• Sparbuecher Fuerstenberg Oder Beeskow Müllrose

    © Historisches Archiv des OSV

3 X 160 Jahre Sparkasse in Brandenburg

Gleich in drei Städten in Brandenburg sind heute vor 160 Jahren Sparkassen gegründet worden. Am 1. Juli 1855 eröffneten die Stadtsparkasse in Fürstenberg an der Oder (heute Eisenhüttenstadt), die Beeskower Kreissparkasse und die Stadtsparkasse in Müllrose. Vor Ort ist jetzt die Sparkasse Oder-Spree, die ihren Sitz in Frankfurt (Oder) hat. Dort wurde übrigens am 1. Oktober 1822 die erste kommunale Sparkasse Brandenburgs eingerichtet.

Aus Anlass des Jubiläums der drei Geschäftsstellen sagen wir: Alles Gute! Und weil heute auch ein währungsgeschichtlich bedeutsamer Tag ist (vor 25 Jahren hielt die D-Mark im Osten Einzug) sehen sie hier drei interessante Sparbücher aus unserem Archiv. Sie stammen aus noch früheren Zeiten, in denen die Mark (links), dann die Reichsmark (Mitte) und später die Deutsche Mark der Deutschen Notenbank (rechts) gültig war. Das erste Buch ist über 100, das zweite mehr als 70 und das dritte mindestens 50 Jahre alt. Wir sehen: Sparkassen haben in ihrer Geschichte schon viel erlebt, zum Beispiel Währungsreformen.

  • Landkarte Provinz Sachsen

    Auf dem Ausschnitt einer Landkarte der preußischen Provinz Sachsen (um 1900) sind die ersten vier Sparkassen im Regierungsbezirk Magdeburg verortet. (Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Siegelmarke Magistrat Neuhaldensleben

    Die Siegelmarke zeigt das Stadtwappen von Neuhaldensleben. Magistrat und Stadtverordnetenversammlung sorgten dafür, dass dort 1840 eine Sparkasse eröffnet wurde. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Rathaus Neuhaldensleben

    Von den Überschüssen der Sparkasse profitierte auch die Kommune. So wurde z. B. 1880 Geld zum Bau des Mittelgiebels des Rathauses verwendet. (Ansichtskarte Verlag Carl H. Odemar in Magdeburg, versendet 1914; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

175 Jahre Sparkasse in Haldensleben

175 Jahre ist es her, dass in Haldensleben eine kommunale Sparkasse gegründet wurde. Im damaligen Neuhaldensleben nahm eine Stadtsparkasse am 1. Juli 1840 die Geschäftstätigkeit auf. Der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung hatten beschlossen, das Institut für die 4.619 Einwohner der ländlichen Kleinstadt ins Leben zu rufen. So entstand die vierte Stadtsparkasse im preußischen Regierungsbezirk Magdeburg.

Verwaltet wurde sie von einem Direktorium. Dieses setzte sich aus einem Magistratsmitglied, zwei Stadtverordneten und einem Bürger zusammen. Für den Magistrat übernahm der Bürgermeister den Vorsitz des Verwaltungsorgans. Der Vertreter der Bürgerschaft war 1840 der Böttcher August Römer. Auch ein Rendant wurde gefunden, der nebenamtlich tätig war. Er nahm die Einlagen der Kundinnen und Kunden entgegen, am Eröffnungstag genau 133 Taler, 15 Groschen und 2 Pfennige.

Am Ende des ersten Geschäftsjahres betrug das Gesamtguthaben bereits 3.648 Taler, 22 Groschen und 4 Pfennige. 85 % dieses Geldbetrags waren ausgeliehen. Schon kurz nach der Gründung warb die Sparkasse in der Presse dafür, bei ihr Kredite aufzunehmen, zum Beispiel auf Schuldscheine gegen Verpfändung von Wertpapieren. Bedeutender war aber der Grundkredit. Das erste Hypothekendarlehn erhielt ein Schlosser, Herr Stridde. Nicht nur als Sparinstitut insbesondere für „weniger bemittelte“ Leute, etwa Dienstboten, Lehrlinge oder Gesellen, war das Institut also von Anfang an tätig. Schon vor 175 Jahren wurde die regionale Wirtschaft durch Sparkassenkredite gefördert.

