• Markt Ketzin Havel

    Dank der Sparkasse bekamen die Ketziner Kinder eine neue Schultoilette. (Ansichtskarte Verlag Emil Fricke in Ketzin an der Havel, versendet 1912; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Wie die Ketziner Kinder zu ihrer neuen Schultoilette kamen

Seit dem 19. Jahrhundert engagieren sich die Sparkassen im Verbandsgebiet des OSV gemeinnützig. Einige Beispiele dafür sind bereits hier im Blog vorgestellt worden. Auch die Sparkasse in Ketzin an der Havel, gegründet 1880, stellte in guten Zeiten Überschüsse bereit. Sie wurden mit Genehmigung der Regierungsbehörden zu verschiedenen öffentlichen Zwecken verwendet.

Die Trägerin der Sparkasse, die Stadt Ketzin, beschloss etwa vor 100 Jahren, 8.000 Mark als Zuschuss für ein neues „Schulabortgebäude“ einzusetzen. Dies war die Hälfte des vom Geldinstitut bereitgestellten Gewinns aus dem Geschäftsjahr 1915. Der Bau konnte mit Hilfe der Sparkasse vollendet werden. So kamen die Schulkinder zu einem neuen „stillen Örtchen“.

Dass Sparkassengelder in früheren Zeiten auch zum Bau von öffentlichen „Bedürfnisanstalten“ oder „Pissoirs“ genutzt wurden, ist übrigens keineswegs „anrüchig“. Vielmehr stellte deren Einrichtung eine wichtige Maßnahme der kommunalen Gesundheitsvorsorge dar. Auch für Kanalisationen oder Badeanstalten flossen zum Beispiel Überschüsse von Sparkassen.

  • Roland Belgern

    Der etwas unproportionierte Roland von Belgern mit seinem auffälligen Hosenknopf wurde nach dem Rathausneubau 1610 aus Sandstein errichtet. Zuvor stand dort ein Roland aus Holz. (Abb. Ansichtskarte Verlag M. Marquardt in Dahlen, um 1930)

Wer steht denn da vor der Sparkasse?

Dies ist der Roland von Belgern in Sachsen. Solche Statuen zeigen einen Ritter, zumeist mit einem blanken Schwert, manchmal auch noch mit anderen Attributen. Zurück geht die Figur auf einen legendären Befehlshaber im Heer von Karl dem Großen, der auf dem Rückzug vom Spanienfeldzug im Jahr 778 heldenhaft sein Leben ließ.

Im Mittelalter wurden Rolande in vielen deutschen Städten, gerade in unserem heutigen Verbandsgebiet, aufgestellt. Auf Marktplätzen und vor Rathäusern stehen sie zum Teil noch heute. Insbesondere in Sachsen-Anhalt können Sie die Denkmale finden. Aber warum wurden sie errichtet? Wegen der Erinnerung an die Sagengestalt, den tapferen Ritter?

Nun, Rolandstatuen galten früher auch als Zeichen der bürgerlichen Freiheit. Sie waren Symbol der Eigenständigkeit einer Stadt mit Marktrecht und eigener Gerichtsbarkeit. Dies waren Privilegien. Als ein Zeichen kommunalen Selbstbewusstseins kann ein Roland also verstanden werden, meine ich.

Selbstbewusste Kommunen waren es dann auch, die ab dem 19. Jahrhundert Sparkassen einrichteten, um den Bürgerinnen und Bürgern das Vorsorgen zu ermöglichen. Immer wichtiger wurde auch die Versorgung der Bevölkerung vor Ort mit Kredit, zunächst mit Grundkredit. Und die Gemeinden, Städte und Kreise profitierten natürlich auch selbst von ihren Sparkassen.

  • © Historisches Archiv des OSV

Historisches zum „Begreifen“ …

… bekommen heute Abend, natürlich in Schutzhüllen verpackt, Auszubildende von fünf Sparkassen nach dem Abendessen serviert. Der Nachwuchs der Sparkasse Barnim, der Sparkasse Uecker-Randow, der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin, der Kreissparkasse Börde sowie der Sparkasse Mansfeld-Südharz ist am NOSA-Standort Potsdam zu Gast. Im Rahmen einer Abendveranstaltung wird er von mir mit der Sparkassengeschichte vertraut gemacht.

Die uralte Sparkassenidee und ihre Verwirklichung in Deutschland werden Thema sein. Auf über 200 Jahre deutsche Sparkassengeschichte wird zurückgeblickt. Dabei kommt die Historie der benannten Institute nicht zu kurz. Denn es gilt, das Interesse am und die Verbundenheit mit dem eigenen Unternehmen zu stärken. So wird zum Beispiel gezeigt, wie weit die Traditionslinien vor Ort zurückreichen. Was die Sparkassen schon alles erlebt haben, wird sicher überraschen.

