• Otl Aichers Entwürfe begeisterten und überzeugten, sodass die Erarbeitung eines Regelwerks im September 1971 zur "vordringlichsten Aufgabe" erklärt wurde. Die Abnahme und Druckfreigabe erfolgte im April 1972 durch Aicher selbst. Herstellung und Verteilung an alle Sparkassen übernahm im Mai der Deutsche Sparkassenverlag. : © Historisches Archiv des OSV

  • Gestaltungsbeispiele für Drucksachen : © Historisches Archiv des OSV

  • Für Aicher eine bedeutende visuelle Konstante - das rote Sparkassen-S : © Historisches Archiv des OSV

  • „Fahnen sind Plakate, denen der Wind Leben einhaucht", so der Deutsche Sparkassenverlag. Kein Wunder also, dass Aicher diese mitdachte bei seinen Entwürfen für die Außenwerbung und dass sie heutzutage immer noch beliebtes Werbemittel sind. : © Historisches Archiv des OSV, photothek.net

  • Das alte Aicher-S schmückte den Eingang einer SB-Filiale in Bad Dürkheim seit 1993. Im März 2021 wurde es demontiert und ist nun sicher verwahrt im Historischen Archiv des OSV. : © Sparkasse-Rhein-Haardt

  • Seit 2004 haben wir in der S-Finanzgruppe ein schmaleres, modern anmutendes Sparkassen-S. Doch wenn man sich aufmerksam umschaut, findet man außen wie innen noch immer an davor sanierten Sparkassengebäuden das alte Aicher-S, wie hier in Finsterwalde im Januar 2022. : © Historisches Archiv des OSV

50 Jahre rotes Sparkassen-S

Ende Mai 1972 war es geschafft: Alle Sparkassen der alten Bundesrepublik hatten nun das Handbuch zum neuen Erscheinungsbild der Sparkassenorganisation auf dem Tisch. Und natürlich ging es nicht nur um ein strahlendes rotes Sparkassen-S. Es ging um viel mehr. Denn zum ersten Mal war ein allumfassendes Regelwerk für einen einheitlichen, modernen Auftritt der S-Finanzgruppe realisiert worden. Jede Kundin, jeder Kunde sollte sofort und vor allem überall erkennen: Aha, da ist sie ja, meine Sparkasse.

Was Otl Aichers kreatives Wirken hervorbrachte, war zukunftsweisend. Mit ihm hatte die Organisation einen Designer an ihrer Seite, der internationale Anerkennung genoss, bereits für die Lufthansa oder die Olympischen Spiele 1972 schöpferisch tätig war. Bis heute bilden seine Ideen die Grundlage für Modifizierungen und Anpassungen an veränderte Rahmenbedingungen. Zur Entwicklung des Logos haben wir an dieser Stelle bereits ausführlich informiert. Auch dort zu finden ist die Antwort zu einer kürzlich eingetroffenen, sehr interessanten Anfrage, warum 1981 das Sparkassen-S in der eigenen Heimatstadt noch blau war. Die Gründe sind tatsächlich vielfältig und wurden am 19. April 2022 im Kommentar zum Blog ausführlich dargestellt.

Werfen wir an dieser Stelle noch einmal einen genaueren Blick auf das, wofür die örtlichen Sparkassen sich vor 50 Jahren entscheiden konnten. Einerseits wurden visuelle Konstanten definiert. Dazu gehörten insbesondere das rote Sparkassen-S, der Schriftzug „Sparkasse“, die Hausfarbe „Sparkassenrot“ HKS 13 sowie die Hausschrift Helvetica und natürlich auch der bekannte Sparkassen-Slogan. Im Detail wurden Musterlayouts für Geschäftsvordrucke, wie Briefpapier, Visitenkarten oder das Sparkassenbuch, für Hausbroschüren, wie Geschäftsberichte, Jubiläumsschriften oder Hauszeitschriften, für die Außenwerbung, für Anzeigen, Bildschirmtext und für die Verbundfirmierung kreiert.

