• Bis 1914 befand sich die Stadtsparkasse im Rathaus. (Ansichtskarte Verlag Trinks & Co in Leipzig, versendet 1919: Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Dieses Sparbuch (Vorder- und Rückseite) wurde ab 1930 genutzt. Auf die Bedeutung des Bienenkorbs als Sinnbild für das Vorsorgen durch Sparen wurde heute eingegangen. : © Historisches Archiv des OSV

  • Heimspardosen liehen die deutschen Sparkassen ihrer Kundschaft ab 1904, damit diese zu Hause fleißig sparen konnte. : © Historisches Archiv des OSV

Von der ersten kommunalen Sparkasse Sachsen-Anhalts

… wurde am heutigen Tag während einer Veranstaltung für Auszubildende der S Direkt-Marketing GmbH & Co. KG an der NOSA in Potsdam berichtet. Warum? Nun, meine Gäste sind im Geschäftsgebiet der Saalesparkasse, der Salzlandsparkasse und der Sparkasse Burgenlandkreis zu Hause. Und was liegt näher, als sie auch mit den Wurzeln der Sparkassen ihrer Heimat vertraut zu machen, zum Beispiel mit der Historie der Sparkasse Burgenlandkreis.

In deren Geschäftsgebiet ist am 1. Januar 1823 die erste kommunale Sparkasse im Gebiet des Bundeslandes Sachsen-Anhalt eröffnet worden. Gründerväter der Naumburger Stadtsparkasse waren der Bürgermeister Johann Franz Rasch und der Kämmerer Johann Samuel Thränhardt. Allerlei Objekte aus dem Bestand des Historischen Archivs des OSV hatte ich zum Betrachten und „Begreifen“ für zwei informative und kurzweilige Geschichtsstunden ausgewählt, unter anderem aus Naumburg an der Saale. Diese Archivalien möchte ich auch Ihnen kurz vorstellen.

  • Brandenburg Potsdam Landkarte

    In Brandenburg an der Havel und in Potsdam entstanden die ersten Stadtsparkassen im heutigen Geschäftsgebiet der MBS. (Ausschnitt Landkarte der preuß. Provinz Brandenburg; Druck und Verlag von C. Flemming in Glogau, 1844) : © Historisches Archiv des OSV

  • Luebben Schlossinsel Sparkasse

    Die älteste Wurzel der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam liegt im Spreewald. In Lübben wurde bereits 1824 eine Flächensparkasse gegründet. (Ansichtskarte Verlag W. Charles in Lübben, versendet 1909; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Die Sparkasse des Teltower Kreises wurde 1905 zur größten in Brandenburg. Sie hatte damals ihren Hauptsitz in Berlin und zahlreiche Nebenstellen im MBS-Gebiet. (Abb. Sparbuch von 1907) : © Historisches Archiv des OSV

Die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam wird 25

Heute ist es soweit. Die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam hat Geburtstag. Wir gratulieren und wünschen alles Gute! Ein Vierteljahrhundert besteht sie nun schon, die flächenmäßig größte Sparkasse im OSV-Gebiet. Und dieses Jubiläum ist Anlass, einmal in die jüngere und ältere brandenburgische Sparkassengeschichte zurückzublicken.

Fünf Institute waren es, die sich am 1.7.1991 zur MBS zusammenschlossen: die Kreissparkassen Belzig, Nauen und Oranienburg, die Stadt- und Kreissparkasse Brandenburg sowie die Sparkasse Potsdam. 1993 kam noch die Kreissparkasse Gransee dazu und im Folgejahr die Kreissparkasse Rathenow. 2004 folgte die Kreissparkasse Teltow-Fläming mit Hauptsitz in Luckenwalde und schließlich 2005 die Sparkasse Dahme-Spreewald in Königs Wusterhausen. Und so reicht das Geschäftsgebiet vom Ruppiner Land bis in die Niederlausitz, vom Fläming bis an der Rand der Schorfheide.

Weit in die Geschichte reichen die Wurzeln der Flächensparkasse. So wurde in Lübben bereits 1824 die Ständische Hauptsparkasse der Niederlausitz eröffnet. Eine erste Stadtsparkasse entstand schon 1830 in Brandenburg an der Havel, eine zweite 1840 am heutigen MBS-Hauptsitz Potsdam. Die erste Kreissparkasse begann 1848 im Kreis Jüterbog-Luckenwalde ihr Geschäft. Sitz war Jüterbog. Zur größten brandenburgischen Sparkasse entwickelte sich im Wilhelminischen Kaiserreich die Sparkasse des Teltower Kreises.

