• Ein Highlight der Ausstellung: der Geldtransportwagen (Mitte) aus der Zeit der Hyperinflation 1923. : © Historisches Archiv des OSV

  • Die Anfänge der Sparkassenarbeit: Mit Tinte und Feder wurden die Ein- und Auzahlungen säuberlich im Kassenbuch notiert. : © Historisches Archiv des OSV

  • Der vemutlich Letzte seiner Art: ein Geldautomat der DDR-Sparkassen von 1988. : © Historisches Archiv des OSV

„Ungeheizt, unbewacht, abgelegen…

…ja gar versteckt und getarnt: Der History-Point der OSD!“

Mit dieser „charmanten“ Einladung wurde am 12. Dezember 2023 um 16:00 Uhr ein kleiner, aber feiner, Museumsraum in Dresden eröffnet. Die Hauptstelle der Ostsächsischen Sparkasse Dresden am Güntzplatz verfügt nun über die Möglichkeit, ihren Gästen eine Zeitreise durch 200 Jahre Sparkassengeschichte anzubieten.

Auf Initiative des Sparkassenvorstandes Heiko Lachmann, begannen wir im März dieses Jahres in enger Abstimmung mit dem Projektteam der Sparkasse, ein Ausstellungskonzept zu erarbeiten, zu recherchieren, Texte zu schreiben und den Raum einzurichten.

Dies war für uns vom Historischen Archiv des OSV kein alltäglicher Auftrag, jedoch einer unserer schönsten und interessantesten. Denn Sparkassengeschichte besteht nicht nur aus nüchternen Geschäftszahlen. In den Sparbüchern und Akten verbergen sich menschliche Schicksale und viele andere Geschichten, die erzählt werden wollen.

Wie zum Beispiel die Hinterlassenschaften der Margarete K., welche wir in einer Schließfachkassette gefunden haben. Sie hat vermutlich den Zweiten Weltkrieg nicht überlebt, jedoch sind zahlreiche persönliche Dokumente, wie Sparbücher, Fotos, Liebesbriefe, Kontoauszüge, Arbeitszeugnisse usw. erhalten geblieben.

Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist ein Geldtransportwagen aus der Zeit der Hyperinflation 1923. Dieser wurde zum Beispiel verwendet, um Löhne auszuzahlen. Da die Geldmenge damals immer weiter anschwoll, mussten sicherere Transportmöglichkeiten für unvorstellbare Mengen an Papiergeld gefunden werden.

Besonders eindrücklich ist die sogenannte Wächter- bzw. Kontrolluhr, die in der Nacht des verheerenden Bombenangriffs auf Dresden vom 13. auf den 14. Februar 1945 stehen blieb, verschüttet, bei Sanierungsarbeiten wiederentdeckt und durch einen Mitarbeiter der Sparkasse 2006/2007 gereinigt und repariert wurde.

Des Weiteren ist der wahrscheinlich letzte erhaltene Geldautomat der DDR-Sparkassen aus dem Jahr 1988 zu sehen. Den Akten ist zu entnehmen, dass die Sparkassenmitarbeitenden ihren Automaten Namen gaben: Hanni, Nanni und auch Fridolin soll es in Dresden gegeben haben. Manch‘ ein Automat funktionierte erst einwandfrei, wenn er umgetauft wurde.

So ließen sich noch viele weitere Geschichten erzählen. Wir wünschen der Sparkasse zahlreiche staunende Besucher und Freude am Entdecken der eigenen Historie.

  • Landkreise und Sparkassen, 1995 : © Historisches Archiv des OSV

Die Kreisreform vor 30 Jahren

Heute gibt es im Bundesland Brandenburg 14 Landkreise und vier kreisfreie Städte. Diese Gliederung wurde vor 30 Jahren eingeführt. Vorher gab es 38 Landkreise und sechs kreisfreie Städte. Die Grundlage für die Kreisgebietsreform war ein Gesetz vom Dezember 1992, das aber noch nicht die Namen der neuen Kreise festlegte. Diese sowie die Kreisstädte bestimmte der Landesgesetzgeber im Frühjahr 1993. Man erließ dazu 14 Einzelgesetze. So entstand etwa der Landkreis Uckermark aus den Kreisen Angermünde, Prenzlau und Templin sowie der bis dahin kreisfreien Stadt Schwedt/Oder. Auch Eisenhüttenstadt wurde eingekreist, in den neuen Landkreis Oder-Spree. Die vier Städte Brandenburg an der Havel, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam blieben kreisfrei.

Die Gebietsreform trat am 5. Dezember 1993 mit vorgezogenen Kommunalwahlen in den neuen Landkreisen in Kraft. Brandenburg war damals das erste ostdeutsche Bundesland, das die seit einer Verwaltungsreform in der DDR 1952 bestehende kleinteilige Struktur der Kreise beendete. Der neuen Gliederung der Gewährträger von 1993 folgte eine Anpassung von Sparkassen. Es kam also zu Fusionen. Üblicherweise gab es eine Sparkasse in einem Landkreis. Die Stadt Schwedt/Oder erstritt jedoch die Trägerschaft ihrer Sparkasse vor dem Brandenburgischen Verfassungsgericht. Bei einigen Sparkassen dauerten die Verschmelzungen etwas. So entstanden zum Beispiel die Sparkasse Spree-Neiße und die Sparkasse Elbe-Elster am 1. Januar 1995.

  • © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

Die Milliarden im Sparbuch

Heute werde ich Ihnen zwei besondere Sparkassenbücher aus dem Archivbestand vorgestellen. Beide stammen aus den 1920er Jahren. In dieser Zeit, genauer im November 1923, erreichte die Hyperinflation in der Weimarer Republik den Höhepunkt. Auch in den Sparbüchern der Kunden hatte sich diese bemerkbar gemacht. Die beiden Bücher stammen von der Städtischen Sparkasse zu Zittau und befinden sich im Depositalbestand der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien im Historischen Archiv des OSV. Der Verlauf der Inflation lässt sich in diesen beiden gut nachvollziehen.

Das erste Sparbuch hatte im August 1922 ein Guthaben von knapp 5 000 Mark. Ein Jahr später waren bereits 10 000 Mark daraus geworden, nach einer Abhebung waren davon noch rund 6 000 Mark übrig. Aufgrund der im Herbst 1923 stark ansteigenden Inflationsrate wurden daraus am 19. November, aufgrund einer weiteren Einzahlung, über 200 Millionen Mark. Am 15. November erfolgte auch die Einführung der Rentenmark, um die Hyperinflation zu stoppen. Der Kurs war dabei eine Rentenmark gleich eine Billion Papiermark. Durch die Aufwertung wurden aus den 200 Millionen Mark 305 Goldmark.

Das zweite Sparbuch wurde 1921 eröffnet und startete mit einem Guthaben von 600 Mark. Durch Einzahlungen und Zinsen stieg die Einlage bis Anfang 1923 auf rund 2 800 Mark an. Während im Februar und März noch Einzahlungen von 1 500 bzw. 2 000 Mark vom Besitzer getätigt wurden, waren es am 23. Oktober schon 500 000 Mark. Einen Monat später, am 29. November, erfolgte eine Einzahlung von rund 1,5 Milliarden Mark. Was sich wie viel anhört, war in der Realität wenig. So kostete ein Kilogramm Brot Ende Oktober 680 Millionen Mark, Ende November bis zu 580 Milliarden Mark. [1]

Der ausgeschriebene Betrag des neuen Guthabens wurde im Sparbuch vermerkt. Dabei reichte der Platz für die Zahl nicht aus, da für die Guthabenspalte ein maximal fünfstelliger Betrag eingeplant war. Schließlich wurde auch dieses Sparbuch aufgewertet. 76,43 Goldmark blieben nach der Aufwertung übrig.

Lukas Kirmse, Studentischer Mitarbeiter


[1] Sprenger, Bernd; Das Geld der Deutschen, Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart, Paderborn, 2002, S. 206.

  • Dieses Zittauer Sparkassenbuch erhielt die neue Institutsbezeichnung aufgestempelt. : © Historisches Archiv des OSV

Die Neuordnung der sächsischen Sparkassen und Girokassen

Im Sächsischen Verwaltungsblatt erschien vor 80 Jahren eine Verordnung des Reichswirtschaftsministers, welche die Zusammenlegung der Sparkassen und Girokassen sowie ihrer Verbände betraf. In Sachsen bestanden Institute für den Spar- und Giroverkehr seit mehr als drei Jahrzehnten nebeneinander. Es existierten Hunderte selbstständige Kassen, selbst in kleineren Gemeinden. Auf Wunsch der Regierung sollte die besondere sächsische Organisationsform an die in den anderen Teilen des Reiches angepasst werden. Konzentration und Leistungssteigerung waren die Ziele der Fusionen am 31. Dezember 1943.

Ausgenommen waren die großen Sparkassen der Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Meerane sowie die Stadtbank Dresden. Die Sparkasse des Plauenschen Grundes in Freital wechselte ihren Gewährträger und ihren Namen, weil an die Stelle des Zweckverbandes die Stadt Freital trat. Alle anderen Kassen hörten mit dem Jahresende auf zu bestehen, auch die 1825 gegründete Stadtsparkasse Zittau. An ihre Stelle trat die Kreisspar- und Girokasse Zittau. Auf sie gingen im Wege der Gesamtrechtsnachfolge die Sparkassen und Girokassen in Hirschfelde, Kurort Jonsdorf, Olbersdorf, Ostritz, Reichenau und Zittau über.

Insgesamt entstanden sieben Kreisspar- und Girokassen, bei denen Stadt- und Landkreis gemeinsam Träger waren. Bei weiteren 19 Kreisspar- und Girokassen war es der Landkreis. 42 Zweckverbandsspar- und Girokassen wurden gegründet. In sechs Fällen, nämliche Aue, Mittweida, Radebeul, Reichenbach, Riesa und Werdau, gehörten diesen auch Stadtkreise an. In den Städten Hainichen, Oelsnitz im Vogtland und Wurzen wurden nur die örtlichen Sparkassen und Girokassen zu Spar- und Girokassen zusammengelegt. Die Neuordnung brachte also 71 neue Institute, die aber erst kurz vor Jahresende die offizielle staatliche Durchführungsbestimmung mit Erläuterungen und Richtlinien erhielten.