Der Werbedienst führte aus, dass nun ein Erscheinungsbild vorliege, „mit dem die Sparkassen – wie das überall positive Echo zeigt – sich voll identifizieren können; dies um so mehr, als im Neuen die positiven Werte es Alten, Traditionsgebundenen optimal integriert sind.“ Prägnanz und Kontinuität standen als Leitbegriffe im Vordergrund. Gleichzeitig wurde betont, dass mit dem Regelwerk kein Gesetzbuch, sondern vielmehr ein Handbuch vorliege, das „auf lange Sicht konzipiert worden“ sei. Ein „übereiltes Umstülpen bisheriger Formen“ sei nicht bezweckt. Vielmehr sollten die Sparkassen wohlüberlegt vorgehen, da alle Bereiche von den Neuerungen betroffen seien. Auch die Kosten mussten im Blick bleiben. Schlussendlich war allen Beteiligten bewusst, dass „für eine gewisse Zeit ein Nebeneinander von altem und neuem Erscheinungsbild“ präsent sein werde.

In der Einleitung zur Neuauflage des Regelwerks 1989 wird Bilanz gezogen und herausgestellt:

1972 wurde für die Sparkassenorganisation zum Jahr des Aufbruchs. Erstmals setzte eine Veröffentlichung des Deutschen Sparkassenverlages Design-Maßstäbe: der rote Ordner „Sparkasse – Gestaltungsregeln für das einheitliche Erscheinungsbild“. Die Neuorientierung im Sparkassenlager ließ nicht lange auf sich warten. Der Weg von den ersten Anfängen bis zur breiten Anwendung des optimierten Sparkassen-S, der Hausfarbe und -schrift war beeindruckend kurz. Nur zehn Jahre nach seiner Einführung lag das neue Signet in seiner korrekten Zuordnung zur Sparkasse bei 85 %, einem Wert, den sonst nur der Mercedes-Stern annähernd erreicht.

Diese Erfolgsgeschichte setzte sich mit der Wende 1990 auch in Ostdeutschland in einem rasanten Tempo fort. Im Ergebnis waren die ehemaligen Sparkassen der DDR schneller auf das einheitliche Erscheinungsbild umgestellt, als so manches altehrwürdige westdeutsche Haus.

  • Dieser Briefkopf zeigt gleich zwei Umbenennungen des Verbandes. : © Historisches Archiv des OSV

Ein Verband und viele Namen

Bereits 1892 wurde im Gebiet des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt ein Sparkassenverband gegründet. Er war für die preußische Provinz Sachsen, das Herzogtum Anhalt sowie die thüringischen Herzog- und Fürstentümer zuständig. Gegründet in Halle (Saale), hatte er dann in Magdeburg seinen Sitz. 1922 wurde er mit dem seit 1915 bestehenden Sparkassen-Giroverband Sachsen-Thüringen-Anhalt vereinigt. Der neue Sparkassen- und Giroverband für Provinz Sachsen, Thüringen und Anhalt erhielt wiederum 1938 den Namen Mitteldeutscher Sparkassen- und Giroverband. 1944 löste das NS-Regime die Provinz Sachsen auf. Aus dem dortigen Regierungsbezirk Merseburg wurde die Provinz Halle-Merseburg und aus dem Regierungsbezirk Magdeburg die Provinz Mageburg.

1945 befahl die Sowjetische Militäradministration in Deutschland, die Provinzen Halle-Merseburg und Magdeburg sowie das bisherige Land Anhalt zur Provinz Sachsen zu vereinigen. Halle wurde Amtssitz. Gleichzeitig entstand das Land Thüringen, dessen Verwaltungssitz Weimar war. Der Verband war von beiden Orten aus tätig. 1946 wies die Besatzungsmacht an, dass der Mitteldeutsche Sparkassen- und Giroverband seine Arbeit auf die Provinz Sachsen zu beschränken hatte. Darum lautete die Bezeichnung fortan Sparkassenverband der Provinz Sachsen. Im Folgejahr gab es wieder eine Umbenennung, weil das Land Sachsen-Anhalt entstand. Wie der gleichnamige Verband existierte es nur bis 1952. Damals schaffte das SED-Regime die Länderstruktur in der DDR ab. Der Sparkassenverband Sachsen-Anhalt wurde aufgelöst. Erst seit 1990 haben die Sparkassen in Sachsen-Anhalt wieder einen Sparkassenverband.