Noch mehr Gründungsdaten können Sie der folgenden Aufstellung entnehmen. Sie zeigt, geordnet nach Gründungsjahr (Genehmigung bzw. Eröffnung), welche relevanten „Vorgängersparkassen“ vor 100 Jahren in Brandenburg existierten.

1824    Lübben, Ständische Hauptsparkasse der Niederlausitz
1830    Brandenburg a. H., Stadtsparkasse
1840    Potsdam, Stadtsparkasse
1848    Jüterbog, Kreissparkasse Jüterbog-Luckenwalde
1851    Treuenbrietzen, Stadtsparkasse
1852    Rathenow, Stadtsparkasse
1857    Rathenow, Kreissparkasse Westhavelland
1857    Nauen, Stadtsparkasse
1858    Belzig, Sparkasse des Kreises Zauch-Belzig
1877    Dahme, Stadtsparkasse
1878    Jüterbog, Stadtsparkasse
1880    Ketzin a. H., Stadtsparkasse
1883    Niemegk, Stadtsparkasse
1883    Plaue a. H., Stadtsparkasse
1883    Zehdenick, Stadtsparkasse
1884    Luckenwalde, Stadtsparkasse
1885    Belzig, Stadtsparkasse
1886    Werder a. H., Stadtsparkasse
1887    Velten, Gemeindesparkasse
1888    Kremmen, Stadtsparkasse
1889    Oranienburg, Stadtsparkasse
1901    Nauen, Kreissparkasse Osthavelland
1907    Luckau, Stadtsparkasse
1907    Luckau, Kreissparkasse
1909    Beelitz, Stadtsparkasse
1912    Gransee, Stadtsparkasse
1914    Hennigsdorf b. Berlin, Gemeindesparkasse

Übrigens: in Berlin hatten damals zwei Kreissparkassen ihren Sitz, die Nebenstellen im heutigen Geschäftsgebiet der MBS unterhielten:

1857    Berlin, Sparkasse des Kreises Niederbarnim
1858    Berlin, Sparkasse des Teltower Kreises

  • Schwerin Grossherzog Friedrich Franz

    Friedrich Franz I., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin (Umrisskupferstich, 1825) : © Historisches Archiv des OSV

Der Großherzog und die Sparkassen

Darf ich vorstellen: Hier sehen Sie den mecklenburgischen Großherzog Friedrich Franz I.  Er regierte von 1785 bis 1837. Sein Herrschaftssitz war in Schwerin. Die Stadt ist auch heute noch Landeshauptstadt. Und genau dort wurde vor 195 Jahren die erste Sparkasse im Gebiet des jetzigen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern eröffnet.

Was der Monarch damit zu schaffen hatte? Nun, die Erlaubnis des Landesherrn war damals notwendig, damit die sogenannte Ersparniß-Casse in Schwerin überhaupt erst gegründet werden konnte. Er selbst erachtete deren Einrichtung für seine Untertanen als nützlich und genehmigte ihr Reglement am 14. Mai 1821. Erst danach durfte die Sparkasse die Geschäftstätigkeit aufnehmen. Die Eröffnung war am 5. Juni 1821 im Hofmarschallamtsgebäude.

Weitere mecklenburgische Ersparnis-Anstalten folgten. Bis zum Ende seiner Regentschaft genehmigte die Landesregierung unter Friedrich Franz I. noch die Statuten von Sparkassen in:

Rostock am 30.06.1825
Wismar am 24.04.1826
Güstrow am 09.10.1826
Grabow am 06.03.1830
Kröpelin am 21.09.1830
Neubukow am 06.05.1831
Goldberg am 23.11.1831
Röbel am 13.09.1832
Boizenburg am 13.03.1833
Plau am 07.02.1834
Rehna am 11.04.1834
Teterow am 11.11.1834
Bützow am 24.12.1834
Wittenburg am 21.10.1836

Diese Daten finden sich in den Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalendern.