2015 ist die Kreissparkasse Börde in Haldensleben vor Ort. Sie ist in dieser Stadt, in vielen anderen Gemeinden im Landkreis und natürlich im Internet für ihre Kundinnen und Kunden da. Die Zeiten haben sich geändert. So wird heute nicht mehr in Talern oder Pfennigen, sondern in Euro und Cent gerechnet. Auch kann die moderne Sparkasse als Universalinstitut seit Langem vielfältige Produkte anbieten, nicht nur das altehrwürdige Sparbuch. Es gibt zugleich Dinge, die haben sich nicht verändert. So ist zum Beispiel der Gedanke aus der Gründungszeit, den Menschen in der Region nützlich zu sein, ihnen etwa eine Individualvorsorge zu ermöglichen sowie dem heimischen Mittelstand Darlehn auszureichen, weiterhin lebendig.

  • Stadthaus Auszahlung 1990

    Schlange stehen! In vielen Städten, wie hier in Wismar, mussten wegen des Massenandrangs extra Stellen zur Auszahlung von DM eingerichtet werden. : © Sparkasse Mecklenburg-Nordwest

  • Auszahlungsquittung Magdeburg 1990

    100 Deutsche Mark hat sich am 1. Juli 1990 eine Kundin/ ein Kunde bei der Stadtsparkasse Magdeburg auszahlen lassen. Die persönlichen Daten auf der Auszahlungsquittung wurden retuschiert. : © Stadtsparkasse Magdeburg

  • Tabelle Umstellung Leipzig Dresden

    Umstellung der Einlagen 1990 bei der damals (Stadt- und Kreissparkasse Leipzig) und bei der heute (Ostsächsische Sparkasse in Dresden) größten Sparkasse im jetzigen OSV-Gebiet : © Historisches Archiv des OSV

  • Mark DDR BRD

    2 Mark der DDR und eine Deutsche Mark - der normale Umstellungskurs war 1990 2:1. : © Historisches Archiv des OSV

Die Währungsunion vor 25 Jahren – Eine historische Aufgabe für die Sparkassen

Vor genau 25 Jahren war es soweit. Mit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion wurde in der DDR die Deutsche Mark alleiniges Zahlungsmittel. Dies regelte ein Staatsvertrag zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik vom 18. Mai 1990. Eine wichtige Etappe der Wiedervereinigung war mit dem Inkrafttreten am 1. Juli erreicht.

Nun konnten sich die Bürgerinnen und Bürger mit der neuen Währung ausstatten. Die Bargeldversorgung der DDR-Bevölkerung erfolgte vor allem über die Sparkassen. Aufgrund der verordneten Arbeitsteilung im Bankensystem des ostdeutschen Staates waren sie seit Jahrzehnten die Sparinstitute der Privatleute. Über 80 % der Spareinlagen befanden sich im Sommer 1990 bei ihnen. Wegen der dominierenden Stellung hatten sie die Hauptlast bei der Währungsumstellung zu tragen. Ohne ihr großes Engagement wäre eine fristgerechte Umsetzung gar nicht möglich gewesen.

Weil kein direkter Umtausch von Bargeld stattfand, sondern lediglich Guthaben auf Konten umgerechnet wurden, erfolgten im Mai und Juni 1990 zahlreiche Neueröffnungen von Konten bei den Sparkassen. Insbesondere die Buchspareinlagen für Kinder vermehrten sich. Innerhalb von Familien wurden Guthaben verteilt. Bis 2.000 Mark erhielten zum Beispiel unter 14-Jährige 1:1 umgestellt. Für den bevorzugten Kurs war das Lebensalter maßgeblich. 2:1 lautete der allgemeine Umstellungssatz.