  • Flussbäder in der Elbe zeigt diese Ansichtskarte von Dresden um 1910. (Ansichtskarte Verlag Römmler & Jonas in Dresden) : © Historisches Archiv des OSV

Badespaß dank der Sparkasse

Draußen hat die Badesaison begonnen. Die Temperaturen ermuntern geradezu zum ersten Schwimmen in 2022. Mancherorts gibt es zu diesem Zweck sogar naturnahe Freibäder in Flüssen. In der sächsischen Landeshauptstadt Dresden bestand eine Tradition des Flussbadens von 1826 bis 1947. Auf der Elbe schwammen Anfang des 20. Jahrhunderts diverse Plattformen mit Schwimmbereich im Inneren. Da kam beim Baden der Dampfer nicht in die Quere. Mitfinanziert wurden Flussbadeanstalten und Volksbäder damals von der Städtischen Sparkasse, über deren Gewinne Dresden zu bestimmten Zwecken verfügen durfte. Von 1904 bis 1908 wurden dafür 22.609 Mark ausgegeben. Insgesamt konnte die Kommune in dieser Zeit über 1,8 Millionen Mark Sparkassenüberschüsse verwenden. Auch Krankenhäuser, Feuerwehren sowie gemeinnützige und wohltätige Vereine erhielten Geld. Parkanlagen wurden verschönert. Damit der Dresdner nicht hinter den Baum musste, richtete die Stadt sogenannte Bedürfnisanstalten ein. Dafür gab es 28.775 Mark von der Sparkasse.

  • Das einheitliche Werbemittel wurde mit individuellem Aufdruck der Sparkassen versehen. In unserem Bestand befinden sich zum Beispiel sieben Freiberger Exemplare aus verschiedenen Jahren. : © Deutscher Sparkassenverlag GmbH

So schnell kann es gehen

Der Deutsche Haus- und Sparkalender war ein Werbemittel, das vor 90 Jahren vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband herausgegeben wurde. Neben einem nützlichen Jahreskalender mit kirchlichen Fest-, Erinnerungs- und Namenstagen sowie Angaben zu Aufgang und Untergang von Sonne und Mond bot das Heft vielerlei Inhalte der Sparerziehung. Diese war in den Aufbaujahren nach der Inflation sehr wichtig. Das Cover zeigt übrigens das damals bedeutendste Mittel zur Förderung des Kleinsparens, die Sparbüchse. Vermutlich ist auch ein Schulsparbuch abgebildet.

Die meisten Seiten widmeten sich aber anderen Themen. Es ging 1932 zum Beispiel um den 100. Todestag Johann Wolfgang von Goethes am 22. März oder den 100. Geburtstag Wilhelm Buschs am 15. April. Zu lesen waren Gedichte, Sinnsprüche und allerlei unterhaltsame Geschichten. Außerdem gab es Ernährungs- und Haushaltstipps. Rätseln war möglich. Man erfuhr Wissenswertes zur Natur, Landeskunde und Technik. Geschwindigkeiten wurden verglichen. Die Angaben erfolgten in Metern pro Sekunde.

Adler 31 – Automobil 20-25 – Brieftaube 20 – Dampfschiff 5-10 – Elektrische Wellen 300.000.000 – Elektrische Lokomotive 58 – Erde 30.800 – Flugmaschine 30-45 – Fußgänger 1,5 – Geschoss Feldkanone 450 – Geschoss Infanteriegewehr 860 – Lenkbares Luftschiff 40 – Licht 300.000.000 – Mond 1.000 – Ozeandampfer 10-11 – Pferd im Schritt 1,1 – Pferd im Galopp 4,5 – Radfahrer 5-10 – Schall in der Luft 330 – Schall im Wasser 1.435 – Schnecke 0,0015 – Segelschiff 4,6 – Schnellzug 20 – Schwalbe 54 – Schwimmer 1,10 – Sturm 25-50 – Torpedoboot 18,3

  • © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

Eine Heckmark zu Ostern

Anfang 1934 führte die Stadtsparkasse Zwickau in den örtlichen Volksschulen das Schulsparen ein. So wurde auch Werner aus der Dittesschule im Ortsteil Pölbitz Sparer. Ihm gehörte dieses Schulsparbuch, das er vom Frühjahr 1934 bis zum Frühjahr 1939 nutzte. 1935 wurde seine Schule nach dem bayerischen Gauleiter und Kultusminister Hans Schemm benannt. Der Schüler sparte nicht nur eifrig, sondern ließ sich auch Geld auszahlen. Letztlich verblieb nur die sogenannte Heckmark als Guthaben auf dem Sparbuch, denn diese war bis Ostern 1941 gesperrt. Davon zeugt ein gestempelter Vermerk der Stadtsparkasse. Vor Ostern 1934 hat Werner diese eine Reichsmark von der Sparkasse geschenkt bekommen. Sie wurde auch als Heckpfennig bezeichnet, wie Abbildung 2 zeigt. Im Volksglauben war eine Heckmünze ein Geldstück, das sich von allein vermehrte. Deswegen durfte man diese Zaubermünze nicht ausgeben.

Das Geschenk der Sparkasse war eine kleine Investition, die sich später auszahlen konnte. Um Kunden zu gewinnen, bedachte sie damals übrigens auch Neugeborene, mit drei Reichsmark in Geschenksparbüchern. Das Schulsparen als eine Form des Kleinsparens war aufwendig. Die Schulen und die Lehrkräfte mussten für ihre Mitwirkung geworben werden. In der NS-Zeit galt es, der Jugend den Spargedanken als nationale Pflicht einzuprägen. So erfolgten staatliche Vorgaben auch zum Schulsparen. Vom sächsischen Reichsstatthalter Martin Mutschman stammt etwa die Parole „Jeder Schulpflichtige ein Sparkassenbuch, jede Schule eine Schulsparkasse“. Der Leiter des Dresdener Bildungsministeriums Arthur Göpfert verpflichtete daraufhin 1938 alle Schulleitungen zur Einrichtung und Förderung von Schulsparkassen.

  • Vor 110 Jahren wurde diese Postkarte verschickt. Sie zeigt die von der Sparkasse mitfinanzierte Stadthalle. (Ansichtskarte Verlag Silesia in Görlitz, versendet 1912; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Kredite nicht nur für die Kultur

1851 gründete die Stadt Görlitz eine Sparkasse. Nach Anlegung ausreichender Reserven konnte sie ab 1872 Geld für öffentliche gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stellen. 20.000 Taler wurden in diesem Jahr für den Bau einer Gewerbeschule verwendet. Ab 1883 trug die Sparkasse auch mit Krediten zur Entwicklung der Kommune bei. Das erste Darlehen an die Stadt über 73.000 Mark diente der Errichtung von vier Generatorenöfen und eines Kohlenschuppens in der Gasanstalt. Später gab es Kommunalkredite an die Trägerin unter anderem für das Wasser- und das Elektrizitätswerk. Auch in den Schlachthof wurde investiert, um die Versorgung der wachsenden Einwohnerschaft zu gewährleisten. Die Bevölkerung von Görlitz hat sich zwischen 1871 und 1910 verdoppelt.

Dass Kommunen Geld von ihren Sparkassen liehen, um notwendige Aufgaben der Daseinsvorsorge zu erfüllen, war in der Zeit der Hochindustrialisierung typisch. Im Rahmen der Modernisierung der Industriestadt Görlitz wurde auch für Kultur gesorgt. Es fehlte nämlich eine passende Räumlichkeit für die Schlesischen Musikfeste. 300.000 Mark betrug 1906 der Sparkassenkredit für den Stadthallenbau. Außerdem gab es einen Zuschuss von 100.000 Mark. Leider glückte das Vorhaben erst im zweiten Anlauf, da die Hallendecke 1908 einstürzte. Schließlich eröffneten 1910 die Berliner Philharmoniker die Konzerthalle feierlich.