  • Ansichtskarte Städtische Sparkasse Plauen

    Die Städtische Sparkasse in Plauen existierte als Institut von 1839 bis 1943. (Ansichtskarte unbekannter Verlag, versendet 1915; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • werbung Sparbuch Plauen

    Werbeanzeige der Stadtsparkasse Plauen, die von 1945 bis 1951 bestand, und Sparbuch des Nachfolgeinstituts, der Stadt- und Kreissparkasse Plauen : © Historisches Archiv des OSV

Eine vogtländische Fusionsgeschichte

Seit 20 Jahren gibt es nun schon die Sparkasse Vogtland. Am 1. Juni 1996 erfolgte gemäß einem Kreisgebietsreformgesetz, durch welches der Vogtlandkreis und die kreisfreie Stadt Plauen gebildet wurden, auch der Zusammenschluss von fünf bislang eigenständigen vogtländischen Sparkassen zu einem Institut.

Auf dessen Vorgeschichte möchte ich heute eingehen. Denn 1996 gab es nicht die erste Fusion.  Doch der Reihe nach. Die Wurzeln der Sparkasse reichen im Vogtland weit in die Geschichte. Am heutigen Hauptsitz in Plauen wurde bereits 1839 eine Sparkasse eröffnet. Andere städtische Gründungen erfolgten zum Beispiel 1847 in Auerbach, 1850 in Reichenbach, 1859 in Oelsnitz und 1869 in Klingenthal.

Diese genannten Kassen existierten viele Jahrzehnte, bis 1943. Denn während des Zweiten Weltkriegs wurden in Sachsen die sehr zahlreich vorhandenen Sparkassen und Girokassen zusammengelegt. Demnach bestanden bis nach Kriegsende die Spar- und Girokassen Klingenthal, Oelsnitz und  Reichenbach. Auerbach und Plauen waren Sitz von Kreisspar- und Girokassen.

Auf Anordnung der sowjetischen Besatzungsmacht fand 1945 die Neugründung der Geldinstitute ohne Rechtsnachfolge statt. Die Kreissparkassen Auerbach, Oelsnitz, Plauen sowie die Stadtsparkassen Plauen und Reichenbach traten ins Leben. Klingenthal war nur noch Zweigstelle.

Bald ging die Fusionsgeschichte weiter. 1950 kam die Stadtsparkasse in Reichenbach zur Kreissparkasse Plauen. Im Folgejahr wurden die beiden Plauener Institute zur Stadt- und Kreissparkasse zusammengelegt. Und dann war 1952 eine große Verwaltungsreform in der DDR. In Klingenthal und Reichenbach gab es danach Kreissparkassen.

Erst 44 Jahre später erfolgte die nächste große Fusion, die aus den fünf besprochenen Vorgängerinstituten die Sparkasse Vogtland entstehen ließ. Zu ihrer Historie gehören natürlich noch mehr eigenständige Sparkassen in der Region, die im Laufe der Geschichte auf andere Institute übergingen.

  • Saenger Finsterwalde

    Schon um 1900 waren diese Finsterwalder Sänger Ansichtskartenmotive. (Ansichtskarte unbekannter Verlag, versendet 1922; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ein kleines Geburtstagsständchen für Finsterwalde

Seit drei Jahren führt Finsterwalde in Südbrandenburg nun schon die offizielle Bezeichnung „Sängerstadt“. Zurück geht der Titel auf einen Schlager, den der Berliner Komponist und Theatermacher Wilhelm Wolff 1899 für seine Burleske „Die Sänger von Finsterwalde“ schrieb. Das Lied wurde schnell sehr bekannt in Deutschland. Finsterwalde war in aller Munde. Popularität erlangten auch die zahlreichen Postkarten, die die Sänger als ziemlich schräge Typen darstellten.

Nicht alle Finsterwalder fanden das wohl lustig. Andere hingegen nutzten schon frühzeitig das Stück, so der örtliche Männergesangsverein im Jahr 1901. Man pflegte das Image. Das Chorwesen entwickelte sich. Und seit 1954 findet sogar ein großes Volksfest statt, das Sängerfest. Im August ist es wieder soweit. Hauptsponsor dieser Veranstaltung ist die Sparkasse Elbe-Elster. Sie ist noch länger als das Liedchen vor Ort.