Die Währungsunion bedeutete im Vorfeld eine umfangreiche Beratung der Kundinnen und Kunden in den Sparkassen. Die ostdeutschen Institute informierten die Bevölkerung über alle anstehenden Maßnahmen. Die Umstellungsanträge waren dann ab dem 5. Juni erhältlich. Zwischen dem 11. Juni und 6. Juli 1990 mussten sie abgegeben werden. Bei der Ausreichung und Entgegennahme gab es in den Sparkassen einen Massenandrang. Insgesamt bearbeiteten sie rund 90 % (14,3 von 16 Mio.) der Anträge in der DDR.

Das war eine gewaltige Aufgabe, die vor allem die Mitarbeiterinnen zu bewältigen hatten. Denn bei den Geldinstituten arbeiteten fast ausschließlich Frauen. Wochenlang machten sie massiv Überstunden, arbeiteten an Wochenenden. Es gab auch Unterstützung durch die westdeutsche Sparkassenorganisation, etwa mit Personal aus Partnersparkassen oder mit Computertechnik. Das Ergebnis der Arbeit der engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Ost und West: zum Stichtag 30. Juni waren bei den DDR-Sparkassen rund 50 Milliarden Mark (34 % der Spareinlagen) im Verhältnis 1:1 und 96 Milliarden Mark zum normalen Kurs 2:1 umgetauscht.

Am Folgetag standen schon frühzeitig Schlangen vor den Sparkassen. Freudig erwarteten die Menschen am 1. Juli (Sonntag) ihre DM. Eine Erstausstattung der Geldinstitute war zuvor durch die Bundesbank erfolgt. Wer bei der Antragstellung eine Auszahlungsquittung bestellt hatte, bekam jetzt Bares. Mit den Wertschecks konnte die Bevölkerung im Rahmen ihres Guthabens bis 2.000 DM erhalten und so den Bargeldbedarf für eine Woche decken. Denn frei über ihre Konten verfügen konnte sie erst am 9. Juli 1990, nach deren EDV-mäßiger Umstellung auf Deutsche Mark.

  • Kuponmark

    Im Juni 1948 wurde innerhalb weniger Tage durch eine großangelegte Klebaktion aus der Reichsmark eine neue Währung. : © Historisches Archiv des OSV

Als man mit der Kuponmark bezahlte

Als man mit der Kuponmark bezahlte, schrieb man das Jahr 1948. Deutschland war seit drei Jahren, nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945, unter den vier Siegermächten aufgeteilt. Diese übten die Regierungsgewalt in ihren jeweiligen Besatzungszonen aus.

Bis zum 20. Juni 1948 war die Reichsmark die offizielle deutsche Währung. Einen Tag später wurde in den drei westlichen Besatzungszonen die Deutsche Mark eingeführt und somit das dort alleinige gesetzliche Zahlungsmittel. Im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands erfolgte die Währungsreform nur wenige Tage später; zwischen dem 24. und 28. Juni 1948.

Neue Geldscheine standen im Osten noch nicht zur Verfügung, sodass eine Notlösung gefunden werden musste. Für ca. einen Monat wurde die Kupon- oder Tapetenmark das gültige Zahlungsmittel in der SBZ. Dahinter verbargen sich Reichs- oder Rentenmarkscheine mit aufgeklebten Spezialkupons.

Welchen gewaltigen logistischen und arbeitszeitintensiven Aufwand diese „Klebeaktion“  für die Sparkassen im Land Sachsen bedeutete, belegen die Akten des Sächsischen Sparkassenverbandes aus unserem Archiv. In einem Schreiben des Sächsischen Finanzministeriums vom 18.6.1948 heißt es zum Beispiel, dass eine Verpflichtung von 2000 Beklebungen je Schicht von sieben Stunden von jedem „Kleber“ einzuhalten sei. Dafür stehe diesem dann eine Verpflegung von 250 gr. Brot, 10 Zigaretten! und Getränken zu. Des Weiteren waren die durchführenden Organe berechtigt, auf die Mitarbeiter aller Kreditinstitute, Postanstalten, Versicherungen, Verwaltungen usw. zurückzugreifen. Es gab Tag- und Nachtschichten – ohne Begrenzung der Arbeitszeit. Viel Zeit stand den „Klebern“ ohnehin nicht zur Verfügung. Die Weisung erging am 18.6.1948 um 20.40 Uhr – das war ein Freitag. Zu lösen war die Aufgabe bis Sonntag.

