• Ausschnitt des Zeitstrahls : © Sparkasse Elbe-Elster

Die neue Online-Chronik der Sparkasse Elbe-Elster

Nun ist sie im Internet zu finden. Die Rede ist von der Chronik der Sparkasse Elbe-Elster. In einem längeren Projekt hatten wir für diese Mitgliedssparkasse des Ostdeutschen Sparkassenverbandes zunächst eine ordentlich recherchierte und reich bebilderte Broschüre erarbeitet. Im Sparkassengeschichtsblog wurde dazu bereits mehrfach berichtet. Die wichtigsten Meilensteine der Unternehmensgeschichte finden Sie ab sofort unter www.spkee-chronik.de. Klicken Sie sich gern durch den bunten Zeitstrahl. Dort gibt es kleinere Geschichten. Auch Zeitzeugen sind eingebunden. Und wenn Sie noch mehr zur Historie der Sparkasse seit 1837 erfahren möchten, so steht im Menü auch die erwähnte Geschichtsbroschüre im PDF-Format mit umfangreichen Informationen und natürlich auch den Quellennachweisen bereit. Schauen Sie gern vorbei!

  • © Historisches Archiv des OSV

Alarm in Eckartsberga

Bei einer Tagung habe ich kürzlich zum Thema Raubüberfälle auf ostdeutsche Sparkasse Anfang der 1990er Jahre referiert und dabei auch auf die DDR-Zeit zurückgeblickt. Viele Raubüberfälle auf Sparkassen gab es damals nicht. So sind für die 15 Jahren von 1975 bis 1989 lediglich 32 Überfälle belegt. Unter diesen gab es aber auch spektakuläre Fälle. Manchmal machten die Täter fette Beute, wie zum Beispiel vor 40 Jahren in der Kleinstadt Eckartsberga im heutigen Sachsen-Anhalt.

Am 10. Mai 1983 kamen kurz vor der Mittagspause zwei Täter auf dem Motorrad vorgefahren. Kunden befanden sich zu dieser Zeit nicht in der Zweigstelle der Kreissparkasse Naumburg. Die jungen Männer waren maskiert und mit Pistolen bewaffnet. Sie forderten das Geld aus der Kasse und aus dem Panzerschrank. Wegen der bevorstehenden Versorgung von Betrieben mit Lohngeldern war reichlich da. 293.890 Mark Beute gab es, darunter auch registrierte Scheine.

Nachdem die Verbrecher die Sparkasse verlassen hatten, versuchten die Mitarbeiterinnen unter der Nummer 110 die Volkspolizei zu alarmieren. Die ging jedoch nicht ans Telefon. Zumindest erreichten sie das Kreispolizeiamt in Naumburg. Die Telefonnummer des Abschnittsbevollmächtigten war in der Sparkassenfiliale nicht bekannt. Da er aber nur 150 Meter erntfernt wohnte, wurde zu Fuß Hilfe geholt. Die Sparkassenfrauen konnten das Nummernschild des Fluchtmopeds notieren und sich sogar das Aussehen der Täter merken, die sich auf der Flucht demaskiert hatten.

Für die Filialdirektorin, die am 10. Mai Haushaltstag hatte, und den Kreissparkassendirektor hatte der Überfall ein Nachspiel. Denn sie wurden dafür verantwortlich gemacht, dass keine vorgeschriebene Notrufanlage vorhanden war. Diese musste aber gemäß Weisung der Staatsbank der DDR bei Bargeldbeständen ab 100.000 Mark installiert sein. Zwei Wochen später bekam die Zweigstelle dann ihre Alarmanlage Made in GDR. Ob es sich dabei um das oben abgebildete Gerät handelte, ist nicht bekannt.

  • © Historisches Archiv des OSV

Alugeld vor 100 Jahren

Münzen aus Aluminium gab es bekanntlich nicht erst in der DDR, sondern schon während des Ersten Weltkriegs im Deutschen Reich. Auch in der Inflationszeit danach fand das Leichtmetall Verwendung. Vor genau 100 Jahren erschien im Reichsgesetzblatt eine Bekanntmachung des deutschen Finanzministers vom 8. Mai 1923. Demnach hatte der Reichsrat die Prägung von Ersatzmünzen zu 500 Mark aus Aluminium beschlossen. Die Stücke hatten einen Durchmesser von 27 Millimetern und waren 1 2/3 Gramm schwer beziehungsweise leicht.

Am 2. Februar 1923 war die genannte Länderkammer vom Reichstag gesetzlich ermächtigt worden, Notgeld im Nennwert bis zu 1.000 Mark in Münzform herstellen zu lassen. Wegen der rapiden Geldentwertung kam ein Großteil der tatsächlich produzierten Stücke aber gar nicht in den Umlauf. Diese abgebildete 500-Mark-Münze hatte am Tag der Bekanntmachung eine Kaufkraft von lediglich sechs Pfennigen der Vorkriegswährung. Bald war sie praktisch ohne Wert.