Vielfältiges Bild- und, schon angesprochen, historisches Objektmaterial aus unserem Archivbestand kommt nachher zum Einsatz. Und weil auch die Entwicklung der Marke Sparkasse und die Reklame besprochen werden, bietet sich die Vorführung von Werbefilmen aus verschiedenen Zeiten an. Aber dies ist heute nur ein Mittel, um den Auszubildenden Geschichte unterhaltsam zu vermitteln. Ich freue mich auf meine Gäste.

  • Aula der Sparkassenakademie vor 20 Jahren : © OSV

  • Seminarbereich der Akademie 1996 in der ehemaligen Shedhalle der Luftschiffwerft : © OSV

Schon seit 20 Jahren – Akademiestandort Potsdam

Vor genau 20 Jahren war es soweit. Die Ostdeutsche Sparkassenakademie (heute Nord-Ostdeutsche Sparkassenakademie) konnte am 5. August 1996 planmäßig ihren Bildungsbetrieb an einem neuen Standort aufnehmen. Laut einem Rundschreiben der Akademie begann der Lehrbetrieb mit einem Einführungslehrgang für Auszubildende am Luftschiffhafen 1 in Potsdam-West. Hier war innerhalb von drei Jahren ein modernes Schulungszentrum mit Seminarhotel entstanden.

Den Beschluss zum Bau hatte die Verbandsversammlung des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes (ab 2005 Ostdeutscher Sparkassenverband) am 15. Dezember 1992 gefasst. Das von der OSA damals genutzte Gebäude eines ehemaligen SED-Instituts in Berlin-Rahnsdorf konnte nicht als zentraler, dauerhafter Standort für ständige Bildungsveranstaltungen dienen. In der brandenburgischen Landeshauptstadt sollte in einem Gemeinschaftsprojekt der neue Verwaltungssitz der LBS Ostdeutsche Landesbausparkasse AG und der Akademie-Neubau entstehen.

Eine fortschrittliche Ausbildungsstätte wurde in idyllischer Lage am Templiner See errichtet. An der Stelle, an der einst ein Luftschiffhafen und eine -werft bestanden hatten, erinnert seit zwei Jahrzehnten die Architektur des Gebäudekomplexes an die Zeit der Zeppeline. Im Inneren standen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sparkassenakademie moderne Arbeits- und Unterrichtsräume zur Verfügung, zum Beispiel eine Aula, 2 Hörsäle für Fachtagungen, 18 Seminarräume, 17 Gruppenarbeitsräume, 7 Lehr-Zweigstellen und 8 PC-Räume mit insgesamt 128 Arbeitsplätzen. Computerunterstütztes Lehren und Lernen sollte immer wichtiger werden.

  • Goerlitz Stadtsparkasse

    Die zeitgenössische Darstellung zeigt die Stadtsparkasse vor 100 Jahren. (Ansichtskarte Verlag Neue Postkartenquelle Görlitz, versendet 1927; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ganz weit im Osten

Die Sparkassen und ihre kommunalen Träger in vier ostdeutschen Bundesländern sind Mitglieder im OSV. Über die nördlichste und südlichste Sparkassenfiliale im Verbandsgebiet wurde im Blog bereits berichtet. Eine befindet sich in Mecklenburg-Vorpommern und die andere in Sachsen. Heute besuchen wir wieder den Freistaat, denn dort liegt die östlichste Stadt der Bundesrepublik Deutschland: Görlitz.

Eine Sparkassentradition gibt es hier schon seit 1830. Damals wurde die Oberlausitzer Provinzialsparkasse gegründet. Vor 165 Jahren öffnete auch eine Stadtsparkasse. Sie entwickelte sich zu einem bedeutenden Geldinstitut. Im Wilhelminischen Kaiserreich war sie nach Breslau die zweitgrößte Stadtsparkasse im preußischen Schlesien.

1913 bezog die Sparkasse den hier abgebildeten Neubau in der Berliner Straße, der bald auch ihr Hauptsitz wurde. Der Standort war gut gewählt, befand sich an einer wichtigen Haupt- und Geschäftsstraße in der Nähe des Bahnhofs, dieser sogar mit Direktverbindung nach Berlin. Das Gebäude grenzte zudem an den repräsentativen Postplatz. Eine schöne Ecke, an der sich später auch die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien niedergelassen hat. Sie ist heute in dem historischen Haus mit der Nummer 64 vor Ort.

