• Damit die Gemeindesparkasse eröffnet werden konnte, musste eine Genehmigung des Statuts durch die königliche Regierung vorliegen. Am 17. Oktober 1865 erfolgte die Erlaubnis des Dresdner Innenministeriums per Dekret. : © Historisches Archiv der Sparkasse Mittelsachsen

  • Taler Koenig Johann Sachsen

    Während der Regentschaft König Johanns bekam Lichtenberg eine Sparkasse. Das Konterfei des Regenten zierte damals sächsische Taler. Rund 7.420 Taler betrugen die Gesamteinlagen bei der Gemeindesparkasse nach einem Jahr. : © Historisches Archiv des OSV

  • Siegelmarke Gemeinde Lichtenberg

    Eine alte Siegelmarke zeigt das Wappen der Sparkassengemeinde. Solche Marken dienten zum Verschließen von Briefen. Auch Sparkassen nutzten sie. : © Historisches Archiv des OSV

  • Damit "kleine Leute" sparen konnten, ließ die Gemeinde Einzahlungen ab fünf Neugroschen zu. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Sparkasse Lichtenberg 1940

    Die Postkarte zeigt das Gebäude, in dem sich heute die Gemeindeverwaltung befindet. Auch die Sparkasse Mittelsachsen ist hier vor Ort. In einem links angrenzenden Neubau wird die Kundschaft empfangen. (Ansichtskarte Verlag E. M. Arnold in Brand-Erbisdorf, vmtl. 1936; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vor 150 Jahren: Lichtenberg im Erzgebirge erhält eine Sparkasse

Genau 150 Jahre ist es her, dass in der Gemeinde Lichtenberg eine Sparkasse eröffnet wurde. Der 7. Januar 1866 war der erste Geschäftstag des kommunalen Geldinstituts. Das war ein Sonntag. Anfangs war immer am Sonntagmittag zwischen 11:00 und 13:00 geöffnet. Ja, die sächsische Regierung hatte solche Öffnungszeiten sogar empfohlen. So konnten Werktätige an ihrem oft einzigen freien Tag Geldgeschäfte erledigen. Es galt also schon damals, die Bedürfnisse der Kundschaft zu beachten.

Etwa 1.800 Einwohner hatte das Dorf zu der Zeit. Die Absicht des sächsischen Staates und der Lichtenberger Gemeindeväter war es, insbesondere den minderbemittelten, also nichtvermögenden Menschen eine Gelegenheit zum Sparen zu bieten. Zum Beispiel arbeitstätige Männer und Frauen konnten, im Rahmen ihrer sicher oft begrenzten Möglichkeiten, durch kleine Beträge etwas vorsorgen. In Lichtenberg wurden Einzahlungen ab fünf Neugroschen angenommen. Soviel kostete Anfang 1866 etwa ein 15-Liter-Eimer Kartoffeln. Nur zehn Neugroschen betrug Ende des Jahres der Stand des kleinsten Kontos.

Zu jedem Konto gehörte ein Einlagenbuch, in dem nicht nur Name und Wohnort, sondern auch der Stand beziehungsweise das Gewerbe verzeichnet werden sollten. Nach Ablauf des ersten Geschäftsjahres existierten 223 solcher Sparbücher, mit insgesamt 7.419 Talern, 27 Neugroschen und zwei Pfennigen Guthaben. Und wie wurde das Geld von der Sparkasse angelegt? Es gab damals nicht nur hypothekarisch, sondern auch durch Pfand oder Bürgschaft gesicherte Darlehn. Und wenn das regionale Kreditgeschäft genug einbrachte, wurden nach Füllung der Sicherheitsreserven gemeinnützige Vorhaben finanziert. Auch so konnte die Bevölkerung von ihrer Sparkasse profitieren.

Stetig wuchs die Gemeindesparkasse. Nach 30 Jahren wurden bereits mehr Sparbücher als Einwohner gezählt. Auch die Einwohnerschaft des Umlandes konnte die Einrichtung nutzen. Dort verbreiteten sich ebenfalls Sparkassen, etwa 1888 in Mulda oder 1898 in Weißenborn. Im Folgejahr entstand schließlich im heutigen Lichtenberger Ortsteil Weigmannsdorf eine Kasse. Beide Institute wirkten 44 Jahre nebeneinander und wurden dann auf die Kreisspar- und Girokasse Freiberg überführt. Heute hat in der sächsischen Bergstadt die Sparkasse Mittelsachsen ihren Sitz. Sie unterhält nicht nur in Lichtenberg eine Filiale.