  • Das älteste Sparbuch aus Sachsen-Anhalt in unserem Archiv stammt aus Magdeburg. : © Historisches Archiv des OSV

200 Jahre Sparkasse in Magdeburg

Für jede Mitgliedssparkasse des Verbandes, die in die Jahre kommt, gibt es in unserem Sparkassengeschichtsblog einen Beitrag. Dazu muss passendes Bildmaterial aus dem Archivbestand zur Verfügung stehen. Unser ältestes Sparkassenbuch aus dem Gebiet Sachsen-Anhalts wurde tatsächlich bei der heutigen Jubilarin ausgestellt. Was liegt da näher, als mit dem historischen Dokument in die Geschiche der Sparkasse MagdeBurg einzutauchen?

Das Sparkassenbuch erhielt am 28. Januar 1887 Martha Gutsche von der Zweigstelle Neustadt ausgestellt. Dass sie Köchin von Beruf war, wurde zusammen mit der Adresse schriftlich vermerkt. Frau Gutsche zahlte 25 Mark ein. Das war schon allerhand. In Preußen bekam man damals für dieses Geld zum Beispiel 25 Kilogramm Kalbfleisch. Die Kundin war nicht unvermögend. Die zweite Einzahlung am 18. Februar 1887 betrug 500 Mark.

Auch das erste Sparbuch, das die Stadtsparkasse Magdeburg an ihrem Eröffnungstag ausstellte, bekam eine Kundin. Das war am 7. Mai 1823 Minna Francke, die Tochter des Oberbürgermeisters August Wilhelm Francke. Ebenso üblich wie die Eintragung des Standes beziehungsweise Berufs war es früher, dass Sparkassengründer mit gutem Beispiel vorangingen und zum Beispiel für ihre Kinder Sparbücher anlegten.

Die Eröffnung der Sparkasse machte Vater Francke übrigens durch Aushang am Rathaus und Presseartikel bekannt. Insbesondere Dienstboten und Gesellen sowie ärmeren Menschen konnte die kommunale Einrichtung beim Vorsorgen nützlich sein. Zunächst waren Einlagen bis 100 Taler zugelassen, um Vermögende fern zu halten. Die Sparkasse sollte ihnen nicht als Bank dienen. Die Zweckbestimmung war sozialer Natur. Gedacht war sie zudem nur für ihm Stadtkreis Magdeburg wohnhafte Personen.

Es scheint ein erfolgreicher Gründungstag gewesen zu sein. Insgesamt brachten Kunden und Kundinnen vor 200 Jahren 1.015 Taler zu Sparkasse. Ende 1823 bestanden Guthaben von fast 22.000 Talern. 30 Jahre später waren es schon über 1,2 Millionen. Dieses Jahr 1853 ist bedeutsam, da nach ausreichender Füllung des Reservefonds erstmals Gewinne für gemeinnützige Vorhaben bereitgestellt wurden. So bekam zum Beispiel der Vorstand des Augustinerklosters Geld zur Bezahlung von Präbendenstellen.

Als erste Geschäftsstelle der Sparkasse in Magdeburg diente 1823 die sogenannte Serviskasse im Rathaus, gegenüber dem heutigen Standort Alter Markt 12. Geöffnet war immer mittwochs von 14:00 bis 18:00 Uhr. Erst 1892 sollte sie wegen Platzmangel aus dem Rathaus ausziehen. Um der Kundschaft Wege zu ersparen und die Hauptstelle zu entlasten, existierten ab 1882 private Annahmestellen für Spargelder, vor allem bei Kaufleuten. Die erste richtige Zweigstelle entstand dann nach der Eingliederung von Neustadt zum 1. April 1886 und der Fusionierung der dortigen Sparkasse.

Da wurde im Folgejahr das gezeigte Sparbuch der Köchin ausgestellt. Sparkassenbücher stellten tatsächlich lange Zeit das einzige Produkt dar, das zur Geldanlage anboten wurde. Über 100.000 stieg die Zahl der Sparkasssenbücher der Stadtsparkasse 1890. Damit zählte statistisch gesehen bereits die Hälfte der Bevölkerung der Großstadt Magdeburg zur Kundschaft. Kein Wunder, dass die Sparkasse zwei Jahre später endlich größere Räume im Geschäftshaus Spiegelbrücke 1-2 erhielt.