Doch dies war nur der erste, vorbereitende Teil der gesamten durchzuführenden Währungsreform. In einem Abschlussbericht des Sächsischen Sparkassenverbandes ist folgende Aufstellung zu finden:

Eingerichtete Umtauschstellen: 1986.

Eingesetzte Arbeitskräfte: 10 300.

In Empfang genommene Umtauscherklärungen: 1 027 565 Stück.

Vorgelegte Lebensmittelkartenabschnitte: 2 151 590.

Vereinnahmtes Altgeld: 863 818 TRM (Tausend Reichsmark) und vieles andere mehr.

Nach etwa einem Monat war dieses Geld schon Geschichte. Zwischen dem 25. und 28.7.1948 wurde die Kuponmark von der Deutschen Mark der Deutschen Notenbank abgelöst.

  • Geschichtsstudenten der Humboldt-Universität zu Berlin besuchten mit ihrer Dozentin Dr. des. Heike Wieters im Juni 2015 das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes in Potsdam. : © Historisches Archiv des OSV

  • Britta Weschke stellte das Archiv mit seinen Zuständigkeiten, Aufgaben und Projekten vor. : © Historisches Archiv des OSV

  • Thomas Einert referierte nicht nur zur Geschichte des Luftschiffhafens, sondern auch zum Versicherungsgeschäft der sächsischen Sparkassen in der Weimarer Republik. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Luftschiffhafen, vor 1922 (K.H.B. Verlag)

    Eingangsgebäude zum Gelände des Luftschiffhafens, auf dem im September 1911 der erste Zeppelin, die „Schwaben“, landete (Ansichtskarte Luftschiffhafen, vor 1922, K.H.B. Verlag, Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Angehende Historiker zu Besuch am Luftschiffhafen in Potsdam

Wenn man sich entschlossen hat, Geschichte zu studieren, ist es durchaus lohnenswert, auch einmal ein Archiv zu besuchen. Immerhin könnte es der zukünftige Arbeitsplatz sein – in jedem Fall ist das Archiv aber ein Ort, an dem sich Historiker viel und gern aufhalten.

Und auch für die Praktiker ist es wertvoll zu erfahren, was junge Studierende für Vorstellungen und Wünsche haben, was sie interessiert und wie sich das Studium gestaltet. So lag es auf der Hand, eine Anfrage bezüglich eines Archivbesuchs von Studenten der Humboldt-Universität positiv zu beantworten, Archivmaterial herauszusuchen und sich einfach einmal Zeit zu nehmen, um den wissenschaftlichen Nachwuchs am eigenen Arbeitsplatz zu begrüßen.

Der Besuch begann – wie sollte es anders sein – mit einem Rundgang. Fünf „Luftschiffe“ stehen heutzutage am Templiner See, Am Luftschiffhafen 1, in Potsdam. Die Architektur der imposanten Gebäude wollte erklärt sein. Zumal der Ort geschichtsträchtig ist.  Hier entstand 1912 eine riesige Luftschiffdoppelhalle im Auftrag der Luftschiffbau Zeppelin GmbH.  An diese Zeit erinnert zum Beispiel noch immer das markante Eingangsgebäude zum Gelände, auf dem im September 1911 der erste Zeppelin, die „Schwaben“, landete. Anhand von Modellen und Bildern wurden die historischen Fakten anschaulich vermittelt.