  • © Historisches Archiv des OSV

  • Grabplatte Fredehelm Cottbus Klosterkirche

    In der Cottbusser Klosterkirche steht die Grabplatte des Ritters und seiner Frau. Fredehelm, der am 15. Dezember 1307 verstarb, führte den Krebs als Wappenzeichen. : © Foto Klaus Gärtner, Klosterkirchengemeinde Cottbus

Im Zeichen des Krebses

Es gab Zeiten, da waren die Sparbücher der Sparkassen noch nicht einheitlich gestaltet. Die Geldinstitute in Trägerschaft von Gemeinden, Städten und Landkreisen gaben ihren Kundinnen und Kunden Bücher in diversen Ausführungen. Sie waren unterschiedlich groß und verschieden farbig. So grenzte man sich voneinander ab. Oft war nicht nur der genaue Name der Sparkasse, sondern auch das Wappen des kommunalen Trägers auf den Einbanddeckel gedruckt. Das Stadtwappen von Cottbus in der Niederlausitz ziert der Krebs, den sogar zwei Sparkassen als schmückendes Element verwendeten.

Der Krebs gilt als ein religiöses Symbol. Er ist ein Sinnbild für Wiedergeburt beziehungsweise Wiederauferstehung. Dies wird darauf zurückgeführt, dass sich die Tiere immer wieder häuten, weil ihr Chitinpanzer nicht mit ihnen wächst. Andererseits assoziiert man den Panzer auch mit Schutz. Die Scheren zeigen Wehrhaftigkeit. Nicht ohne Grund trug wohl vor über 700 Jahren der Cottbusser Ritter Fredehelm den Krebs als Zeichen. Durch ihn soll die Stadt im 14. Jahrhundert zu ihrem Wappentier gekommen sein.

Auch die Sparkasse gehört schon lange zu Cottbus. Eröffnet wurde sie 1829. Vier Jahre später übernahm die Kommune die Garantie des Geldinstituts. Damit war die erste Stadtsparkasse der brandenburgischen Niederlausitz entstanden. Eine Sparkasse für den Landkreis wurde schließlich 1867 gegründet. Beide Einrichtungen existierten lange Zeit nebeneinander. Ab 1954 gab es dann die Stadt- und Kreissparkasse Cottbus. Heute hat in der Stadt mit dem Krebs im Wappen die Sparkasse Spree-Neiße ihren Sitz.

  • Collage Bauern Landkarte Rostock

    Mecklenburgische Bauersleute in Tracht (Collage auf Grundlage einer Lithografie von Albert Kretschmer, um 1890) : © Historisches Archiv des OSV

Ist denn das Sparguthaben sicher?

Im Jahr 1894 war es, als ein alter Bauer zur Rostocker Sparkasse in der Schwaanschen Straße Nummer 1 ging. Bei diesem drittgrößten mecklenburgischen Institut befand sich sein Sparguthaben. Auf dem Sparbuch lagen mittlerweile über 2.000 Mark. Das war eine Menge Geld. Er hatte den Betrag gekündigt und kam nun, um ihn sich auszahlen zu lassen.

Als es soweit war und das Geld vor ihm lag, ließ er es jedoch ruhig liegen und versank in tiefen Gedanken. Der Sparkassenmitarbeiter wartete und wartete. Schließlich fragte er seinen Kunden, ob er denn das Vermögen nicht einstecken wolle. Doch der alte Bauer verneinte und sprach mit einem zufriedenen Lächeln: „Ne, nu behollen Sei’t man wetter hier. Ick wull blot seihn, ob Sei’s noch harren!“ Dann verließ er die Sparkasse.*

Ob der Bauer wohl wusste, wie die Sparkasse sein Geld und das der restlichen Kundschaft sicher angelegt hatte? Es lag ja immer nur ein bestimmter Bestand griffbereit in der Kasse. Vor allem in Hypotheken investierte das Institut damals. Dabei gab es etwa zwei Drittel städtischen und ein Drittel ländlichen Grundkredit. Wie geschäftstüchtig 120 Jahre später die vor Ort ansässige OstseeSparkasse Rostock war und Kredite vergab, können Sie hier nachlesen.