1907 bekam sie schließlich ihr erstes eigenes Gebäude mit genügend Platz. Der Sitz war seitdem bei der Hauptwache 4-6. Im Jubiläums- und eben auch Krisenjahr 1923 zog sie in das von ihr erworbene Geschäftshaus Große Münzstraße 6 um. Münzen spielten in der Zeit der Hyperinflation allerdings keine Rolle mehr im Zahlungsverkehr. Die Spareinlagen stiegen 1923 auf sagenhafte 34,155 Billiarden Papiermark. Das waren umgerechnet lediglich 34.155 Goldmark der Vorkrisenzeit.

Doch auf schlechte Zeiten folgten wieder gute Zeiten. Der Wiederaufbau des Spargeschäfts begann, mit einer neuen, stabilen Währung sowie verstärkten Werbeanstrengungen. Die Sparkassen entschädigten die Kundinnen und Kunden gemäß gesetzlicher Vorschriften für die durch die staatliche Geldpolitik verschuldete Entwertung der Mark-Guthaben. Auch das Magdeburger Sparbuch von Frau Gutsche bekam den dafür notwendigen Stempel der Anmeldung zur Aufwertung.

  • Plakat zur Tagung : © Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald

Werbung in eigener Sache

Nächste Woche findet in Greifswald eine interdisziplinäre Fachtagung zum Thema Bankraub statt, die vom Alfried Krupp Wissenschaftskolleg organisiert wird. Das Programm bietet von Donnerstag bis Samstag zahlreiche interessante Vorträge. Ich bin gerade dabei, meinen Beitrag vorzubereiten. Er wird sich einer Umbruchzeit widmen. Raubüberfälle auf Sparkassen waren in der DDR selten. Es lohnt sich jedoch, auf einige spektakuläre Einzelfälle einzugehen und anhand dieser das Thema Sicherheitseinrichtungen zu thematisieren. Die waren nämlich bis zur und auch nach der Währungsunion 1990 mangelhaft. Da hieß es, rasch aufzurüsten, etwa mit Panzerglas und Überwachungskameras.

Eine Welle von Raubüberfällen brach mit der Einführung der Deutschen Mark über die im Sparkassenverband der DDR/ Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverband organisierten Institute herein. Zum Teil machten die Täter enorme Beute. Nicht nur auf die Zahl der Verbrechen, sondern auch auf besondere Einzelfälle werde ich am 6. Mai 2023 eingehen. So gab es beispielsweise bei einem Überfall auf die Meyenburger Geschäftsstelle der damaligen Kreissparkasse Pritzwalk den ersten Toten zu beklagen. Wenn Sie mehr erfahren wollen, so kommen Sie gern vorbei. Es gibt nicht nur Interessantes zu hören. Eine ansprechende Bilderpräsentation bringe ich mit nach Greifswald, um das Referat noch unterhaltsamer zu gestalten.

  • Am sogenannten Storchenturm in Müncheberg befindet sich auch heute noch eine seltsame Inschrift. (Ansichtskarte Verlag Wilhelm Winter in Berlin, versendet 1933; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Heimatgeschichtliches aus Müncheberg

Am 7. Juni 1847 wurde in Müncheberg die zweite Sparkasse im Geschäftsgebiet der heutigen Sparkasse Märkisch-Oderland gegründet. Als Geschäftsstelle diente damals die Kämmereikasse im Rathaus auf dem Marktplatz. Die Ansichtskarte zeigt den Sitz der Stadtsparkasse Anfang der 1930er Jahre. Daneben ist eine seltsame Sehenswürdigkeit abgebildet. Am Küstriner Torturm gibt es eine rätselhafte Inschrift auf einer Steintafel. „Wer giebt seinen Kindern Brod – und leidet selber Noth – den soll man schlagen – mit dieser Keule todt.“ Und tatsächlich hängt darüber ein knorriger Holzknüppel. Um dieses seltsame Arrangement ranken sich Legenden.

Die Journalistin Imma Luise Harms hat dazu bereits recherchiert. Die unmittelbare Botschaft erscheint demnach als keine der selbstlosen Elternliebe zu den Kindern. Die harte Realität war in vormaligen Not- und Hungerzeiten schlichtweg: wenn die Eltern nicht durchkamen, so hatten auch die Kinder keine Chance. Die Zahl der Kinder war hoch, ihre Sterblichkeit ebenfalls. Im Alter sorgten die Kinder für die Eltern. Darauf spielt auch ein heimatgeschichtliches Gedicht an, das wohl im Gründungsjahr der Sparkasse entstanden ist. Vor Jahrhunderten soll ein Müncheberger Bürger seine Kinder sehr gut versorgt haben, dann als Greis von ihnen aber schlecht behandelt worden sein. Die Keule diente auch in dieser Version der Geschichte als abschreckende Warnung.