mit Sparkassenüberschüssen zum Park ausgebaut. (Ansichtskarte Verlag A.K.A., um 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Flusswasserstollen Zippelmarkt

    Am Zippelmarkt wurde 2014 ein Teil des historischen Flusswasserstollens freigelegt, berichtet Dr. Stephan vom Askanischen Geschichtsverein in Aschersleben. : © Dr. Udo W. Stephan

Die Gründung der Stadtsparkasse in Aschersleben und ihr gemeinnütziges Wirken

„Um die Ordnung und Sparsamkeit aufzumuntern, Gelegenheit zur sicheren und zinsbaren Unterbringung kleiner Geldersparnisse zu geben, und dadurch behuelflich zu sein, ein kleines Capital zu sammeln, welches bei Verheirathung bei Etablirung oder Erweiterung eines Gewerbes, im Alter oder im Fall der Noth benutzt werden kann, ist für die Stadt Aschersleben und die Umgebung eine Sparkasse errichtet, für deren Einlagen das gesammte städtische Vermögen haftet.“

Mit diesen Worten kündigte der Magistrat am 28. Juli 1835 im Wochenblatt für die Kreise Aschersleben, Calbe und Mansfeld die Eröffnung der Sparkasse am Folgetag um 10:00 Uhr an. In der Kämmereistube im Rathaus konnten sich interessierte Menschen heute vor 180 Jahren einfinden und erstmals Sparbeträge ab 15 Silbergroschen einzahlen. Als Rendant betreute sie der Stadtkämmerer Karl Heinrich Wenzel. Vor Ort befanden sich am Eröffnungstag auch die Männer vom Verwaltungsausschuss der Sparkasse, dem sogenannten Curatorium. Ein Vertreter des Magistrats war der Bürgermeister Gustav Douglas, der die Gründung angeregt hatte.

Douglas? Ein außergewöhnlicher Name! Von einem schottischen Adelsgeschlecht stammte er ab. Einige Familienmitglieder waren 1772 nach Aschersleben gezogen und hatten dort später ein Bergbauunternehmen gegründet. Auch Gustav Douglas brachte die Braunkohle Geld ein. In der Grube „Georg“ (Umgebung der Wilsleber Straße) wurde ab 1828 im Untertagebau gefördert. Vier Jahre später war der erfolgreiche Unternehmer Bürgermeister und engagierte sich für die Einrichtung der Sparkasse. Nach längerem Schriftverkehr schickte er schließlich am 28. März 1835 das, auf Wunsch der Regierung modifizierte, Statut nach Magdeburg. Dort wurde es dann am 3. Juni 1835 genehmigt.

Bald konnte die Stadtsparkasse ihr Geschäft beginnen. Am Ende des Jahres betrugen die Einlagen der Kundinnen und Kunden 326, Ende 1836 bereits 1.069 Taler. Mit der Zeit wuchs der Guthabenbestand. 1874 war die erste Million (Taler) erreicht. Weil das Institut das Geld gut anlegte, konnten mittlerweile schon einige „Überschüsse“ zu gemeinnützigen Zwecken verwendet werden. Dazu musste immer die Erlaubnis der Aufsichtsbehörde in der Landeshauptstadt eingeholt werden.

Unterstützt wurden in den 1860/70er-Jahren etwa die Gestaltung der Parkanlage Herrenbreite, die Pflasterung des Marktplatzes und die Einrichtung sicherer Bürgersteige. Verwendungszwecke fanden sich sogar unter Tage. Als Infrastrukturmaßnahme erfolgte zum Beispiel der Ausbau der Flusswasserstollen, die die örtlichen Industriebetriebe mit Brauchwasser versorgten. Sparkassenüberschüsse flossen damals auch in den Bau eines Systems von Trinkwasserleitungen.