  • © Historisches Archiv des OSV

Die Einführung der Rentenmark

Vor 100 Jahren wurde sie eingeführt, die Rentenmark. Ursprünglich waren Bezeichnungen wie Roggenmark, Neumark oder Bodenmark für die Währung im Gespräch. Es wurde schließlich die Rentenmark der neu gegründeten Deutschen Rentenbank, einer juristische Person des Privatrechts. Ihr Grundkapital und ihre Rücklage in Höhe von 3,2 Milliarden Rentenmerk sollten Forst- und Landwirtschaft sowie Industrie, Handel und Gewerbe aufbringen. Sie hatten dazu eine Grundschuld zu übernehmen beziehungsweise Schuldverschreibungen auszustellen.

Auf dieser Grundlage und maximal bis zu dem genannten Geldbetrag konnte die Bank auf mindestens 500 Goldmark lautende und verzinsliche Rentenbriefe ausstellen, die als Deckung der Banknoten dienten. Die Rentenbriefe waren aber nicht in Gold einlösbar. Die Rentenmark war der stabilen goldgedeckten Mark aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nur theoretisch gleichgestellt. Eine Rentenmark entsprach einer Goldmark, was 1/2790 Kilogramm Feingold bedeutete.

Die Rentenmark war im Gegensatz zur Mark, neben die sie trat, kein gesetzliches Zahlungsmittel. Sie wurde aber von öffentlichen Kassen angenommen. Münzen gab es zu 1, 2, 5, 10 und 50 Rentenpfennig. Die Rentenbank durfte Scheine zu 1, 2, 5, 10, 50, 100, 500 und 1.000 Rentenmark emittieren. Die Einführung verlief aber schleppend, was auch an einem vom 10. bis 18. November dauernden Buchdruckerstreik lag. Deswegen standen am 1. Dezember erst 680,4 Millionen Rentenmark zur Verfügung. Am Jahresende waren es dann 2,2 Milliarden.

Die Notenpresse für die Reichsregierung war indes stillgelegt, da die Reichsbank ab dem 15. November 1923 keine Schatzanweisungen des Reichs mehr diskontierte. Die Regierung bekam 196,5 Millionen Rentenmark als unverzinsliches Darlehen von der Rentenbank, um ihre Schatzanweisungen bei der Reichsbank abzulösen. Mit dem Geld kaufte die Reichsbank Markbestände auf und sorgte für eine Verknappung des heruntergewirtschafteten Zahlungsmittels. Schließlich konnte am 20. November der Kurs des Dollars auf 4,2 Billionen Mark festgelegt und ein Verhältnis eine Billion Mark = eine Rentenmark dauerhaft geschaffen werden. Damit endete die verheerende Inflation des Jahres 1923.

  • Das älteste Objekt im Archivbestand der Berliner Sparkasse ist dieses Sparbuch. : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse/ Historisches Archiv des OSV

Das Älteste der Berliner Sparkasse

Heute war Archivtermin bei der Berliner Sparkasse, die wir nun bei der fachlichen Betreuung ihrer Überlieferung unterstützen. Dabei interessiert natürlich auch, welche Schätze dort aufbewahrt werden. Das älteste Objekt* im Bestand ist laut Klaus-Dieter Marten dieses Quittungs-Buch, das am 5. Oktober 1874 für Fräulein Martha Pausstian ausgestellt wurde. Sie wohnte in der Großen Frankfurter Straße, der heutigen Karl-Marx-Allee.

Eingezahlt wurden 20 und am 21. Dezember 1874 nochmals 20 Taler. Dies war gemäß Statut der maximale Betrag, der monatlich eingelegt werden durfte. Außerdem waren Sparguthaben auf insgesamt 200 Taler begrenzt. Denn die Sparkasse wollte den nicht bemittelten Einwohnern Berlins beim Sparen helfen und deren Gelder sicher und zinsbar unterbringen. So steht es in Paragraf 1 der Satzung, die im Sparbuch eingebunden ist.

Sie legte drei und ein Drittel Prozent jährliche Sparzinsen fest. Zum Jahresende 1874 erhielt die Kundin demnach drei Silbergroschen und vier Pfennige Zinsen gutgeschrieben. Gleichzeitig fand die Umstellung auf die Reichswährung Mark statt. Für Fräulein Pausstian ergaben sich 120 Mark und 33 Pfennige Guthaben. Dieses Sparkassenbuch stellt also nicht nur das älteste Sammlungsstück dar, sondern dokumentiert auch die erste Währungsumstellung in der Berliner Sparkassengeschichte. Es ist daher von besonderem Wert.

* Durch die Kriegseinwirkungen 1945 sind viele, auch ältere Gegenstände vernichtet worden.