* Geschichte frei nach einer Meldung im Finanzblatt Die Sparkasse von 1894

  • Die Halle bot Platz für zwei Schiffe. Schon vor Kriegsbeginn wurden hier Zeppeline einsatzfähig gemacht, zum Beispiel das Heeresluftschiff Z V (LZ 20). (Ansichtskarte Verlag W. Sanke in Berlin, 1914) : © Historisches Archiv des OSV

  • Graf Zeppelin

    Luftfahrtpionier Ferdinand Graf von Zeppelin (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Dr. Trenckler in Leipzig, versendet 1908; Bestand Historisches Archiv des OSV)

  • Standort Luftschiffhalle

    Hier stand bis Anfang 1922 die riesige Doppelhalle, in der Luftschiffe montiert wurden. Direkt an die Halle grenzte das Verwaltungsgebäude der Zeppelinwerft (links im Bild). : © Historisches Archiv des OSV

  • Shedhalle Luftschiffhafen

    Die ehemaligen Werkstätten sind heute Bestandteil eines Kongresshotels. Hier befinden sich Seminarräume. : © Historisches Archiv des OSV

Der Potsdamer Luftschiffhafen vor 100 Jahren

Am Luftschiffhafen 1 lautet die Adresse des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes in Potsdam. Hier, am Rande des Waldgebietes Pirschheide, befinden sich „unter Tage“ die Archivräume und im zweiten Stockwerk ein Büro. Dort gehen wir unserer Arbeit nach. Vor 100 Jahren wuchsen auch an dieser Stelle noch Bäume. Doch einige Meter entfernt wurde fleißig gewerkelt.

In den Werkstatthallen, deren Reste heute saniert in den Komplex eines Kongresshotels integriert sind, bearbeiteten Männer und Frauen die Einzelteile von Zeppelinen. Für den Einsatz im Ersten Weltkrieg wurden riesige Luftschiffe gefertigt. Die Endmontage fand in einer Halle statt, die bei ihrer Einweihung im November 1912 als größte der Welt galt. Im Dezember 1915 waren bei der Potsdamer Zweiganstalt der Luftschiffbau Zeppelin GmbH unter anderem 769 Arbeiter und auch 174 Arbeiterinnen beschäftigt. Die Frauen nähten zum Beispiel die Außenhüllen der Luftschiffe oder vernieteten Gerüstteile.

Zeppeline waren sogenannte Starrluftschiffe. Sie hatten ein Innengerüst aus Duraluminium. In den Potsdamer Werkstätten stanzte man Streben aus den angelieferten Metallbändern und vernietete diese zu Trägern. In der Doppelhalle wurde ein Gerippe zusammengefügt und dieses mit Draht verspannt. Im Metallskelett waren mit Wasserstoff gefüllte Traggaszellen untergebracht. Unten gab es einen Laufgang zur Aufnahme der Betriebs- und Nutzlasten sowie zur Verbindung der Gondeln. Eine Außenhaut aus imprägniertem Baumwollstoff formte den Umriss des Zeppelins.

Ferdinand von Zeppelin hieß der Mann, der sich der Produktion dieser Luftschiffe verschrieben hatte. Er befand sich sogar selbst mit an Bord, als im November 1914 das erste Heeresluftschiff die Potsdamer Werft verließ. In Friedenszeiten hatte der greise Graf vor Ort Menschenmassen bei Luftfahrtevents begeistern können. Vor 100 Jahren dienten seine Schiffe allerdings nur noch als Aufklärer, Transporter oder Bomber. Dabei richtete sich ihr Einsatz nicht nur gegen militärische Ziele. Im Ersten Weltkrieg trafen Angriffe deutscher Zeppeline auch die Zivilbevölkerung.

  • Karte Fuerstenberger Werder

    Die Karte aus dem Jahr 1947 zeigt Fürstenberg an der Havel noch in Mecklenburg. Die Grenze zu Brandenburg sollte sich 1950 ändern. (Abb. Ausschnitt Ravensteins Bürokarte von Berlin und Brandenburg, Verlag Richard Schwarz in Berlin, 1947; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Sparkassentausch an der Landesgrenze

Fürstenberg an der Havel ist eine Stadt im Norden Brandenburgs. Das war aber noch nicht immer so. Für Jahrhunderte gehörte sie nämlich zu Mecklenburg. In der frühen DDR ist Fürstenberg aber brandenburgisch geworden, weil Landesgrenzen „bereinigt“ wurden. Im Zuge einer Kreisreform ging dies vonstatten. Wirtschafts-, bevölkerungspolitische sowie verkehrstechnische Gründe gab ein Gesetz vom 28. Juni 1950 als Gründe für neue Ländergrenzen an.