Vor genau 130 Jahren bekam Finsterwalde nämlich eine eigene Sparkasse. Sie eröffnete am 1. Juni 1886 als Einrichtung der Stadt und hatte ihren Sitz zunächst im Schloß. Darum ein Ständchen zum „kleinen“ Geburtstag! Denn die Sparkasse Elbe-Elster ist sogar noch älter. So gab es in der Sängerstadt zum Beispiel schon seit dem 1. Juli 1847 eine Nebenstelle der Niederlausitzer Provinzialsparkasse. Und in Herzberg (Elster) wurde bereits am 1. August 1837 eine Kreissparkasse gegründet.

  • Albrechtsburg Meissen

    In der Albrechtsburg befand sich die bekannte Porzellanmanufaktur von 1710 bis 1863. (Ansichtskarte Verlag F. Schmuck in Dresden, versendet 1905; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Johann Gottfried Miersch Meissen

    Johann Gottfried Miersch war einer der Gründer der Sparkasse in Meißen (Abb. in: 100 Jahre Städtische Sparkasse Meißen, bearb. von Arthur Thessel, 1928; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Personal Porzellanmanufaktur Meissen 1827

    Insbesondere für die Arbeiter des bedeutenden Staatsbetriebes wurde die Sparkasse in Meißen 1828 eröffnet. : © Historisches Archiv des OSV

Von der Porzellanmanufaktur und der Sparkasse in Meißen

Fortschrittlich denkende Bürger waren es, denen Meißen die Gründung einer Sparkasse vor fast 190 Jahren zu verdanken hat. Die wohltätige Gesellschaft „zu Rath und Tath“ rief nämlich kurz vor Weihnachten 1827 „alle Freunde des Guten und Nützlichen“ zur Gründung eines Sparkassen-Vereins auf. In der Anfangszeit des sächsischen Sparkassenwesens waren es vor allem Privatpersonen, die die Initiative ergriffen.*

Unter anderem tüchtige Meißener Kaufleute engagierten sich und steuerten Geld zu einem Sicherheitsfonds bei. Nachdem eine Satzung die Genehmigung der königlichen Regierung in Dresden erhalten hatte, konnte der Verein bei einer Versammlung am 21. Mai 1828 die Posten in Geschäft und Verwaltung der Sparkasse besetzen.

Dem Verwaltungsorgan des Instituts gehörten zum Beispiel Johann Gottfried Miersch und Johann Gottlieb Lommatzsch an. Sie waren im Bereich Malerei der bekannten Porzellanmanufaktur tätig. Dort wurden die Produkte kunstvoll gestaltet, etwa mit Blumen, Landschaften oder Figuren versehen. Christian Gottlob Steuer, der Kassierer der Manufaktur, übernahm das Ehrenamt des Kontrolleurs und Protokollführers der Sparkasse.

Für die Einwohner Meißens und der näheren Umgebung war sie gedacht, und speziell für die Arbeiter des Staatsbetriebes. Sie wurden in den Statuten konkret angesprochen. Ende 1827 waren bei der Manufaktur 354 Personen beschäftigt, davon allein 121 in der Porzellanmalerei. Betriebliche Versicherungseinrichtungen für die Pension, den Krankheits- oder Todesfall kannten sie bereits. Nun erhielten sie mit der Sparkasse des Vereins eine Möglichkeit zum individuellen und universellen Vorsorgen.

Ab dem 11. Juni 1828 konnte gespart werden. Die Eröffnung fand im Geschäftshaus der beiden Kassierer, zweier Kaufleute, am Heinrichsplatz statt. Zum 1. Januar 1837 ging dann die Verwaltung der Sparkasse auf die Stadt Meißen über. Damals betrugen die Einlagen 30.603 Taler, 10 Groschen und 6 Pfennige. Wie viel wohl die Beschäftigten der Porzellanmanufaktur schon gespart hatten? Mittlerweile arbeiteten dort 371 Menschen.

 

* Mehr dazu können Sie lesen in: Handschuh, Georg Andreas: Der öffentliche Auftrag der sächsischen Sparkassen. Von der Inpflichtnahme Privater über die Reglementierung als öffentliche Aufgabe bis zur Geschäftstätigkeit nach eigentümergeprägten Oberzielen, Baden-Baden, 2010