  • Martin Luther Relief

    Zu den ersten durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und eine Sparkasse erworbenen Kunstwerken gehörte ein Luther-Relief. (Albert von Soest, Brustbild Dr. Martin Luther, 1560/70, Relief, Buchsbaumholz auf Eichenholz, Foto: G. Bröcker) : © Staatliches Museum Schwerin

20 Jahre Ostdeutsche Sparkassenstiftung

„Die Sparkassen im OSGV sind ostdeutsche Unternehmen, die sich der Aufbausituation an ihren Standorten in Ostdeutschland stellen. Ihr Selbstverständnis ist auch von dem Bewußtsein geprägt, in Regionen tätig zu sein, die zu den ältesten und gleichzeitig innovativsten Kulturlandschaften Deutschlands zählen. Beim Stolz auf ein außerordentliches Kulturerbe zwischen Tradition und Avantgarde wollen sie es nicht belassen, sondern an den Anstrengungen teilhaben, die kulturelle Substanz des Überlieferten und eine lebendige Gegenwartskunst ebenso zu erhalten und weiterzuentwickeln.“ (Rainer Voigt, 1998)

Heute vor genau 20 Jahren war es soweit. Der Prozess zur Gründung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung (OSS) war abgeschlossen. Die Idee zur Einrichtung dieses Förderinstruments hatte Rainer Voigt, Geschäftsführender Präsident des damaligen Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes (OSGV, ab 2006 Ostdeutscher Sparkassenverband = OSV). Auf der Verbandsversammlung am 5. November 1993 fassten dann die anwesenden Sparkassen- und Kommunalvertreter mehrheitlich den Beschluss zur Gründung. Mit einer Stiftungsurkunde errichtete der OSGV am 14. November 1995 die Ostdeutsche Sparkassenstiftung als Gemeinschaftswerk aller Mitgliedssparkassen. Bis zum 11. Juli 1996 wurden sämtliche Gremien besetzt. Der Hallenser Oberbürgermeister Dr. Klaus Rauen war zum Beispiel Vorsitzender des Stiftungsrats, Rainer Voigt Vorsitzender des Vorstandes und Friedrich-Wilhelm von Rauch Geschäftsführer. Er leitet bis heute die Geschäftsstelle der OSS in Berlin.

Aufgabe der Stiftung ist die Förderung und Unterstützung künstlerischer, kultureller und wissenschaftlicher Zwecke im Verbandsgebiet. 1996 wurden bereits 68 Projekte und Fördermaßnahmen bewilligt. Man ergriff selbst die Initiative, organisierte Veranstaltungen und lobte einen Preis sowie zwei Stipendien aus. Auch erste Kunstwerke und andere Kulturgüter wurden angekauft, um sie Museen, Kultureinrichtungen oder Archiven als Leihgaben zur Verfügung zu stellen. So konnte etwa Martin Luther, der vor fast 500 Jahren seine Thesen zur Kirchenreform veröffentlichte, ins Schloss Güstrow heimkehren. Das Renaissance-Bildnis war 1945 kriegsbedingt abhanden gekommen und wurde über den Kunstmarkt zurückerworben. Dies ermöglichte die Ostdeutsche Sparkassenstiftung zusammen mit der OstseeSparkasse Rostock. Projektbezogene Zusatzspenden gab es schon 1996. Zur Förderung nutzt die OSS seit damals die Erträge des Stiftungsvermögens. Außerdem erhält sie einen Teil des Zweckertrags des PS-Lotterie-Sparens, erstmalig aus dem Jahr 1995.

„Die neue Stiftung hat breite öffentliche Beachtung gefunden. So haben die Ministerpräsidenten aller vier Bundesländer, in denen die Ostdeutsche Sparkassenstiftung tätig ist, der Chef des Bundespräsidialamtes und das Bundeskanzleramt die Stiftungserrichtung als einen wichtigen Impuls der ostdeutschen Sparkassen für eine konzeptionell und langfristig angelegte Kulturförderung in den neuen Ländern gewürdigt.“ (Tätigkeitsbericht der Ostdeutschen Sparkassenstiftung 1995/96)

Schnell entwickelte sie sich zu einer sehr bedeutenden nichtstaatlichen Fördereinrichtung in Ostdeutschland. Die Stiftung hilft seit zwei Jahrzehnten, die kulturelle Infrastruktur zu sichern und dadurch unsere Heimat für Bevölkerung und Gäste attraktiver zu machen. Die OSS pflegt die Kulturlandschaft, erhält ostdeutsche Kulturgüter. In den Landeshauptstädten, den größeren Städten und dezentral wurden und werden von und mit ihr viele Projekte verwirklicht – bis Ende 2015 über 1.800. Schon in der Anfangszeit hatte die Ostdeutsche Sparkassenstiftung keine Solistenrolle. Es fand eine Zusammenarbeit mit Sparkassen, Landesverwaltungen, Kreisen und Kommunen statt. Es gab projektbezogene Allianzen mit anderen Stiftungen. Seit 2002 kooperiert die OSS sogar mit dem World Monuments Fund. So wird gemeinsam zum Erhalt ausgewählter Baudenkmäler mit herausragender kulturhistorischer Bedeutung im Verbandsgebiet beigetragen.