Nach dem Rundgang wurden die Aufgaben und aktuellen Projekte des Historischen Archivs des OSV vorgestellt. Dass gerade die Öffentlichkeitsarbeit im Sinne von History Marketing für ein Wirtschaftsarchiv von großer Bedeutung ist, wurde den Studenten schnell klar. Mit einem Sparkassenwerbefilm zum Spargedanken und der Rolle des Vorsorgens für schlechte Zeiten aus den 1930er-Jahren erfolgte der direkte Einstieg in die Sparkassengeschichte. So begaben sich die Studenten, die sich im Seminar gerade mit dem Versicherungswesen des 19. Jahrhunderts beschäftigen, gemeinsam mit dem Historiker Thomas Einert auf Zeitreise. Thematisiert wurde das Vorsorgen durch Sparen bei den Sparkassen zwischen 1778 und 1913. Auch das Versicherungsgeschäft in der Weimarer Republik wurde anhand von Archivalien beleuchtet.

Viele spannende Fragen begleiteten den Archivbesuch: Von der Bewertungspraxis bei der Übernahme der Akten in das Historische Archiv über die Möglichkeiten der Archivnutzung durch Externe bis hin zu Versicherungsstatistiken und der Auszahlungspraxis der Lebensversicherungen bei Selbstmord oder im Fall des Todes bei Kriegseinsätzen. Die Studenten wurden eingeladen, selbst zu recherchieren und anhand von Archivmaterial Antworten zu finden. Am Ende des Tages empfanden beide Seiten das Zusammentreffen als große Bereicherung – Wiederholung nicht ausgeschlossen …

  • Reklamemarken ÖVA

    Auf den Klebemarken sind die Versicherungen zu lesen, die Anfang (links) und Mitte (rechts) der 1920er-Jahre bei den sächsischen Sparkassen abgeschlossen werden konnten. : © Historisches Archiv des OSV

  • Prospekt Werbung ÖVA

    Seiten eines Werbeprospekts aus den 1920ern : © Historisches Archiv des OSV

  • Ansichtskarte Automobil

    Das Motiv einer Ansichtskarte (unbekannter Verlag) zeigt einen Viersitzer der Marke Wanderer W 8 aus Chemnitz. Als sehr nützlich erwies sich in Sachsen die Autokaskoversicherung. 1929 wurden von der ÖVA 818 Schadensfälle bearbeitet. (Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Gebaeude der OEVA 1929

    Ihre Büros hatte die ÖVA zunächst im Rathaus am Dresdner Altmarkt. Ein eigenes Verwaltungsgebäude fand sich bald hier in der Wiener Straße 20. : © Historisches Archiv des OSV

Die Kraftfahrzeugversicherung der ÖVA

Die deutschen Sparkassen haben sich im Laufe ihrer über 200-jährigen Geschichte von Spar- und Kredit- zu modernen Universalinstituten entwickelt. Ein Produkt, das zum Beispiel die sächsischen Sparkassen ihren Kundinnen und Kunden schon vor 95 Jahren anbieten konnten, waren Versicherungen, zunächst Lebensversicherungen. Am 1. April 1920 nahm die Öffentliche Lebensversicherungsanstalt der Sparkassen im Freistaat Sachsen die Geschäftstätigkeit auf.

1925 erfolgte dann die Umbenennung des Verbundunternehmens in Öffentliche Versicherungsanstalt der Sächsischen Sparkassen (ÖVA). Die Angebotspalette war nun um moderne Versicherungen erweitert: die Unfall-, Haftpflicht-, freiwillige Kranken- sowie die Autokaskoversicherung. Zum Teil bestand dabei bis 1927 eine Arbeitsgemeinschaft mit anderen Unternehmen. Ab 1926 wurden auch Kleinlebensversicherungen als Volksversicherungen von der ÖVA angeboten.

In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre zeigte das Versicherungsgeschäft einen deutlichen Aufschwung. So waren zum Beispiel bis zum 1. Januar 1927 in Sachsen bereits 572 Autokaskoversicherungen beantragt. Im Geschäftsjahr 1927 wurden 694 und im Folgejahr sogar 870 Versicherungen abgeschlossen. Ende 1928 bestanden 1.399 Policen – der Höchststand während der Jahre der Weimarer Republik. Zu diesem Zeitpunkt gab es bei einer Bevölkerung von ca. 5 Mio. Menschen fast 106.000 Kraftfahrzeuge im Freistaat Sachsen, davon rund 37.600 Pkw.