So kamen die Stadt und die restlichen Gemeinden des Fürstenberger Werders, den Sie auf der Karte erkennen können, zum Landkreis Templin. Damit wechselte eine Sparkassenfiliale den Besitzer. Die Fürstenberger Nebenstelle der Kreis- und Stadtsparkasse Neustrelitz wurde in Gesamtrechtsnachfolge auf die Templiner Kreissparkasse überführt. 65 Jahre später ist in Fürstenberg an der Havel die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam vor Ort.

Es gab allerdings auch einen Gebietsausgleich. An einer anderen Stelle der Landesgrenze bekam Mecklenburg 1950 wieder „Zuwachs“. Die Kreissparkasse Ueckermünde konnte damals eine Zweigstelle der Kreis- und Stadtsparkasse Prenzlau in der Gemeinde Zerrenthin und die selbstständige Stadtsparkasse in Strasburg übernehmen. Heute liegen diese beiden Orte im Geschäftsgebiet der Sparkasse Uecker-Randow im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.

  • Stich Dienstmadchen Herrschaft

    Ein neues Dienstmädchen stellt sich bei der Herrschaft vor. (Lithografie von Villain, um 1820) : © Historisches Archiv des OSV

  • Statut Sparkasse Dresden 1821

    Auch für die weiblichen und männlichen Dienstboten wollten Sparkassen da sein. (Abb. Ausschnitt Regulativ der Dresdner Sparkasse von 1821) : © Ostsächsische Sparkasse Dresden

  • Gesindeordnung Sachsen

    Ein leichtes Leben hatte das Dienstpersonal wirklich nicht. Es stand unter der Kontrolle der Herrschaft. (Abb. Auschnitt sächsische Gesindeordnung von 1833) : © Historisches Archiv des OSV

Dienstmädchen als Sparkassenkundinnen

Bei Sparkassen zählten Frauen wahrscheinlich schon von Anfang an zur Kundschaft. Jedenfalls wurden sie frühzeitig in den Statuten angesprochen. Konkret ermöglichte man männlichen und weiblichen Dienstboten das Sparen. Bereits bei der ersten Sparkasse der Welt in Hamburg konnten sie 1778 vorsorgen. Auch in vielen jüngeren Satzungen begegnet uns die Kundengruppe. So wollte zum Beispiel 1821 die Kasse in der sächsischen Haupt- und Residenzstadt Dresden insbesondere für diesen Teil der arbeitenden Bevölkerung da sein.

Dass Dienstboten das Angebot annahmen, dafür finden sich etwa in der staatlichen Sparkassenstatistik Belege. So war diese Kundengruppe vor 165 Jahren bei der Dresdner Stadtsparkasse offenbar die fleißigste beim Sparen. Sie zahlte sogar mehr ein als die selbstständigen Gewerbe- und Handeltreibenden. Im Gegensatz zu diesen Mittelständlern zeigte sich das Erwerbsleben der Bediensteten aber wenig selbstbestimmt.

In der Stadt und auf dem Land waren die Frauen und Männer tätig. Auch als Gesinde wurden sie bezeichnet. Es handelte sich um Hilfskräfte in der Landwirtschaft oder im Haushalt. Dienstmädchen wohnten im Haus der Dienstherrschaft und hatten manchmal die Möglichkeit, etwas vom Lohn zurückzulegen. Bei guten Anstellungsbedingungen blieb wohl der eine oder andere Taler zur freien Verfügung. Er konnte unter anderem für die Aussteuer Verwendung finden.

Das Geld für schicke Kleider oder Vergnügungen auszugeben, konnte die Herrschaft allerdings verbieten. Das sittsame Verhalten des Dienstpersonals wurde überwacht. Viele Regeln bestimmten den Alltag. Freizeit gab es meist nur am Sonntag nach dem Gottesdienst. Sächsische Sparkassen, die auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden achteten, hatten genau dann geöffnet. Mit Rücksicht auf die arbeitenden Menschen erlaubte das Dresdner Innenministerium vor 150 Jahren sogar offiziell, an Sonntagen und weniger bedeutenden Feiertagen Kassenstunden abzuhalten.